Ein Grabstein fuer den Playboy
gefunden?«
Mein Kopf sagte, durch den
Mund: »Ja.« Aber mein Herz sagte, durch die Augen: »Nein.«
Als Kunstwerk konnte sie die
Sprache des Herzens natürlich lesen.
»Ich habe mehrere
Angebote, die ich noch überprüfen muß«, gestand ich
daraufhin. Und dachte: Zum Beispiel den Antrag auf Sozialversorgung in
meiner Schreibtischschublade, unter meiner letzten Fünfdollarnote.
»Keine günstige
Zeit für mich, wie?«
»Ja nun -« begann
ich.
»Aber wissen Sie, ich
will keinen auslassen. Es ist mein Gebiet, und es ist schließlich für
einen guten Zweck. Es hilft nicht nur den Kindern, sondern auch uns Müttern.«
Sie kam mir nicht alt genug
vor, um schon Mutter sein zu können, aber in dem Punkt bin ich
offenbar etwas altmodisch.
»Mein Gott - alles, was
Sie geben können, wird uns helfen. Ehrlich«, sagte sie und
schaute sich wieder in dem kahlen Raum um. »Alles.«
Ich öffnete die
Schreibtischschublade und gab ihr den Fünfer.
Keine große Sache - ich
mußte dann eben mit meiner Diät einen Tag früher beginnen.
»Oh, großartig!«
sagte sie und schaute entzückt drein.
Für die Kunst, sagte ich
innerlich. Hätte ich es laut gesagt, wäre sie vermutlich
verwirrt gewesen.
So aber sagte sie: »Ich
kann Ihnen eine Quittung geben - für den Fall, daß Sie es mit
Ihrer Einkommenssteuer verrechnen wollen.«
»Das wird nicht nötig
sein«, erwiderte ich.
Ich hatte gegen die
Vertreibung gekämpft, und es war mir sogar gelungen, sie eine Weile
hinauszuzögern. Aber die ganze Angelegenheit übte eine
sonderbare Wirkung auf mich aus.
Das Schlimmste war, daß
ich mich fragte, was ich nun mit meinem Leben anfangen sollte.
Eine Frage, auf die ich keine
Antwort wußte. Das machte mich unruhig; ich kann es nun einmal nicht
ausstehen, wenn Fragen unbeantwortet bleiben. Sie vergiften die geistige
Atmosphäre.
Und da ich unruhig war,
konnte ich mich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren.
Also hatte ich noch mehr
Zeit, mir selbst Fragen zu stellen.
Was, wirst du jetzt tun, mit
deinen zweiundvierzig Jahren, wenn du von einem Monat zum anderen nicht
weißt, wie du deine Rechnungen bezahlen sollst?
Wenn du schon kein Geld
machst, warum bist du dann nicht wenigstens bereit, diesen Zustand zu
genießen?
Und wenn du ihn nicht genießen
kannst - warum versuchst du es nicht mit irgendeinem anderen Job?
Aber was für ein anderer
Job?
Was kannst du schon?
Die Spielschulen-Lady verließ
mich gegen halb fünf, und um fünf war ich soweit, mich ebenfalls
zu verlassen.
Nicht, daß ich keine
Arbeit hatte. Für Freitag war noch ein Bericht fällig. Ich hatte
den ganzen Tag über versucht, ihn auszuarbeiten.
Aber dann hatte ich die
Arbeit zurückgestellt und wollte lieber packen. Und Socken waschen.
Und meinen Efeu gießen.
Warum? Weil ich fürchtete,
es gäbe überhaupt nichts mehr zu tun, sobald ich damit fertig
war.
Eine irrationale Angst, sagte
ich mir.
Aber ich höre nicht
immer auf mich.
Um fünf also entschloß
ich mich, zum Essen zu gehen. Ein großes Steak. Um die Diät
wenigstens mit Stil zu beginnen. Und um später, wenn ich unerwartet
bei meiner Frau und ihrer Tochter vorbeischaute und meine Frau mich
fragte: »Hast du überhaupt in letzter Zeit anständig
gegessen?« mit Überzeugung »Na klar!« sagen zu können.
Ich hatte zwar meine letzten
fünf Dollar weggegeben, besaß aber noch meine Kreditkarte. Mein Gefühl
für Romantik hatte auch ihre praktische Seite.
Und irgend etwas würde
früher oder später auf mich zukommen.
Zum Beispiel die Rechnung des
Kreditkarteninstituts.
2
Um neun kam ich aus der
Dusche und sperrte die Bürotür auf, als ob ich für einen
Arbeitstag bereit wäre. Während einem zwangsweise kleinen Frühstück
bereitete ich mich auf den Bericht vor, den ich ausarbeiten mußte.
Nichts besonders Schwieriges.
Ich war für ein Fixum engagiert worden, den Hintergrund der Freundin
des einundzwanzigjährigen Sohnes eines Geschäftsmannes
auszukundschaften. Der Junge ging auf das College, und der Vater, eine
Selfmademan, der kein abgeschlossenes Highschool-Studium hatte, achtete
darauf, daß sein Sohn nicht allzusehr abgelenkt wurde.
Der Geschäftsmann hieß
Albert Connah. »Ich finde, sie sieht wie eine Nutte aus«,
hatte er zu mir gesagt. »Nicht, daß ich was gegen Nutten hätte,
aber sie sind darauf aus, das Geld auf möglichst leichte Weise
Weitere Kostenlose Bücher