Ein Glas voll Mord
in seinen Zuständigkeitsbereich, aber es schien ihm unklug, das ausgerechnet dann zu erwähnen, wenn ihm Unterstützung zugesichert wurde. »Danke, Mrs. Druffitt. Das ist sehr vernünftig. Und jetzt, wo Sie bereit sind, mir zu helfen – ich hätte da eine ganze Menge Fragen an Sie und Miss Emery.«
Mit nervenaufreibender Detailtreue berichtete er den beiden Frauen von den jüngsten Ereignissen und noch einiges mehr. Er machte Exkurse in die Familiengeschichte, die Geschichte des Dorfes, er erörterte genauestens Charles Treadways fulminant gescheiterte Karriere als Erfinder – er brachte alles aufs Tapet, von dem er glaubte, es würde die beiden ins Plaudern bringen und ihm die eine oder andere nützliche Information bescheren.
Als sie merkten, dass seine Befragung nicht auf ihr eigenes Privatleben zielte, schickten sie ihre Verschlossenheit zum Teufel und antworteten eifrig und ausführlich. Nach zwei Stunden in diesem hermetisch abgeschlossenen Behandlungszimmer hatte Rhys Kopfschmerzen vom Klang ihrer Stimmen. Es war eine Erleichterung, als er schließlich auf Jason Bains Interesse an Onkel Charles’ Waschzuber zu sprechen kam – denn da hatten die beiden Damen plötzlich keine Lust mehr, sich weiter mit ihm zu unterhalten.
14. Kapitel
Rhys schleppte sich den Hügel hinauf, den Kopf voller Fragen und die Schuhe voller Steinchen. Sein Magen hingegen war bestürzend leer. Mrs. Druffitt hatte ihm nicht mal eine Tasse Tee angeboten und er fand, dass ein Imbiss im Busy Bee mehr Tapferkeit erforderte als sein Beruf von ihm verlangen konnte. Obwohl es schon weit nach Mittag war, würde Janet ihm etwas zu essen anbieten. Gott segne ihr gutes Herz.
Die lange Unterhaltung mit Marion und ihrer Kusine hatte ihm, soweit er das jetzt schon beurteilen konnte, nicht viel gebracht, außer einer leisen Ahnung, dass sie wegen des Patents irgendeinen Handel mit Jason Bain planten oder schon abgeschlossen hatten. In dieser Sache würde aus den Damen nicht mehr rauszukriegen sein. Er hoffte, dass Dot Fewter tatsächlich an Schlüssellöchern lauschte. Sie hatte ihm gesagt, dass sie später vorbeikommen würde, um Janet mit dem Supper zu helfen. Er konnte warten.
Tatsächlich wartete er in tiefer Zufriedenheit. Janet, der er von seinem bedauernswerten Magen erzählt hatte, schenkte ihm ein Glas von Berts Rum ein, damit er sich entspannen konnte, während sie ihm einen Imbiss aus Eiern mit Schinken, dunklem Brot und Erdbeermarmelade, frischen Tomaten aus dem Garten, frischem Salat aus dem Beet neben der Hintertür und einem Stück Apfelkuchen mit Käse bereitete, damit er bis zum Abendessen durchhielt. Danach legte er sich in die Hängematte auf der Veranda, um seine Gedanken zu sammeln, und schlief ein. Als er aufwachte, war Dot Fewter eingetroffen.
Dot war, wie er gehofft hatte, ganz wild darauf, alles zu erzählen. Der Trumpf unter den Neuigkeiten war, dass Jason Bain der Witwe einen Besuch abgestattet hatte, kurz nachdem Rhys gegangen war; er war ungefähr eine halbe Stunde geblieben, und als er das Haus verließ, sagte Dot, habe er ausgesehen wie eine Katze, die endlich den Kanarienvogel verspeist hat. Sie bedauerte zutiefst, dass sie trotz allergrößter Bemühungen nicht ein Wort der vorangehenden Unterhaltung hatte mitbekommen können. Dr. Druffitts Behandlungszimmer war wirklich sehr gut abgedichtet.
Was war danach passiert? Marion war gegangen, um ein paar Einkäufe zu machen. Vorher hatte sie im Herrenhaus angerufen und Elmer gebeten, sie in einer halben Stunde beim Geschäft abzuholen, und Dot wusste aus sicherer Quelle, dass Elmer das auch getan hatte. Was Marion eingekauft hatte, wusste Dot allerdings nicht – sie würde es aber sicherlich noch vor dem Abend in Erfahrung bringen.
Rhys interessierte sich nicht für Marions Einkaufsliste. »Und wie wirkte Mrs. Druffitt, nachdem die anderen gegangen waren? War sie zufrieden mit dem Ergebnis von Bains Besuch? Oder war sie aufgeregt?«
»Sie zeigt ihre Gefühle ja nicht so sehr, es sei denn, ich hab wieder mal was kaputt gemacht«, antwortete Dot gedankenvoll, »aber heute war sie irgendwie … keine Ahnung, wie man das nennt. Irgendwie traurig und nachdenklich. Und sie war echt nett zu mir.«
»Ist das so ungewöhnlich?«
»Und ob das ungewöhnlich ist! Ich weiß nicht, ich schätze, sie war traurig wegen dem Doktor. Sie hat in seinen Schreibtischschubladen rumgeguckt und so’n Bild gefunden, aus der Zeit, wo er gerade Grand Supreme Regent
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