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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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RCMP   als Annabelles Vetter aus Winnipeg auszugeben. Er sah aus wie ein entlassener Aushilfsklempner. Nach einer kurzen, aber überraschend beruhigenden Unterredung ließ sie ihn mit dem Familienalbum allein, damit er sich ein Bild machen konnte, und ging rüber ins Herrenhaus.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll, Marion. Bert und ich wussten nicht mal, dass die Duprees irgendwelche walisischen Verwandten haben, bis dieser Vetter Madoc plötzlich samt seinem Koffer vor der Tür stand. Und das ausgerechnet, wo Annabelle im Krankenhaus ist und ich mir die Hand verletzt habe.«
    »Kannst du ihn nicht zu Annabelles Familie abschieben?«, war Marions warmherziger Vorschlag.
    »Ich weiß nicht, ob man das machen kann. Die Duprees müssen sich doch schon um Berts und Annabelles Kinder kümmern. Übrigens«, Janet senkte die Stimme und sah sich um, obwohl sie genau wusste, dass niemand außer Marion im Raum war, »als der Vetter gerade abwusch, habe ich heimlich Tante Maggie angerufen. Sie sagt, Madoc sei Junggeselle und äußerst wohlhabend – obwohl ich sagen muss, dass man ihm das nicht auf den ersten Blick ansieht. Außerdem sind die ganzen Schwestern und Brüder von Annabelle da, und … na ja, du kennst ja Annabelle, sie würde nie irgendwas von irgendwem annehmen, aber du weißt ja von den Problemen, die sie und Bert in letzter Zeit haben. Ich würde nicht wollen, dass –«
    »Natürlich. Das verstehe ich.« Marion schien nichts verständlicher als das Bedürfnis, einen reichen Verwandten zu umschmeicheln, sogar, wenn es nicht ihr eigener war. »Ich sag dir was: Warum quartierst du ihn nicht einfach hier bei uns ein, bis deine Hand wieder in Ordnung ist?«
    Janet tat, als würde sie dieses Angebot überraschen. »Ist das dein Ernst? Es wäre eine riesige Erleichterung, wenn ich nicht sein Bett machen und ihm hinterherräumen müsste. Das ist das Einzige, was mir zu schaffen macht. Das Kochen kriege ich hin.«
    Das würde sie auch müssen. Wahrscheinlich gab es ein Gesetz, das verbat, Mounties mit Marions Kochkünsten zu behelligen. Aber natürlich müsste er selbst entscheiden, ob er sich dieser Gefahr stellen wollte. »Sorgen Sie dafür, dass ich in das Herrenhaus kann, ohne dass jemand weiß, wer ich bin«, war seine Anordnung gewesen, »ich kümmere mich dann um den Rest.«
    Sie nahm an, dass er dazu in der Lage war. Janet war sehr dankbar gewesen, als Fred Olson zurückgekommen war und ihr mitgeteilt hatte, die   RCMP   sende einen Mountie in unscheinbarem Zivil – aber sie hatte nicht erwartet, dass er   so   unscheinbar sein würde.
    Detective Inspector Rhys wusste, was Janet über ihn dachte, als er sich auf einem Stuhl im Hause seiner frisch adoptierten Cousine niederließ, in dem Familienalbum blätterte und genügend Namen memorierte, um eine glaubwürdige Konversation führen zu können. Was Janet dachte, dachten alle. Rhys war noch nicht mal dreißig, aber er hatte trotzdem schon einiges gesehen: verrückte Trapper, Lachswilderer, Schmuggler aus fremden Landen, Randalierer, Axtmörder und wütende Ehefrauen. Er hatte Heckenschützen gestellt, Flugzeugentführer, Spione und Falschparker. Er hatte Schneestürme überlebt, Stechfliegen, Schießereien, Messerstechereien und eine elektrische Gitarre, die ihm in einem Restaurant in Moncton über den Kopf gezogen worden war.
    Trotz all dieser Abenteuer war er ein schmächtiger Waliser mit traurigem Gesicht geblieben, seine Körpergröße erreichte gerade mal das Minimum (einsfünfundsiebzig), und er war so dünn, dass man zweimal hinsehen musste, um sicherzugehen, dass er auch wirklich da war. Er hatte sanfte, tief in den Höhlen liegende, braune Augen und einen rötlichen Schnurrbart, der in einem merkwürdigen Kontrast zu seinem dunkelbraunen Haar stand und von dem viele glaubten, er sei falsch. Seine Stimme war so samtweich, dass er   Rory get your dory there’s a herrin in the bay   singen konnte, ohne dass es wie   Ar hyrd y nos   klang. Sogar für die   RCMP   war die Liste seiner Erfolge fantastisch.
    Rhys war von Janet sehr viel schneller eingenommen als umgekehrt. Er hatte sehr gute Frauen gekannt und sehr schlechte, und sehr viele, die weder das eine noch das andere waren, wobei einige der Variationen recht interessant gewesen waren. Janet war sein Typ. Er mochte es, wie Janet aus dem Herrenhaus zurückkam, wie sie ihm mitteilte, dass alles veranlasst sei, wie sie ihn am Küchentisch Platz zu nehmen bat und seine Tasse mit Tee

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