Ein Glas voll Mord
in dem Geld über alles ging, der niemals eine schon etwas angestaubte Braut ohne Geld auf der hohen Kante zum Altar führen würde? Rhys stand auf und schüttelte sich Olsons Pfeifenasche von den Hosenbeinen.
»Ich glaube, ich muss mal wieder los.«
»Wo gehen Sie jetzt hin?«
»Ich dachte, ich könnte rüber zu Mrs. Druffitt gehen und ihr mitteilen, dass es zwei Morde in ihrer Familie gegeben hat.«
Irgendwann musste sie es schließlich erfahren, wenn sie es nicht sowieso schon längst wusste. Rhys zweifelte nicht daran, dass die gramgebeugte Witwe den Schock dieser Eröffnung überleben würde.
Janet hatte ihm erzählt, dass das Haus der Druffitts eigentlich den Emerys gehörte. Die Witwe lebte immer noch in ihrem Geburtshaus, während in Dr. Druffitts Elternhaus jetzt ein Anwalt residierte – wahrscheinlich der, der so oft von Jason Bain frequentiert wurde –, außerdem befanden sich in dem Gebäude noch zwei Läden und der Versammlungsraum der Owls. Beide Häuser könnten einen neuen Anstrich gebrauchen. Rhys bemerkte diese nicht sehr interessante Tatsache, als er die Stufen heraufging und auf die Klingel drückte, die einmal die des Doktors gewesen war.
Dot Fewter öffnete ihm, begrüßte ihn auf eine merkwürdig unterwürfige Weise und ging, um Mrs. Druffitt zu sagen, dass sie Besuch habe. Dann kam sie zurück, lauerte in einer Zimmerecke und tat, als würde sie Staub wischen. Rhys war nicht überrascht, dass Mrs. Druffitt in Begleitung von Marion Emery in den Flur schritt, und auch nicht, dass beide Frauen ihm kühl und reichlich verärgert begegneten. Selbst wenn sie wüssten, dass Rhys tatsächlich Junggeselle war und in der Tat über das eher bescheidene Erbe einer Großtante verfügte, das er vorsorglich auf die Bank getragen hatte, wären sie wohl kaum freundlicher gewesen. Vorspiegelung falscher Tatsachen konnten sie offenbar unter keinen Umständen tolerieren.
»Nun, Mr. Rhys«, sagte die Arztwitwe, »es scheint, als seien wir Opfer einer Täuschung geworden.«
Er antwortete ihrem medusenhaften kalten Blick mit einem entschuldigenden Lächeln, das kaum bis zu den Enden seines Schnurrbarts reichte. »Ich wünschte, die Täuschung wäre noch eine Weile unentdeckt geblieben, Mrs. Druffitt.«
»Ich hab’s ihnen nicht gesagt«, platzte die Haushaltshilfe heraus. »Sie haben’s schon gewusst, als …«
»Das reicht, Dot«, blaffte die Hausherrin sie an. »Geh wieder hoch und mach mit dem Staubwischen weiter.«
Die beiden anderen führte sie in die ehemalige Praxis ihres Mannes und schloss die Tür. Rhys bemerkte, dass die Tür mit dicken Lederpolstern versehen war – das Behandlungszimmer musste fast schalldicht sein. Es war ein Leichtes für den Mörder gewesen, Dr. Druffitt zu ermorden, ohne dass Janet es im Wartezimmer gehört hatte.
Elizabeth Druffitt setzte sich auf den Stuhl ihres Mannes, hinter den Schreibtisch. Marion setzte sich auf den für die Patienten. Rhys musste stehen, wie ein armer Verwandter, dem gleich die Bitte um ein kleines Darlehen abgeschlagen wird.
»Ich nehme an, Sie fragen sich, warum ich hergekommen bin.«
Das war ein etwas schwacher Anfang. Marion schnaubte. Die lange Oberlippe ihrer Kusine kräuselte sich. Diese Ausdrücke der Feindseligkeit irritierten Rhys nicht. Er war daran gewöhnt.
»Der Grund ist«, fuhr er mit seiner zarten, traurigen Stimme fort, »dass die RCMP hierher gebeten wurde, um die Morde an Agatha Treadway und Henry Druffitt aufzuklären.«
Beide Frauen wurden so grau wie der Rauch aus Fred Olsons Pfeife. »Das glaub ich dir nicht«, rief Marion, »was ist das? Noch ein Trick?«
Rhys schüttelte den Kopf. »Nein, ist es nicht.«
»Aber das ist absurd! Tante Aggie ist an einer Lebensmittelvergiftung gestorben. Ich war dabei. Ich …«, sie versuchte, zu Atem zu kommen. Ihr Gesicht hatte jetzt die Farbe alten Mörtels. »Versuchst du etwa, mir was anzuhängen?«
»Halt den Mund, Marion.« Die Arztwitwe griff nach einem eleganten polierten Stifthalter aus Onyx, ihre Knöchel schimmerten gelblich über dem schwarzen Stein. »Erklären Sie uns das, Mr. Rhys.«
»Wie Sie wissen«, sagte er, »ist Mrs. Treadway an einer Vergiftung gestorben, weil sie unsachgemäß konservierte Bohnen gegessen hatte. Wir haben Beweise dafür, dass diese Bohnen nicht von ihr selbst, sondern von jemand anderem eingemacht worden waren, und zwar in böswilliger Absicht, und dass man sie durch einen Trick dazu gebrachtt hat, davon
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