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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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auf eine Frau getroffen, die er für seine Großmutter hielt?
    Janet zufolge war Bobby schon einmal in Schwierigkeiten gewesen. So, wie Mrs.   Druffitt gestrickt war, hätte Bobby sich sicher sein können, dass sie ihn höchstpersönlich für sein Fehlverhalten bestrafen würde. Und wie war es wohl um die Nerven eines Jungen bestellt, der unmittelbar nach dem Tod seines Großvaters beinahe in einem brennenden Haus ums Leben gekommen wäre? Würde er nicht in Panik geraten, nach einem Stein greifen, und dann … dann was? Sich auf die Zehenspitzen stellen und seine Großmutter bitten, sich zu bücken, damit er ihr den Schädel einschlagen könnte?
    Was tat ein Junge mit einem Stein? Er würde ihn werfen. Er würde vielleicht niemanden verletzen wollen, sondern nur die Aufmerksamkeit der Großmutter lange genug ablenken, um ungesehen ins Haus laufen zu können. Aber dieser Stein wäre ein ziemlich schweres Geschoss für einen Jungen von Bobbys Größe, und vielleicht hatte er genauer getroffen, als er vorgehabt hatte. Vielleicht hatten Elmer und Gilly, als sie wiedergekommen waren, ein völlig verängstigtes Kind gefunden, das neben einer blutverschmierten Leiche auf dem Rasen kauerte. Ihre natürliche, wenn auch nicht sehr kluge Reaktion könnte durchaus die gemeinsame Flucht gewesen sein.
    Rhys ging ins Haus, rief im Hauptquartier der   RCMP   an und bat um Ausschreibung einer Fahndung nach einem grünen Ford Kombi Baujahr 1976, in dem sich vermutlich der Besitzer befand, Elmer Bain aus Pitcherville, zusammen mit einer kleinen, dünnen blonden Frau und einem ungefähr zehnjährigen Jungen. Er hatte keine große Hoffnung, dass sie gefunden würden. Elmer hatte wahrscheinlich genug Köpfchen, um das Auto irgendwo stehen zu lassen; und wenn der junge Bain sich in den Wäldern auskannte, könnten die drei ziemlich lange unbehelligt bleiben. Das Wetter war gut, und wenn man wusste, wonach man suchen musste, gab es genug Essbares im Wald, Fische und jede Menge Hasen. Die drei konnten sich nach Westen durchschlagen, nach Norden oder Süden, vielleicht über die Grenze. Wahrscheinlich hatte Elmer genug Geld dabei. Vielleicht teilten sie sich sogar auf, nahmen verschiedene Busse oder Züge, und trafen sich in Toronto oder anderswo wieder, weit weg von hier.
    Wo auch immer sie waren: Er war hier, und es gab eine Menge Arbeit. Er griff erneut zum Telefonhörer und rief Fred Olson an. »Fred, bitte kommen Sie rüber zum Herrenhaus. Und bringen Sie Ihren Freund Ben Potts mit. Sagen Sie ihm, er hat einen neuen Kunden.«
    »Gütiger Gott!«, rief der Marshall, »wer ist es diesmal? Janet Wadman?«
    »Nein!« Rhys gelang es nicht, einen unprofessionellen Ausdruck tiefster Dankbarkeit zu vermeiden. »Es ist Dot Fewter.«
    »Und, schon Sam Neddick hochgenommen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich sehr dumm bin«, antwortete der Waliser traurig. »Kommen Sie schnell, Olson, ja? Ich brauche jemanden, der hier die Stellung hält, während ich mich auf die Suche nach Sam Neddick mache. Ach ja: und bitte fahren Sie auf dem Weg bei Mrs.   Druffitt vorbei und sehen Sie nach, ob Gilly Bascom und ihr Sohn dort sind, mit oder ohne Elmer Bain. Alle drei sind nämlich verschwunden.«
    Olson sagte: »Wird gemacht«, und legte auf. Ein guter Mann. Pitcherville war besser dran, als es wusste.
    »Sie werden nicht bei Elizabeth sein.« Das war Marion, die Rhys die ganze Zeit hinterherlief, als habe sie Angst, allein zu sein, was Rhys ihr – aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit der toten Frau im Hof – nicht verdenken konnte.
    »Das nehme ich auch nicht an«, antwortete er, »aber wir müssen es überprüfen. Du hast keine Idee, wo sie vielleicht hingefahren sein könnten?«
    Marion schüttelte den Kopf. »Nein. Alles, was ich weiß, ist, dass sie versucht haben, mich zu töten, und dann sind sie abgehauen.«
    »Dich umzubringen? Glaubst du das wirklich?«
    »Warum, zum Teufel, sollte ich das   nicht   glauben? Wenn Gilly mich los ist, bekommt sie Tante Aggies gesamtes Erbe, oder etwa nicht? Und warum sollte irgendwer Dot Fewter umbringen – außer versehentlich? Sieh sie dir doch an! Sie war so groß wie ich, sie war gebaut wie ich, sie hatte die gleichen Haare wie ich. Sie war hier in meinem Hof, und zwar zu einer Zeit, wo niemand sie hier vermutet hätte. Okay, sie hat Elizabeths Kostüm getragen – aber warum hätte Elizabeth es nicht mir statt Dot schenken können? Auch ich bin gestern bei ihr gewesen, nicht wahr? Ich

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