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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Bascom sich denn nicht allein um ihre Angelegenheiten kümmern?«
    »Huh!«, machte der Marshall, klopfte seine schicke Pfeife am Stiefelabsatz aus und steckte sie zurück in seine Brusttasche. »Rhys, sagen Sie ehrlich: Glauben Sie, dieses dämliche Patent ist irgendwas wert?«
    »Was glauben Sie?«
    »Einen Dreck ist es wert! Länger als ich denken kann hat sich jeder totgelacht über Charles Treadways bekloppte Erfindungen. Ich bin zu alt, um an Märchen zu glauben. Aber wenn das Patent nichts wert ist, warum ist Miz Treadway dann umgebracht worden?«
    »Wie wertvoll müsste es sein, damit einer dafür zum Mörder wird?«
    »Woher soll ich das denn wissen? Schon zehn Dollar sind ’ne Stange Geld für einen, der völlig abgebrannt ist.«
    »Kennen Sie jemanden, dem es so schlecht geht?«
    »Ich glaub, Gilly Bascom hat zurzeit keinen einzigen Cent mehr, aber sie hat ihre Familie im Hintergrund, und jetzt kann sie ja ihr Erbe beleihen, wenn’s sein muss. Sehen Sie, so ist das in ’nem kleinen Ort wie dem hier. Jeder hat einen zum Aushelfen, könnt man sagen. Die meisten von uns haben nicht viel Geld, aber verhungern wird keiner. Wir wissen, irgendwer wird uns schon was abgeben.« Olson zögerte. »Also, ich rede jetzt für Pitcherville. Über die Fremden kann ich nichts sagen.«
    »Sie meinen Marion Emery?«
    »Na ja, auch wenn Sie sich das vielleicht nicht vorstellen können, aber Algebra hab ich gelernt, und ich würd sagen, Marion ist das, was unser Lehrer immer die Unbekannte genannt hat. Ihr Vater war ein Bruder von Elizabeths Vater – aber, wie man so sagt, es gibt gute und schlechte Eier im selben Korb. Ich war noch ’n Kind, als Phil Emery in die Staaten ging, aber ich weiß, dass ihn keiner hier vermisst hat. Zu viele Väter von zu vielen Töchtern waren mit Gewehren hinter ihm her, wenn Sie wissen, was ich meine. Keine Ahnung, ob er Marions Mutter geheiratet hat oder nicht. Ich nehm an, seine Glückssträhne war irgendwann vorbei, also musste er das wohl. Wie auch immer, vor sieben, acht Jahren fing Marion an, alle paar Wochen hier aufzukreuzen, um nach der lieben alten Tante Aggie zu sehen. Nicht, dass Miz Treadway das besonders toll gefunden hätte. Dots Ansicht nach – nicht, dass man viel drauf geben kann, was Dot so erzählt –, also, Dots Ansicht nach hat die alte Aggie Marion behandelt wie den letzten Dreck. Teufel noch mal – würden Sie eine ganze Nacht durch mit einem Bus hier herfahren und zwei Tage später wieder zurück, wenn da nichts für Sie bei rausspringen würde?«
    »Aber Marion hat einen festen Job in Boston gehabt, oder?«
    »Behauptet sie jedenfalls. Aber was Dolles kann es ja nicht gewesen sein, wenn sie von heut auf morgen einfach so kündigt, sobald Tante Aggie tot ist.«
    »Zweifellos hat sie mit einem stattlicheren Erbe gerechnet«, sagte Rhys. »Haben Sie nicht erzählt, es würde für Marion und Gilly auf fünftausend Dollar pro Nase rauslaufen?«
    »Fünftausend bar auf die Kralle, plus je die Hälfte vom Anwesen und dem, was das Patent abwirft. Viel wird’s nicht sein. Aber man kann ja nie wissen.« Er holte wieder die schicke Pfeife heraus. »Ich nehm an, Gilly geht’s ganz gut damit – auf jeden Fall besser. Gilly hat ’n paar verdammt dumme Sachen gemacht, früher. Aber verflucht noch mal, Inspector: Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau ihr Haus anzündet, wenn sie selbst, ihr Kind und zwei kleine Hunde drin sind. Sie vielleicht?«
    »Eigentlich nicht.«
    Rhys dachte an die junge Mutter, wie sie da auf dem unbequemen viktorianischen Stuhl gesessen und sich das Herz aus dem Leib geweint hatte. Es war nie gut, wie er aus trauriger Erfahrung wusste, eine Frau für unschuldig zu halten, weil sie weinte. Vielleicht hatte sie sich schlecht gefühlt, weil das Feuer sich schneller als geplant ausgebreitet hatte und das Risiko größer gewesen war, als sie angenommen hatte. Vielleicht waren ihre Nerven überlastet. Oder sie hatte geweint, um ihn davon abzuhalten, zu viele unangenehme Fragen zu stellen.
    Es war der älteste Trick unter Mördern, alles so zu drehen, dass man selbst als Opfer dastand. Wozu war es gut, eine reiche Familie im Hintergrund zu haben, wenn die Mutter geizig ihr Geld zusammenhielt und den Griff um ihre Börse nicht lockern würde, solang man nicht bereit war, unmögliche Zugeständnisse zu machen? Und was, wenn man in jemanden verliebt war, den die Mutter nie billigen würde? Und was, wenn dieser Geliebte in einem Haus aufgewachsen war,

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