Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
sie mich wieder anblickte - mit dem
     unheimlichen schwarzen Auge, das sie in der Hand hielt. Ich zog mich
     hinter den Sessel zurück und wünschte mir, er wäre aus schußsicherem
     Stahl statt aus Leder.
    »Hören Sie doch
     endlich auf! Lassen Sie es sein!« sagte eine Stimme. Ich hätte
     nie gedacht, daß es die meine sein konnte, so jämmerlich klang
     sie.
    Von meiner Deckung aus konnte
     ich die Weddle nicht sehen, aber ich sah, wie Hogue auf sie zuging. Und
     dann ging diese verdammte Pistole schon wieder los! Dicht neben meinem
     Gesicht öffnete sich plötzlich ein Loch in der Sessellehne. Es
     sah aus wie eine Blüte, die aufgegangen war; die Blütenblätter
     aus Leder versteiften sich kurz, um danach zusammenzusinken. Und dann war
     es nur noch ein lebloser, dunkler Kreis.
    Die Kugel hatte ich nicht
     gesehen, als sie an mir vorbeisauste. Wahrscheinlich habe ich in dem
     Augenblick gerade geblinzelt.
    Dann streckte ich mich.
    Die bis dahin zurückgehaltene
     Angst, die Spannung und das Gefühl eines schreienden Unrechts, daß
     ausgerechnet ich das Objekt dieser absurden Gewalttat sein
     sollte, entluden sich wie eine bis dahin blockierte Sprungfeder und
     setzten mich in Aktion. Es war nicht viel, was ich tun konnte, aber ich
     stieß den Ledersessel nach vorn, auf den Todbringer zu, und zwar so
     schnell und hart und gerade und heftig, wie ich konnte. Am liebsten hätte
     ich ihn durch die Weddle geschleudert, wie sie die Kugel durch den Sessel
     gejagt hatte. Durch sie und durch die Wand und hinüber ins nächste
     County, und in eine andere Welt. Mich wollte man umbringen! Na schön,
     ich war durchaus in der Stimmung, es den anderen gleichzutun und ebenfalls
     jemanden umzubringen.
    Aber all meine Bemühungen
     waren nicht imstande, dem Geballere Einhalt zu gebieten. Bäng! Ich
     konnte das Geräusch nicht mehr ertragen.
    Jetzt streckte ich mich flach
     hinter dem Sessel aus.
    Eine Kugel traf. Was? Ich
     konnte es nicht sagen. Aber etwas zerklirrte, etwas krachte. Bäng.
     Die nächste, Schreie. Bäng. Ich wußte nicht, ob ich träumte.
     Bäng.
    Und dann senkte sich eine
     Zentnerlast, das unglaublichste Gewicht, das man sich denken konnte, auf
     mich, und ich legte mich bis auf weiteres schlafen.

 
    38
    Ich kann nicht sagen, wie
     lange ich bewußtlos dalag, als ich plötzlich feststellte, daß
     ich noch atmete. Ich hatte nicht die Zeit, an die Zeit zu denken. Mir war
     nur allzu bewußt, daß das Atmen schwer fiel. Verdammt schwer
     sogar.
    Ich wußte nicht, warum,
     bis ich merkte, daß der Stuhl über mir lag und mich auf den
     Boden nagelte.
    Aber selbst dafür schien
     mir das Gewicht viel zu groß zu sein.
    Dann kam ich dahinter.
    Ich hatte den Stuhl von mir
     gestoßen. Der Stuhl hatte Betty getroffen. Betty war nach vorn
     gefallen, Stuhl und Betty waren über mir, und der gute alte Albert
     lag drunter.
    Armer Albert.
    Eines konnte ich allerdings
     nicht begreifen. Warum stand sie denn nicht auf? Es ist schließlich
     nicht gerade höflich, wenn man sich auf einen Stuhl setzt, unter
     dem ein Gast des Hauses begraben liegt.
    Aber vielleicht wußte
     sie nicht, daß ich darunterlag.
    Ich versuchte, mich zu
     bewegen, aber alles, was sich an mir bewegte, waren meine Zehen.
    Das reichte nicht, um ihre
     Aufmerksamkeit zu wecken, aber selbst das Zehenwackeln fiel mir schwer,
     wie ich an meinen Atemzügen merkte.
    Ich stöhnte ein bißchen
     und spürte, daß mich selbst der gepreßte Laut mehr
     Energie kostete, als ich zur Verfügung hatte.
    Ich versuchte tief
     einzuatmen, aber das ging nicht.
    Dann auf einmal fühlte
     ich, daß ich überhaupt nicht mehr atmen konnte. Und jetzt
     geriet ich vollends in Panik. Ich spannte alle Muskeln an, die ich besaß,
     und der Sessel bewegte sich, kam ins Schaukeln und kippte endlich zur
     Seite.
    Ich rollte auf die andere
     Seite und ruhte mich ein bißchen aus.
    Und wieder hatte ich
     keinerlei Zeitgefühl, aber während ich dort lag, fragte ich
     mich, wo, zum Teufel, Dave Hogue geblieben sein mochte.
    Niemand bewegte sich in dem
     gemütlichen Wohnzimmer. Es war sehr still.
    Ein kleines Zimmer; ich hätte
     ihn atmen hören müssen, wenn er hier gewesen wäre, selbst
     wenn ich ihn nicht sehen konnte. Anscheinend konnte ich momentan an nichts
     anderes als ans Atmen denken.
    Dann lauschte ich. Aber außer
     mir war kein Atmen zu hören.
    Niemand atmete.
    Als ich die Kraft hatte, mich
     aufzusetzen und mich umzuschauen, sah ich Betty Weddle

Weitere Kostenlose Bücher