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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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der sie sich bekennt. Außerdem wird Marion früher oder später nach Boston zurückgehen, nehme ich an, und da könnte sie das Kleid tragen, ohne dass jeder wüsste, von wem es stammt. Ich wette, Marion ist ganz schön sauer, weil …«, sie unterbrach sich und schauderte. »Nein, ich nehme an, es ist ihr ganz recht so. Nein, ich meine, nicht recht, aber …«
    »Ich weiß, was du sagen willst«, sagte Rhys und kämpfte mit dem Impuls, eine nachdrücklichere Form des Trostes anzubieten. »Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass sie ziemlich erleichtert ist. Sag mir: Wie wirkte Dot gestern Abend auf dich? Würdest du sagen, dass sie bedrückt oder in Gedanken mit irgendwas beschäftigt war?«
    »Himmel, nein! Sie war herzerfrischend albern. Sie hatte gut gegessen, das Fernsehprogramm hat ihr Spaß gemacht, und sie war so stolz auf ihr neues Kleid …« Janet kicherte ein bisschen.
    »Hat sie gesagt, dass sie es Sam Neddick zeigen will?«, fragte Rhys schnell.
    »Nein, aber ich hätte wissen müssen, dass die beiden was miteinander haben. Um die Wahrheit zu sagen: Das ist mir nie in den Sinn gekommen. Es war das Einzige, worüber Dot nie gesprochen hat – und Sam natürlich auch nicht, obwohl jeder seit Jahren wusste, was los war.«
    »Also hätte sich jeder, der wusste, dass sie bei dir war, denken können, wo sie in der Nacht noch hingehen würde?«
    »Wahrscheinlich schon, wenn man zwei und zwei zusammenzählen kann – was ich offensichtlich nicht konnte.«
    »Aber wahrscheinlich würde niemand damit rechnen, dass sie ein Kleid von Mrs.   Druffitt trägt?«
    »Wahrscheinlich nicht. Dot hatte keine Zeit, das Kleid in der Stadt herumzuzeigen, und Mrs.   Druffitt gibt normalerweise nichts weg, nicht mal für den Basar der Kirche. Dot beklagte sich immer, Mrs.   Druffitt würde ihr nicht mal eine Tasse Tee anbieten, ohne Milch und Zucker abzuwägen, als wär’s Gold.«
    »Würdest du sagen, dass fast jeder hier Mrs.   Druffitt an ihren Kleidern erkennen könnte, auch, wenn man ihr Gesicht nicht sieht?«
    »Oh ja, keine Frage. Sie trägt jahrein, jahraus die gleichen Sachen, und sie hält nicht viel davon, wenn jemand versucht ›ihren Stil nachzuahmen‹, wie sie das nennt. Warum jemand das wollen würde, ist mir allerdings schleierhaft. Madoc, du denkst doch nicht etwa, dass jemand Dot ermordet hat und dachte, es sei Mrs.   Druffitt?«
    »Findest du das sehr abwegig?«
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete Janet langsam. »Oder vielleicht war auch Marion gemeint. Jeder, aber nicht die arme, einfältige Dot Fewter. Oh Madoc, ich glaube nicht, dass ich das alles noch länger aushalten kann!«
    Sie trug ein ärmelloses, rosafarbenes Wickelkleid. Weil es zum Ehrenkodex der Mounties gehörte, jedem Zeugen äußerst taktvoll zu begegnen, sah Rhys sich veranlasst, ihr taktvoll die zarte, warme Schulter zu tätscheln und ihr die Hand zu stützen, als sie zur Beruhigung ein Glas Wasser trank.
    »Ich fürchte, du findest, ich mache meine Arbeit nicht besonders gut«, bemerkte er mit trauriger Stimme.
    »Oh nein!« Sie sah zu ihm hoch, die Wimpern der großen nussbraunen Augen umsternt mit Tränen. »Wie hättest du es denn verhindern sollen? Wie hättest du wissen können, dass Dot zur Scheune gehen würde, sobald wir alle eingeschlafen waren? Wie hättest du wissen können, dass sie Mrs.   Druffitts Kleid tragen würde? Wie hättest du wissen können, dass jemand da draußen auf sie wartete, um sie mit einem Stein zu erschlagen?«
    Sie begann wieder zu schluchzen. Rhys, ein zutiefst taktvoller Mann, fuhr fort, ihr erfreuliches Schulterblatt zu massieren. Schließlich nahm sie eine Papierserviette aus dem Serviettenhalter auf dem Tisch und schneuzte sich.
    »Madoc, darf ich dich etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    »Es hat aber nichts zu tun mit … mit dem, was passiert ist.«
    »Gut.«
    Sie schneuzte sich erneut. »Also, stell dir mal vor … mal angenommen … also, ich meine, nur mal so angenommen … du fragst eine Frau, die du … na ja, eine Frau, von der du glaubst, dass du sie magst, ob sie mit dir in ein Restaurant geht, um deinen Geburtstag zu feiern.«
    »Eine angenehme Vorstellung«, sagte er.
    »Und … wie auch immer, sie fühlt sich nicht besonders gut, aber sie geht trotzdem mit, weil sie dir nicht die Party vermiesen will. Und dann, wenn sie in das Restaurant kommt und das Essen riecht, muss sie rausgehen und … dich in Verlegenheit bringen.«
    »Sie würde mich nicht in Verlegenheit

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