Ein Grabstein fuer den Playboy
ausgesprochen nervös und angespannt
zu sein.
»Möchten Sie eine
Tasse Kaffee?«
»Nein, danke. Haben Sie
Priscilla gefunden?«
Ich setzte mich hinter den
Schreibtisch und schlug mein Notizbuch auf. »Nein«, sagte ich,
»gefunden habe ich sie bisher leider nicht.«
Sie seufzte. »Ich
verstehe. Was dann?«
»Ich habe zunächst
einmal die Bestätigung dafür gefunden, daß sie ihren Mann
verlassen hat. Sie verließ Nashville in den frühen
Morgenstunden des dreizehnten April. Soweit ich herausgefunden habe, weiß
niemand, wo sie sich zur Zeit aufhält. Ich habe niemanden
angetroffen, der von ihr gehört hat oder auch nur ahnte, wo sie sich
befindet.«
»Sucht ihr Mann nach
ihr?«
»Nicht besonders aktiv,
wenn man so sagen darf. Er ruft von Zeit zu Zeit im Büro des Sheriffs
an und erkundigt sich, ob es bei der Suche nach ihr Fortschritte gibt,
aber der Sheriff kommt in der Angelegenheit offenbar auch nicht weiter.«
Sie schien eine Weile
nachzudenken, ehe sie sagte: »Was hat das mit dem Sheriff zu tun?«
»Gegen Ihre Freundin läuft
eine Ermittlung.«
Sie war offensichtlich
schockiert. »Eine Ermittlung? Weshalb? Weil sie ihren Mann verlassen
hat?«
»Nein, nein. Aber sie
hat Geld mitgenommen, als sie verschwand, und ihr Mann hat Anzeige gegen
sie erstattet.«
Sie atmete tief ein.
»Die Anzeige kommt mir
freilich etwas lächerlich vor. Der Mann ist wütend und dachte
vermutlich, daß die Polizei sich dann um so mehr bemüht, sie zu
finden.«
Sie dachte auch darüber
eine Weile nach. Dann fragte sie: »Wie stehen also die Aussichten,
daß Priscilla gefunden wird?«
»Ich glaube, die Leute
dort rechnen allgemein damit, in Kürze etwas von ihr zu hören.«
»Ach, wirklich? Und
wie?« fragte sie rasch.
»Sie rechnen damit, daß
der Mann, mit dem sie verschwunden ist, früher oder später zurückkommen
wird, und dann, hoffen sie, wird sich die ganze Geschichte aufklären.«
Sie riß die Augen weit
auf. »Mann? Was denn für ein Mann?«
»Es sieht so aus, als
ob Mrs. Pynne mitten in der Nacht mit einem Geschäftsmann und Playboy
aus Nashville verschwunden sei. Der Mann heißt übrigens Boyd.«
Sie war sprachlos. Nach einer
Weile legte sie eine Hand an die Schläfe und schien sich zu
beruhigen.
»Kennen Sie den Mann,
Doktor Staedtler?«
»Was?«
»Kennen Sie Boyd? Billy
Boyd? Haben Sie schon mal von ihm gehört? Ich dachte mir, vielleicht
hätte sie Ihnen in einem Brief über ihn berichtet. Aber -
eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen.«
»Nein.«
»Er scheint nicht
gerade der gefühlvollste Mann zu sein. Seine Mutter starb im
vergangenen März, wobei sie kurz zuvor verfügt hatte, daß
ein Grundstück aus ihrem Besitz nicht kommerziell genutzt werden dürfe.
Ihr Tod, der nach einem Unfall im Bad erfolgte, konnte zu keinem günstigeren
Zeitpunkt stattfinden, was Boyds finanzielle Aussichten betrifft, und man
munkelt sogar, daß dahinter mehr als nur ein makabrer Zufall steckt.
Aber es gibt keine Beweise, wie mir
scheint. Der Coroner konnte lediglich feststellen, daß Mrs. Boyds
Schädel ungewöhnlich brüchig war. Aber der Verdacht wurde
natürlich eher bestärkt, als Boyd kurz danach eine große
Party feierte. Es heißt, er habe zwar zu ihrer Erinnerung auch
einige von ihren Freunden eingeladen, aber dann kam es auf dieser Party
zwischen einem von ihnen und Boyd zum offenen Streit um dieses Grundstück.«
»Ich verstehe nicht
ganz, worum es bei der Sache eigentlich geht«, sagte sie.
»Nun, man nimmt an, er
wollte eine Weile die Stadt verlassen, bis sich der Verdacht gegen ihn
gelegt hatte. Es bot sich ihm die Chance, mit Mrs. Pynne wegzugehen, und
die scheint er ergriffen zu haben. Ich weiß nicht, wie die beiden
zusammengekommen sind, und kann hier auch keine Details nennen. Sie
scheint schon einige Zeit sehr unglücklich gewesen zu sein in ihrem
Heim und in dieser Kleinstadt. Auf der bewußten Party hat Boyd es so
eingerichtet, daß sie ihren Mann in einer kompromittierenden
Situation antraf. Von Boyds Seite gesehen, war sie eine hübsche und
begehrenswerte Frau, und zudem kämpfte ihr Mann in einer
Organisation, die die Umwelt erhalten möchte, gegen ihn. Es ist
durchaus denkbar, daß beim Verschwinden der beiden das Angenehme mit
dem Nützlichen verbunden wurde.«
Sie schüttelte den Kopf,
aber eher, um ihre Gedanken wachzurütteln als meine
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