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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Begriff Müdigkeit zu definieren. Sie fanden chemische
     Komponenten oder fundamentale Konditionen, die die Müdigkeit
     verursachen. Aber das war müßige Arbeit. Es gelang ihnen nicht
     einmal, den Begriff zu definieren. Sie stellten lediglich fest, daß
     der Mensch, der müde ist, sich zuvor sehr gelangweilt haben muß.
     Und gegen Langeweile gibt es kein Mittel.
    Ich ruhte aus und bewachte
     Albert Connahs Glaslager.
    Und zum ersten Mal in meinem
     Leben machte ich mir Vorwürfe wegen meines Lebensstils. Weniger wegen
     der immer noch schwierigen finanziellen Situation, in der ich mich befand,
     sondern wegen der unerträglichen Häßlichkeit des Lebens,
     die mir bei meinem Job vor Augen geführt wurde.
    Nicht, daß ich etwas
     tun konnte gegen das Häßliche, das überall in der Welt
     lauerte. Aber ich wollte keinen Anteil daran haben -nicht einmal als mehr
     oder weniger beteiligter Zeuge.
    Ich kaufte mir Pinsel, Farben
     und Leinwand.
    Und bewachte das Glas.
    Aber nach und nach wurde ich
     dann doch wieder hineingezogen in diese Welt.
    Zunächst kam der Prozeß
     gegen Hogue. Der Anwalt machte es seinem Richter so leicht wie möglich
     und hörte ausdruckslos zu, wie man ihn zu lebenslänglicher Haft
     verurteilte.
    Inzwischen war es ihm recht,
     daß sein Herz wider Erwarten alle Belastungen durchgestanden hatte,
     denn er beabsichtigte, eine Stiftung zu gründen, um genug Geld
     zusammenzubringen und Ida Boyds Landbesitz dem Brown County Trust übergeben
     zu können.
    Ich weiß das, weil er
     mir einen Brief schickte und einen Scheck für meine Dienste zugunsten
     von Frank Pynne. Er schrieb darin, daß er versuchte, diese Stiftung
     vom Gefängnis aus ins Leben zu rufen, und daß er seinen eigenen
     Besitz verkauft hätte, um ihn der Stiftung einzubringen. Außerdem
     schlug er mir vor, mein Honorar zu stiften - »dem edlen Zweck, das
     Land unverändert den Nachkommen zu überliefern«, wie es wörtlich
     in dem Brief hieß.
    Ich löste meinen Scheck
     noch am selben Tag ein.
    Wenn man müde ist, fühlt
     man keine edlen Regungen, vermute ich.
    Das zweite Ereignis, das mich
     zurückbrachte in diese Welt, war ein Besuch von Glas-Albert.
    Es war Dezember, und draußen
     schneite es bereits. Ich nahm mit Recht an, daß er diesmal nicht
     vorbeigekommen war, um im Hof Basketball zu spielen.
    »Ich brauche für
     ein paar Tage Ihre Dienste, wie abgemacht«, sagte er.
    Diesmal stand ich an der
     Staffelei.
    »Ach, ja? Hat sich
     endlich jemand entschlossen, Ihre Tochter zu heiraten?«
    »Nicht ganz.«
    Ich steckte mir den Pinsel
     hinters: rechte Ohr. »Was dann?«
    »Es geht um meine Frau«,
     sagte er.
    »Hat sich jemand
     entschlossen, Ihre Frau zu heiraten?«
    »Sie ist abgemagert in
     der letzten Zeit«, sagte er. »Es ist nichts Krankhaftes - ich
     habe mit ihrem Arzt gesprochen -, und sie hält auch keine Diät
     ein, weil das bei ihr doch nichts nützt. Also möchte ich, daß
     Sie sie eine Weile beobachten.«
    »Sie sind wirklich ein
     argwöhnischer Mensch.«
    »Wissen Sie, ich habe
     festgestellt, daß ich mir in diesem Zusammenhang Fragen stelle. Und
     wenn man sich seine eigenen Fragen nicht beantworten kann - was hilft
     es einem dann, daß man reich ist?«
    »Eine Frage, die ich
     mir auch oft stelle«, sagte ich.
    »Wann können Sie
     anfangen?«
    »Sobald ich mit diesem
     Bild fertig bin.«
    Er ging zur Staffelei und
     betrachtete mein Werk.
    Es war das erste Mal, daß
     er in meiner Gegenwart sprachlos wurde.
    Und während ich darauf
     wartete, daß er wieder Worte fand, überkam mich eine Neugier
     wie schon lange nicht mehr.
    Ich mußte an Priscilla
     Pynne denken. Wie sie Gewicht zugelegt und wieder abgenommen hatte. Jetzt
     fragte ich mich, was aus ihr wohl werden würde. Sicher würde sie
     erfolgreich sein mit ihrem, Studium. Sie wünschte es sich so sehr, daß
     sie durchaus fähig sein würde, alle Schwierigkeiten zu überwinden.
    Ich entschloß mich, sie
     zu besuchen und selbst nachzusehen.
    Neugier ist die einzige
     Medizin gegen Müdigkeit.
    »Ihre Frau nimmt ab,
     wie?« fragte ich und gab Glas-Albert die Chance, sich der Langeweile
     bei der Betrachtung der Ergebnisse meines unentdeckten primitiven Genies
     zu entziehen.
    Vielleicht war ich wirklich
     unentdeckt und primitiv. Aber ich war zumindest bereit, mich damit
     abzufinden. Und das ist nicht das Schlechteste, was einem das Leben bieten
     kann.       

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