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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Augenweide, ein zweigeschossiges Gebäude ohne besonderen Baustil, aber in einigermaßen gutem Zustand. Die Schindeln waren auf zwei Seiten frisch gestrichen, auf der dritten zur Hälfte, in einem grünlich-bronzenen Farbton, der zweifellos dadurch entstanden war, dass man aus Gründen der Sparsamkeit Überreste aus alten Farbeimern zusammengemischt hatte. Der Anstrich bezeugte Elmers guten Willen, wenn auch nicht sein Farbgefühl.
    Jason Bains Gespür für Landschaftsgestaltung war noch unterentwickelter als das seines Sohnes für Anstriche; der Hof war ein einziger sagenhafter Tummelplatz kaputter Gerätschaften für Farmer, abgenutzter Flugzeugreifen, altem Holz,   objets trouvés   jeder Art, manche davon nicht identifizierbar. In der Mitte dieser Sammlung stand der alte Mann als Herrscher über alles, was ihn umgab. Es musste Bain sein – Rhys konnte sich nicht vorstellen, dass jemand anders hier regieren wollen würde. Er parkte den Wagen und schlenderte zu ihm herüber.
    »Guten Morgen, Mr.   Bain«, rief der Mountie. »ist Ihr Sohn da?«
    »Nein«, kläffte der Gutsbesitzer. »Was wollen Sie von ihm?«
    »Ich will ihn befragen, wegen eines Mordes und einer eventuellen Entführung. Vielleicht sollte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Madoc Rhys, Detective Inspector der Royal Canadian Mounted Police.«
    Der alte Mann wich zurück, sein knochiger, unrasierter Kiefer bleckte gelbe Giftzähne. »Ich bezahl nicht einen verdammten Penny für die Anwaltskosten!«
    »Darum hat Sie auch niemand gebeten, soweit ich weiß. Ich bin nur gekommen, um mit Elmer zu reden. Wo ist er?«
    »Woher soll ich das wissen, heh? Ich hab ihn nicht mehr gesehen, seit …« Bain wechselte schnell das Thema. »Wer is’n umgebracht worden?«
    »Eine Frau namens Dot Fewter. Kennen Sie sie?«
    »So ’ne schwarzhaarige Schlampe, die’s mit Sam Neddick getrieben hat. Was hat das mit Elmer zu tun?«
    »Es ist eigentlich üblich, dass wir die Fragen stellen und Sie antworten«, erinnerte Rhys ihn freundlich. »Sie wollten mir gerade erzählen, wann Sie ihren Sohn zum letzten Mal gesehen haben, nicht wahr?«
    »Als Henry Druffitt begraben wurde«, sagte der Vater grimmig. »So um drei Uhr nachmittags.«
    »Und wo war das?«
    »Im Herrenhaus.«
    »Was haben Sie da gemacht?«
    »Ein Mann hat das Recht, seinen Sohn zu besuchen, oder? Manchmal fühl ich mich eben ’n bisschen einsam.« Ein unangenehmes Lächeln brachte wieder die ockerfabenen Zähne zum Vorschein.
    »Es wäre nett, wenn Sie spezifischer würden«, sagte Rhys.
    »Muss ich nicht, solang Sie mir nichts Schriftliches vorlegen. Ich wollte ihn wegen ’ner privaten Sache sprechen, das ist alles.«
    »Wissen Sie, ob während Ihrer – äh – Unterhaltung noch jemand zugegen war?«
    »Ich hab doch gerade gesagt, dass es privat war, oder? Alle waren unten bei der Beerdigung, soviel ich weiß.«
    »Warum waren Sie nicht dort?«
    Bain zuckte die Schultern. »Hatte mit Hank Druffitt nie was zu schaffen.«
    »Sie sagen also aus, dass Sie zum Haus der Treadways gefahren sind, das allgemein das Herrenhaus genannt wird, mit der ausdrücklichen Absicht, eine vertrauliche Unterredung mit Ihrem Sohn zu führen.«
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Und diese Unterredung lief friedlich und – äh – geschäftsmäßig ab?«
    »Ja.«
    »Dann, Mr.   Bain«, sagte Rhys traurig, »dann erklären Sie mir doch bitte, warum ein Augenzeuge ausgesagt hat, Ihr Sohn habe Sie allein im Herrenhaus erwischt, als er früher als geplant von der Beerdigung nach Hause fuhr, und dass es zu einem heftigen Streit zwischen Ihnen beiden kam, in dem er Ihnen vorwarf, in verbrecherischer Absicht in das Haus eingedrungen zu sein, und dass er Sie im hohen Bogen hinausgeworfen hat.«

18. Kapitel
    »Was für ein Augenzeuge?«, donnerte Bain.
    »Oh, ein paar Überraschungen sparen wir uns für die Verhandlung auf.«
    »Was für eine Verhandlung?«
    Einem Mountie ist es verboten, den Verdächtigen zu bedrohen. Rhys begnügte sich damit, nachdenklich seinen roten Schnurrbart zu kratzen und eine seiner dunkelbraunen Augenbrauen zu heben. »Nun, Mr.   Bain, vielleicht sollten wir Ihre Aussage noch einmal gemeinsam durchgehen. Sie sagten, Sie seien am Nachmittag der Beerdigung zum Herrenhaus gefahren. Natürlich wussten Sie, dass Marion Emery eine Kusine der Druffitts und Gilly Bascom deren Tochter ist – es war völlig außer Frage, dass sie in der Kirche sein würden. Sam Neddick, Ihr Freund, hatte Ihnen wahrscheinlich

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