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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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einer staubig aussehenden Flasche zurück. »Willst du mal Onkel Charles’ erfolgreichste Erfindung probieren? Elmer hat einen Vorrat davon gefunden, als er mit Janet nach dem Patent gesucht hat. Der alte Kauz hat den besten Kirschweinbrand der Welt gemacht, aber das Rezept hat er nie aufgeschrieben.«
    Sie goß ihnen beiden ein Glas der dunkelroten Flüssigkeit ein. Schon beim ersten Schluck wusste Rhys, dass dieses Zeug ebenso tödlich wie köstlich war, und deshalb behandelte er seinen Drink mit dem nötigen Respekt. Marion bemerkte entweder die einschlagende Wirkung des Getränks nicht oder es kümmerte sie nicht weiter. Sie trank das Zeug wie Wasser. Um halb zehn war ihre gewitzte Spielstrategie beim Teufel. Um viertel vor zehn konnte sie kaum noch ihre Karten festhalten, und schon gar nicht mehr die Löcher im Brett zählen. Als die Uhr auf dem Kamin zehn Mal schlug, schleppte Rhys die nunmehr leblose Gestalt auf das Sofa und warf ihr eine Wolldecke über.
    Er ging zurück zu den Karten, spielte ein bisschen Canfield, leerte sein erstes und einziges Glas Weinbrand – denn es wäre eine Schande, etwas davon verkommen zu lassen – und ging nach oben. Gilly und Elmer waren immer noch unterwegs. Bobby schlief friedlich, mit einem Dackel neben ihm. Seine lange Schnauze lag neben Bobbys Kopf auf dem Kissen und eins seiner struppigen Pfötchen auf der Schulter des Jungen. Rhys ging in sein Zimmer und zog seinen Pyjama an.
    Der Kirschweinbrand entpuppte sich als starkes Schlafmittel. Vielleicht hätte Rhys den ganzen Morgen verschlafen, wäre er nicht gewaltsam geweckt worden. Es war sechs Uhr morgens, und der Wecker war Marion. Sie schlug ihn, sie schüttelte ihn, sie schrie ihn an. »Madoc, um Himmels willen, wach auf! Sie ist tot!«
    »Wer?« Er stand aufrecht im Bett, trotz seines kanariengelben Pyjamas.
    »Elizabeth«, heulte sie. »Draußen auf dem Rasen.«
    Er schnellte aus dem Bett, griff nach seinen Hosen und blaffte Marion an, sie solle sofort Elmer holen. Er zog seinen Mantel über den Pyjama und schnürte seine Schuhe zu, damit er sich nicht den Hals brach, wenn er die Treppe hinunterrannte, als Marion schrie: »Sie sind weg!«
    »Wer ist weg?«, schrie er zurück, als er die Treppe hinunterlief.
    »Gilly und Elmer! Ihre Betten sind völlig unberührt. Und Bobby ist auch weg!«, schrie sie über das Treppengeländer.
    Sie hatte noch nicht zu Ende geschrien, als er aus der Tür rannte. Er brauchte weniger als eine Sekunde, um den Körper der Frau zu entdecken, der ausgestreckt auf dem sonnenverbrannten braunen Gras lag. Ein Bündel aus weiß gemustertem Lavendel mit einem Durcheinander von schwarzem Haar.
    »Das …«, Marion stand hinter ihm. »Madoc, ist das …«
    »Bleib stehen, komm nicht näher.«
    Rhys ging vorsichtig auf die Leiche zu, passte genau auf, wohin er trat, aber der Rasen verriet nichts. Er kniete sich hin und schob vorsichtig die blutverschmierten Haare zurück. Das Gesicht, das zum Vorschein kam, sah aus wie Elizabeth Druffitts, aber es war nicht ihres.
    »Es ist Dot!«, schrie Marion. »Es ist Dot Fewter in Elizabeths Kleid. Warum hat sie Elizabeths Kleid an?«
    »Marion, sei leise.« Eine hysterische Frau war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. »Dot hat uns erst gestern Abend erzählt, dass deine Kusine ihr ein Kleid geschenkt hat. Aber gestern hat sie es nicht getragen. Sie hatte so ein weites – äh – Kleid an, mit breiten roten und grünen Streifen.«
    »Das stimmt.« Marion versuchte, sich zu beruhigen, aber ihre Stimme zitterte. »Genau dieses Zelt hatte sie an, als sie gestern Morgen bei Elizabeth sauber gemacht hat. Elizabeth hat sie beschimpft, weil sie sich in so einem Aufzug in ein Trauerhaus wagt, und ihr befohlen, eins ihrer alten grauen Hauskleider aus Baumwolle anzuziehen. Aber das hat sie Dot nicht geschenkt, sie hat’s ihr nur geliehen. Elizabeth schenkt nie irgendwem irgendwas.«
    »Das fragliche Kostüm war das, was deine Kusine an dem Tag getragen hat, als ihr Mann ermordet wurde, und sie hat es verschenkt, weil sie es nie mehr würde anziehen können, sagte sie. Findest du es nicht nachvollziehbar, dass eine Frau die Kleider loswerden möchte, mit denen sie traurige Ereignisse verbindet?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich schon.«
    »Ist das hier das Kleid, das deine Kusine an dem Tag getragen hat?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht. Als ich bei ihr ankam, trug sie schon schwarz.«
    »Aber es ist eins ihrer Kleider, oder?«
    »Klar. Gott weiß, ich

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