Ein Grabstein fuer den Playboy
dem Briefkopf stand seine private
Telefonnummer. Außerdem enthielt der Umschlag einen Scheck.
Ich rief ihn an.
»Ihre Arbeit hat mir
gefallen, Samson. Sie war klar, bestimmt und preiswert.«
»Danke«, sagte
ich. »Also keine Probleme, oder?«
»Nicht für mich.
Aber für Sie.«
»Wieso?«
»Sie hausen in einem
Gebäude, das demnächst abgerissen wird, nicht wahr?«
»Ja«, sagte ich.
Ich hatte ihm nichts davon gesagt.
»Also wird man Sie in Kürze
an die Luft setzen?«
»Ich kämpfe
dagegen und werde versuchen, daß man mir andere Räume als
Ersatz anbietet.«
»Ach kommen Sie mir
doch nicht mit dem Quatsch! Ich habe heute nachmittag telefoniert; seitdem
weiß ich, daß Sie Ihren Kampf verloren haben.«
»Vielleicht ändert
man diese Meinung noch bis nächsten Montag«, erwiderte ich,
obwohl mir bewußt war, daß man gerade hier im sogenannten
Bibelgürtel nichts schwerer finden konnte als christliche Nächstenliebe.
»Kommen Sie morgen zu
mir - ich glaube, ich kann Ihnen ein günstiges Angebot machen.«
»Ich weiß nicht,
ob ich morgen erreichbar bin. Ich habe einen Klienten, der mich möglicherweise
den ganzen Tag in Anspruch nimmt.«
»Ich sagte es bereits,
die großen Töne können Sie sich schenken. Sie sind pleite,
und das wissen Sie so gut wie ich.«
»Ich muß meinen
Klienten in zwei Minuten anrufen. Ich erstatte ihm einen mündlichen
Bericht, entweder heute abend oder morgen früh. Danach weiß
ich, ob ich frei bin oder nicht. Ich schlage vor, ich rufe Sie später
wieder an.«
»Ja - gut. Wenn es Ihr
Stolz so verlangt - aber seien Sie morgen Punkt zwölf in meinem Büro.«
»Wenn ich frei bin,
gerne.«
»Verstehen Sie mich
nicht falsch - ich biete Ihnen keineswegs einen weiteren Job.«
»Großartig.«
»Aber ich glaube, Sie
werden mein Angebot dennoch nicht ausschlagen.«
Mein Leben schien auf einen
Schlag sehr aufregend geworden zu sein.
Bevor ich meine Klientin
anrief, erkundigte ich mich bei meiner Mutter, für den Fall, daß
Dr. Staedtler unsere Vereinbarung hatte ändern wollen.
»Nein, keine geschäftlichen
Anrufe, Albert«, sagte sie. »Aber Lucy hat angerufen und
gesagt, ihre Mutter will wissen, ob du heute abend zu ihnen kommst.«
»Okay. Danke, Mom.«
»Sohn?«
»Ja?«
»Ich habe mit Mrs.
Portingale gesprochen - erinnerst du dich?«
»Nein.«
»Sie war mal beim Essen
hier. Sie hat dieses Zimmer, mit einem Extrabett. Ihr Sohn muß in
zehn Tagen zur Marine, und wenn es dir nichts ausmacht, das Zimmer bis
dahin mit ihm zu teilen, kannst du es sofort haben. Sie verlangt nichts
dafür. Ich glaube, sie ist froh, Gesellschaft zu haben.«
»Ich werde es mir
überlegen, Mom. Aber jetzt muß ich dringend telefonieren.«
»Du weißt ja, daß
ich hier nicht genug Platz habe, Albert.«
»Ich weiß. Ich
kenne, deine Wohnung bis auf den letzten Quadratzentimeter.«
»Sie ist eine nette
Frau. Du kannst wahrscheinlich auch bei ihr essen. Ich meine, für den
Übergang …«
»Ich werde es mir sehr
ernsthaft überlegen und dir in ein, zwei Tagen Bescheid geben.«
»Gut, Sohn.«
Ich war froh, daß ich
etwas anderes zu tun hatte, als über das Angebot von Mrs. Portingale
nachzudenken. Ich wählte die Nummer, die mir Elizabeth Staedtler
gegeben hatte.
Sie meldete sich nach dem
ersten Rufzeichen. »Ist das Mr. Samson?«
Ich bestätigte es ihr.
»Ich fürchtete
schon, Sie würden nicht anrufen«, sagte sie.
»Es gehört zu
meiner Berufsehre, zu tun, was ich verspreche«, erwiderte ich. Und fügte
in Gedanken hinzu: Solange ich noch in diesem Beruf tätig bin.
»Sie haben also nichts
herausgefunden?« fragte sie, was ich doch als recht negativ empfand.
»Ja und nein«,
erklärte ich. »Herausgefunden habe ich eine Menge. Soll ich
mich mit Ihnen treffen und Ihnen darüber berichten, oder möchten
Sie warten, bis ich Ihnen meinen Bericht zuschicke?«
»Ich habe jetzt nichts
mehr vor«, sagte sie. »Aber ich komme lieber in Ihr Büro.
Sind Sie dort?«
»Ja.«
»Gut, dann komme ich in
einer Viertelstunde hin.«
Also verbrachte ich den Rest
der Zeit damit, meinen Schreibtisch abzustauben und den Papierkorb zu
leeren.
Elizabeth Staedtler kam zwei
Minuten zu früh. Sie hatte die gleiche unauffällige Kleidung an
wie am Morgen.
»Kommen Sie rein und
setzen Sie sich«, sagte ich.
Sie ließ sich in meinem
Klientensessel nieder und schien
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