Ein Grabstein fuer den Playboy
Nervosität, und das beruhigte mich.
»Warum haben Sie Boyd
getötet?« fragte ich und kam mir schon albern vor, weil ich
immer wieder dieselbe Frage stellte - bei wechselnden Gesprächspartnern.
Sie kicherte. »Es kommt
die Zeit, wo man sich erheben und die Rechnung machen muß.«
Das hatte sie schon mal
gesagt.
»Ich dachte, Sie waren
befreundet mit ihm.«
Jetzt starrte sie mich an.
»Das Testament«,
erinnerte ich sie. »Sie werden darin immerhin erwähnt.«
»O ja.« Als ob
sie sich an etwas erinnerte, was lange zurücklag. »Das war
nicht das - was man meinen möchte. Es war … Ich weiß
nicht, was es war.«
»Wollten Sie David
Hogue eifersüchtig machen?,«
»Lassen Sie David aus
dem Spiel!« fuhr sie mich an.
»Sie trafen sich mit
Billy zu einer Zeit, als Dave die Absicht hatte, Billys Mutter zu
heiraten, nicht wahr?«
»Was?«
»Oder wollten Sie
über Billy Zugang zu seiner Mutter finden? Ich halte Sie für
eine wesentlich glaubhaftere Mörderin von Ida Boyd als deren Sohn.«
Das war auch ein Fehler
gewesen: Man hatte sich auf den Zufall konzentriert, daß Billys
Mutter gestorben war, bevor sie ihr Testament gemacht hatte. Aber sie war
auch gestorben, ehe sie die Möglichkeit hatte, David Hogue zu
heiraten!
Die Frau, die mir mit der
Pistole vor der Nase herumfuchtelte, begann jetzt vor Zorn zu beben.
»Nein! Damit habe ich nichts zu tun!«
Sie funkelte mich an, und
ihre Wangen wurden rosa.
»Aber ich hätte es
vielleicht tun sollen«, sagte sie, als wäre ihr der Gedanke,
einen Menschen zu töten, erst jetzt gekommen. »Sie war nicht
gut genug für David. Er war bereit, sich ihr zu opfern, weil er das
Land in seine Verfügung bekommen wollte. Das war alles, was sie ihm
bedeutete.« Sie dachte nach. »Ja, das Land bedeutete ihm
alles.«
Ich beobachtete sie so
interessiert, daß ich meine eigene mißliche Lage fast vergaß.
»Ja, vielleicht hätte
ich es tun sollen«, sagte sie. Dann, mit rauher Stimme: »Aber
Billy hat mir die Mühe erspart.«
»Billy hat es also
wirklich getan?«
»Er hat sie getötet,
ja.«
»Woher wissen Sie das?«
Sie erklärte
herablassend: »Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, woher Billy
wohl gewußt haben kann, daß seine Mutter ein Testament machen
wollte?«
»Ja. Ich habe Dave
danach gefragt. Er dachte, Ida selbst hätte es ihrem Sohn gesagt.«
»Ich habe es Billy
gesagt«, erklärte die Weddle. »Ich wollte, daß er
es ihr ausredet. Und ich dachte, damit könnte er die Geschichte mit
der Heirat aufhalten. Aber statt dessen hat er sie umgebracht.«
»Nehmen Sie an«,
sagte ich.
»Ich nehme es nicht an,
ich habe es gesehen!« rief die Weddle.
»Sie haben gesehen, wie
er seine Mutter tötete?«
»Ich habe ihn nicht
dabei beobachtet«, erwiderte sie. »Aber ich sah vom
Schreibtisch aus, an dem Tag, als ich ihm das mit dem Testament gesagt
hatte, wie er hinüberging in das Haus seiner Mutter, während er
bei der Polizei angegeben hat, daß er bei Sharon Doans gewesen ist.
Er trug einen marineblauen Anorak und hatte sich die Kapuze aufgesetzt.«
»Wenn das alles ist,
kann es ebensogut jemand anders gewesen sein.«
Sie stieß einen verächtlichen
Laut aus. »Es gibt keine zwei Männer in der Gegend, die so
klein sind wie er. Und er hat die Tür mit einem Schlüssel
aufgesperrt. Er wollte nicht gesehen werden, deshalb hat er den Wagen auch
nicht vor dem Haus geparkt. Er fuhr mit Sharons Wagen und parkte ihn an
der Ecke. Das hab’ ich auch gesehen.«
Ich ließ das Ganze auf
mich einwirken. »Dave hat mir aber nichts davon gesagt, daß
Sie Boyd gesehen haben«, hielt ich ihr entgegen.
»Er weiß es auch
nicht.«
»Warum nicht?«
»Er war so wütend
auf Billy, als Ida gestorben war, daß ich fürchtete, er würde
etwas Unüberlegtes tun. David kann sich manchmal in gewisse Dinge
sehr hineinsteigern. Und danach hat Sharon beschworen, daß Billy
die ganze Zeit über bei ihr gewesen sei. Daher kam es erst gar nicht
zu einer Anklage.«
»Sie hätten ihn
anzeigen können.«
»Es hat anders auch
geklappt. Und Billy bekam, was er verdiente.«
»Bekomme ich auch, was
ich verdiene?« fragte ich jetzt.
Einen Augenblick lang fühlte
sie fast so etwas wie Sympathie für mich. »Mir bleibt kein
anderer Weg. Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, daß es mir
leid tut.«
»Ich glaube Ihnen kein
Wort«, sagte
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