Ein Grabstein fuer den Playboy
an. Aber es meldete sich niemand. Dann blätterte
ich im Branchenverzeichnis, um festzustellen, welche von den Galerien
aufgrund der Beschreibung die von Billy Boyd sein mußte.
Es gab eine, die »Boyds
Galerie« hieß. Und sie befand sich einen Block westlich des
Gerichtsgebäudes, an einer Ecke des Village-Green-Parks. Ich ging
direkt dorthin und freute mich schon, endlich wieder etwas gefunden zu
haben, wo ich weiterbohren konnte.
Die Galerie war geschlossen.
Ein paar Blicke durch die
Fenster überzeugten mich davon, daß es drinnen tatsächlich
wie in einer Kunstgalerie aussah.
Als ich mich umdrehte, fiel
mir ein roter Ford Fiesta auf, der an der gegenüberliegenden Ecke in
der Thomas Street parkte. Ich blieb stehen und betrachtete den Wagen
mindestens eine Minute lang. Inzwischen hatte ich mich davon überzeugt,
daß es den Zufall allzusehr strapazieren hieße, wenn ich
annahm, daß es sich um den Wagen handelte, den ich suchte. Aber dann
ging ich doch hin. Da ich mir die Kennzeichennummer des roten Fords bei
meiner ersten Begegnung nicht gemerkt hatte, konnte ich nicht mit
Sicherheit sagen, ob es Frank Pynnes Wagen war. Dieser jedenfalls hatte
keine Kartons im Fond, aber andererseits klebte am Fenster die Plakette
des Brown County Trusts.
Und außerdem parkte er
vor einem restaurierten Fachwerkhaus an dem ein Schild prangte mit der
Aufschrift »David Hogue Rechtsanwalt«.
Gepriesen seien die Kleinstädte!
dachte ich.
Ein zweites Schild war der
Geschichte des Hauses seit seiner Erbauung im Jahre 1887 gewidmet. Und am
Fenster neben der Tür hing die Liste der Veranstaltungen des Brown
County Trusts für den Monat Juni. Für diesen Abend war um
neunzehn Uhr eine Versammlung des Komitees anberaumt.
Ich versuchte die Tür zu
öffnen. Sie war unversperrt.
Allmählich besserte sich
meine Laune.
Ich betrat vorsichtig das
Haus und ging nach links in ein Wartezimmer.
Eine Sekretärin saß
an einem Schreibtisch neben dem Fenster. Sie sah so frisch aus wie eine
Tomate aus Indiana.
»Hallo«, sagte
sie und lächelte dazu.
Auf einem Schild neben ihrem
Arbeitsplatz las ich ihren Namen »Betty Weddle«, sagte ich
daraufhin zu ihr, »mit diesem freundlichen Gruß haben sie mir
einen miesen Tag verschönt.«
»Nett, daß Sie
das sagen. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Gehe ich recht in der
Annahme, daß Frank Pynne hier ist?«
»Ja. Er ist drinnen bei
Mr. Hogue.«
»Ich versuche schon den
ganzen Nachmittag, ihn zu erreichen. Wissen Sie, wie lange die Besprechung
mit Mr. Hogue noch dauern wird?«
»Das kann ich Ihnen
wirklich nicht sagen. Die beiden besprechen eine Versammlung des Komitees,
die heute abend hier stattfinden soll, aber wenn Sie mich fragen - ich
nehme an, Mr. Hogue wird zuvor noch zum Essen gehen wollen.«
Jetzt nannte ich ihr meinen
Namen. »Ich bin Privatdetektiv aus Indianapolis«, fügte
ich hinzu, »und habe den Auftrag, Mr. Pynnes Frau zu suchen.
Vorausgesetzt, daß das überhaupt möglich ist. Daher hätte
ich mich gern mit Mr. Pynne unterhalten, bevor ich heute abend zurückfahre.«
Betty Weddle schaute mich
nachdenklich an. Dann stand sie auf und sagte: »Ich glaube, ich sehe
mal nach und teile den beiden mit, daß Sie hier sind.«
Etwas Besseres hätte mir
gar nicht passieren können.
Dann vertrieb ich mir die
Zeit und schaute mich in dem Wartezimmer um. Es war genauso eingerichtet,
wie man es in Wartezimmern von Anwälten erwarten konnte.
Privatdetektive wie ich verbringen viel Zeit in solchen Räumen,
vorausgesetzt, sie gehen einer regelmäßigen Tätigkeit
nach.
Das Wartezimmer war mit einem
dunkelbraunen Teppich ausgelegt und mit soliden Nußbaummöbeln
ausgestattet. An den Wänden hingen Aquarelle, die die Herbstfarben
des Brown Countys Wiedergaben.
Ich setzte mich und fühlte
mich wohl. Zum zweiten Mal innerhalb eines einzigen Tages befand ich mich
an einem Ort, wo ich gern jahrelang geblieben wäre. Offenbar beschäftigte
ich mich im Unterbewußtsein damit, endlich seßhaft zu werden.
Betty Weddle kam nach fünf
Minuten zurück. Sie war eine robuste Frau Mitte Dreißig mit
einer bemerkenswert schlanken Taille, die sie durch ihre Kleidung
unterstrich. »Die beiden Herren bitten Sie hinaufzukommen«,
sagte sie und schien sich darüber ein wenig zu wundern.
Ich selbst wunderte mich darüber
eigentlich noch mehr.
Ich dachte, sie
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