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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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zu essen.«
    Keine der beiden Cousinen antwortete darauf. Sie starrten ihn nur an; ihre langen, hageren Gesichter sahen sich erstaunlich ähnlich. Nach einer langen Stille fragte Mrs.   Druffitt leise: »Und mein Mann?«
    »Ihr Mann starb an einer Schädelverletzung.«
    »Das weiß ich. Er ist auf diesem Läufer da ausgerutscht und ist mit dem Kopf an die Schreibtischkante geschlagen.«
    »Nein, so war es nicht, Mrs.   Druffitt. Er wurde hinterrücks mit einem schweren, runden Gegenstand erschlagen, einem Gegenstand wie zum Beispiel dem Feuerhaken aus Messing in ihrem Wartezimmer. Der Mörder hat nach der Tat den Leichnam so hingelegt, dass es wie ein Unfall aussehen musste.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    »Ehrlich gesagt, Mrs.   Druffitt: Unsere Ermittlungen werden weitergehen, egal ob Sie es glauben oder nicht. Das Ergebnis allerdings werden Sie natürlich eher akzeptieren können, wenn Sie mir glauben.«
    Marion öffnete ihren Mund ein oder zwei Mal, aber der Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Kusine ließ sie schweigen. Schließlich ergriff Mrs.   Druffitt wieder das Wort. »Haben Sie irgendwelche Beweise?«
    »Oh ja, viele sogar. Wir laufen ja nicht in der Gegend herum und erschrecken unschuldige Leute mit unausgegorenen Gruselgeschichten.«
    »Dann«, sie stellte den Stifthalter ab und fuhr sich mit ihren langen Fingern vorsichtig über die Stirn, »dann muss ich Ihnen wohl glauben, nicht wahr? Das … das ist ein fürchterlicher Schock. Sie müssen mir Zeit geben …«
    »Natürlich, Mrs.   Druffitt. Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist.«
    Rhys war sich ganz und gar nicht sicher, ob er sich das vorstellen konnte. Marion Emerys Reaktion war leichter zu interpretieren. Sie beäugte ihn mit dem gehetzten Blick eines geborenen Verlierers. Das musste aber nichts heißen. Ob sie nun schuldig oder unschuldig war – es musste ihr klar sein, dass sie auf der Liste seiner Verdächtigen weit oben rangierte.
    »Meine Damen«, fuhr er in einem väterlichen Tonfall fort, obwohl beide ein gutes Stück älter waren als er, »ich bin mir sicher, Ihnen ist bewusst, dass es in Ihrem eigenen Interesse ist, wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, damit wir diesen Fall so schnell wie möglich aufklären können.«
    »Aber das Gerede! Was sollen denn die Leute denken, wenn Sie hier überall herumlaufen und schreckliche Fragen stellen? Denken Sie doch nur an all den Klatsch!« Zum ersten Mal klang Mrs.   Druffitts Entsetzen wirklich echt.
    »Daran habe ich auch gedacht«, antwortete Rhys. »Deswegen habe ich mich als Verwandter der Wadmans ausgegeben. Ich hatte gehofft, ich könnte meiner Arbeit so unbehelligt nachgehen, dass niemand etwas von den Ermittlungen merken würde.« Er lächelte traurig. »Unglücklicherweise hat mich ein alter Bekannter gesehen.«
    »Ich würde das eher tragisch als unglücklich nennen.« Die Witwe straffte sich und saß jetzt aufrechter in dem Drehstuhl aus rissigem Leder. Die Knochen ihres Gesichtes standen hervor wie bei einem anatomischen Schaubild. »Unsere Position in dieser Stadt …«
    Marion sagte etwas Boshaftes. Ihre Kusine starrte sie böse an.
    »Marion, es wäre nett, wenn du dich daran erinnertest, dass du dich   in meinem Haus   aufhältst.«
    »Ach, hör doch auf, Elizabeth. Wenn du glaubst, es ist was Besonderes, eine Emery zu sein, dann sieh dir bitte mal diese Schlampe an, die wahrscheinlich gerade ihr Ohr ans Schlüsselloch presst. Du weißt verdammt genau, warum sie meinen Vater aus Pitcherville gejagt haben! Und du weißt auch, dass er sich seine Gewohnheiten nicht von irgendeinem Fremden abgeguckt hatte. Ich wette, in dieser ganzen Stadt gibt’s niemanden, der nicht mit uns verwandt ist, auf die eine oder andere Art – meistens auf die andere.«
    Wenn Blicke töten könnten, hätte Rhys jetzt einen weiteren Mordfall. »Das reicht, Marion«, sagte Elizabeth Druffitt. »Ich bin sicher, Mr.   Rhys steht nicht der Sinn danach, sich noch mehr von deinem Geschwätz anzuhören – und mir auch nicht.« Sie wandte sich an den Inspector, mit einer entschuldigenden Geste. »Ich bin sehr dankbar, dass Sie die Schwierigkeit meiner Lage verstehen – auch wenn die, die sie eigentlich besser als jeder andere verstehen müssten, dergleichen auf die leichte Schulter nehmen. Ich werde Sie in jeder Weise unterstützen. Je schneller und gründlicher dieser scheußliche Skandal vertuscht und vergessen wird, desto besser für uns alle.«
    Skandale zu vertuschen fiel zwar nicht

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