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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sie braun, braun gebrannt durch die wirkliche Sonne. In der Ferne wogen die Wellen auf und ab. Die Sonne ist hinter Wolken verborgen, und das ineinanderfließende Grau des Himmels und des Strands verstärkt sich. Ein feiner Regen fällt auf sie herab. Es wird Nacht. Vögel singen ihre Hymnen an die hereinbrechende Dunkelheit. Ziegen lassen sich im Gras nieder. Er wandert über laubbedeckte Pfade, hält inne, um den rohen Stamm eines Baums zu betasten, den Geschmack einer reifen Beere zu schmecken. Die Luft trägt den Geschmack salzigen Wassers von unten herauf. Er sieht sich mit Micaela den Strand entlanglaufen, beide nackt, der nächtliche Nebel hebt sich, die ersten karmesinroten Sonnenstrahlen treffen ihre bleiche Haut. Das Wasser ist wie mit Gold überzogen. Sie springen hinein, schwimmen, treiben dahin, sie tauchen und schweben unter Wasser umher, betrachten sich gegenseitig. Ihr Haar strömt Schleiern gleich hinter ihnen her. Luftblasen folgen ihren ausschlagenden Füßen. Er holt sie ein und sie umarmen sich, weit vom Strand entfernt. Freundliche Delphine sehen ihnen zu. Ihre Körper finden zusammen, und sie verbringen einige erhebende Augenblicke. Im Mittelmeer. War es nicht hier, wo Apoll seine Schwester nahm? Oder war das ein anderer Gott? Echos der Antike kommen von allen Seiten auf sie zu. Wahrnehmungen, Gefühle, der frostige Zugriff der morgendlichen Brise, während sie sich an Land ziehen. Ein Junge mit einer kleinen Ziege kommt auf sie zu. Vino? Vino? Bietet ihnen einen Krug Wein dar. Lächelnd. Micaelas Hand streicht über das raue Fell der Ziege. Der Junge bewundert ihren schlanken, nackten Körper. Si, sagst du, vino, aber du hast natürlich kein Geld, und du versuchst das zu erklären, aber den Jungen kümmert das gar nicht. Er reicht dir den Krug. Du nimmst einen tiefen Schluck. Kühler Wein, lebendig, prickelnd. Der Junge sieht Micaela an. Un bado? Warum nicht, denkst du. Das kann nicht schaden. Si, si, un bado, sagst du, und der Junge geht zu Micaela, legt scheu seine Lippen auf die ihren, langt mit seinen Händen hoch, als wolle er ihre Brüste berühren, wagt es dann aber nicht und küßt sie nur. Und wendet sich grinsend wieder ab, geht auf dich zu und drückt dir ebenfalls einen schnellen Kuß auf die Lippen, läuft dann davon, er und seine Ziege, läuft wie verrückt zum Strand hinunter, läßt dich mit dem Krug Wein in der Hand zurück. Du reichst ihn Micaela. Der Wein läuft über ihr Kinn, hinterläßt Tropfen auf ihrer Haut, die im Licht der aufgehenden Sonne glänzen. Wenn der Krug leer ist, wirfst du ihn weit in die See hinaus. Ein Geschenk für die Meerjungfrauen. Du nimmst Micaela an der Hand. Die Felsklippen hinauf, durch Brombeersträucher hindurch, Kieselsteine knirschen unter deinen bloßen Füßen. Neue Wahrnehmungen, wechselnde Temperaturen, Düfte, Geräusche. Vögel. Gelächter. Capri, diese wunderbare Insel. Der Junge mit der Ziege winkt dir von jenseits einer Schlucht zu, will dir sagen, komm, beeil dich, sieh dir das an! Der Bildschirm verdunkelt sich. Du liegst auf der Schlafplattform neben deiner schläfrigen, schwangeren Frau in der 704. Etage des Urban Monad 116.
    Er muß gehen. Er muß gehen!
    Er steht auf. Stacion regt sich. »Schsch«, sagt er. »Schlaf weiter.«
    »Gehst du nachtwandeln?«
    »Ich glaube, ja«, sagt er. Entkleidet sich, geht unter den Reiniger. Dann legt er eine frische Tunika an, Sandalen, seine haltbarsten Kleider. Was soll er sonst noch mitnehmen? Er hat nichts. Er wird so gehen, wie er jetzt ist.
    Er küßt Stacion. Un bacio. Ancora un bacio. Vielleicht der letzte. Er läßt seine Hand für einen Augenblick auf der Wölbung ihres Leibes ruhen. Morgen früh wird sie seine Botschaft erhalten. Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen. Das gilt den schlafenden Kleinen. Er geht hinaus. Sieht nach oben, als könnte er durch die dazwischenliegenden fünfzig Stockwerke sehen. Wiedersehen, Micaela. Meine Liebe. Es ist 0230 Uhr. Noch lange vor der Morgendämmerung. Er kann sich Zeit lassen. Er hält inne und sieht die Wände über sich genauer an, dieser metallisch wirkende dunkle Kunststoff, der die Wärme polierter Bronze ausstrahlt. Ein festes, dauerhaftes Gebäude, das auch bestens ausgestattet ist. Die Ströme unsichtbarer Kabel, die durch den Funktionskern verlaufen. Und dieses riesige, wachsame, von Menschen geschaffene Bewußtsein, das sich im Mittelpunkt von alldem befindet. Das aber doch so leicht getäuscht werden kann. Michael stößt auf einen

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