Ein Glas voll Mord
und glücklich zu sehen. Gilly wäre eine so zauberhafte Ehefrau – wenn nur der Richtige käme.«
Gilly warf ihrer Mutter einen wütenden Blick zu, aber alles, was sie sagte, war: »Wie geht’s Janet?«
»Gar nicht gut«, antwortete Rhys in seinem typischen Tonfall sanfter Melancholie. »Nach all den Fotos, die ich gesehen hatte, erwartete ich eine blühende junge Frau, und es war schockierend, sie so kränklich vorzufinden. Wenn ich das richtig verstanden habe, war Janet hier, um den Arzt zu konsultieren, als …« Er zögerte, wie es sich für einen zartfühlenden Mann gehörte.
»Janet war tatsächlich hier«, sagte Mrs. Druffitt mit einem Hauch von Eis in der Stimme, »aber leider weiß ich nicht, warum. Es war eine so schwere Zeit für mich – ich fürchte, ich habe mich nur für mein eigenes Unglück interessiert. Es tut mir leid zu hören, dass es Janet nicht gut geht.«
Von wegen, dachte der Mountie. Nichtsdestotrotz schenkte er ihr ein flüchtiges, unruhiges Lächeln. »Das werde ich ihr gerne ausrichten. Ich bin hergekommen, um Sie zu fragen, ob Sie Janet vielleicht Ihre – äh – Haushaltshilfe ausleihen könnten, damit sie ihr ein bisschen zur Hand gehen kann.«
»Ja, gern, natürlich! Obwohl ich nicht versprechen kann, dass Dot eine große Hilfe für Janet sein wird. Mir ist sie das jedenfalls nicht. Ich habe ihr ausdrücklich gesagt, dass die oberen Schlafzimmer gemacht werden müssen, sobald die Gäste weg sind, aber Dot ist nirgends zu finden. Ich nehme stark an, dass Sie sie drüben im Busy Bee finden, denn da hält sie sich am liebsten auf.«
»Ich habe Madoc eingeladen, im Herrenhaus zu bleiben, bis Janets Hand wieder in Ordnung ist«, warf Marion ein.
Mrs. Druffitt zwinkerte. »Wie umsichtig von dir, Marion! Ich bin sicher, Gilly wird alles tun, um Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Nicht wahr, Liebes?«
»Sicher«, seufzte Gilly.
Danach stagnierte die Unterhaltung. Während alle darauf warteten, dass einer von ihnen etwas sagen würde, klingelte es an der Haustür.
»Oh je«, sagte Mrs. Druffitt, »würden Sie mich einen Moment entschuldigen? Wir hatten einen nicht abreißenden Strom von Besuchern, seit …«, sie ging zur Tür und blieb dann wie angewurzelt stehen. »Marion, das ist Jason Bain.«
»Jesus! Gilly, hast du deiner Mutter gesagt, dass wir das Patent gefunden haben?«
»Was?! Ja, in drei Teufels …« Mrs. Druffitt riss sich zusammen. »Gilly, warum hilfst du Mr. Rhys nicht, Dot zu finden, damit sie schnellstmöglich bei den Wadmans ist? Los, los, beeil dich. Die arme Janet sollte nicht allein sein, in ihrer traurigen Verfassung.«
Jetzt klingelte es nachdrücklicher. Mrs. Druffitt nickte den beiden ein flüchtiges Auf Wiedersehen zu und schob sie kurzerhand aus der Tür. Rhys konnte nur einen kurzen Blick auf eine unglaublich hagere, finstere und grotesk spinnenartige Gestalt werfen, bevor Mrs. Druffitt Bain ins Haus zog.
»Schade, dass Mama uns rausgeschmissen hat«, bemerkte Gilly recht freundlich, weil sie erleichtert war, ihren ewigen Schutzengel los zu sein. »Das dürfte ein mitreißendes Schauspiel geben, wenn die drei sich gegenseitig an die Gurgel springen.«
»Die – äh – die Kusine Ihrer Mutter hat irgendetwas von einem Patent gesagt«, sagte Rhys vorsichtig. »Sie hat mir die Papiere gezeigt, bevor wir hier hergekommen sind.«
»Hat sie das?«, fragte Gilly, als wäre ihr das völlig egal. »Sie können hier parken. Ich lauf rein und sehe nach, ob Dot da ist.«
»Ich komme mit.« Rhys war schon aus dem Auto gestiegen und hielt Gilly die Tür auf. »Ich will keine von Pitchervilles historischen Stätten verpassen.«
Sie grinste ihn zweifelnd an und ging voraus zum Busy Bee , das die deprimierendste Bruchbude war, die Rhys je betreten hatte. Die Luft war bläulich von abgestandenem Qualm und geschwängert von ranzigem Fett, die Wände gesprenkelt mit öligen Flecken. Ein Radio schmetterte ohrenbetäubenden Lärm in den vernebelten Raum. Eine formlose Kreatur in einem dreckigen Kittel wischte mit einem widerlichen Lappen lustlos auf der Theke herum.
Es gab nur einen Gast, eine Frau. Eine verstörende Sekunde lang glaubte Rhys, es sei die Witwe des Arztes. Sie saß zufrieden in der Mitte dieses verkommenen Ladens und aß mit sichtlichem Genuss ein hellgelbes Teilchen. Als sie Gilly sah, winkte sie ihr zu.
»Hi! Setzt euch her.«
»Nein, danke«, sagte Gilly. »Ich bediene hier zwar ab und
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