Ein Grausames Versprechen
gesprungen. Sie stieß ihre Flasche wieder gegen seine.
»Und was macht der Rücken?«, sagte Ziyad.
»Wird besser.«
Er steckte den Daumen in den Flaschenhals. »Tut mir leid, dass ich nicht beim Saubermachen geholfen habe.«
»Hey, du hast mehr als genug getan«, sagte Lauren. »Du hast mich gerettet.«
»Du hast dich selbst gerettet. Ich habe nur eure Tür zerstört. « Er grinste. Unten im Garten hatte sich Tom endlich die Flagge geschnappt und sie wie ein Stirntuch um den Kopf gewickelt, während Felise einen Stoffbären zusammenstauchte.
»Tamsyn hat mir erzählt, dass Kristi von einem Unfall gesprochen hat, in den sie verwickelt gewesen war, und dass ihr diese Geschichte alles wieder in Erinnerung gebracht hat.«
»Das hat sie tatsächlich gesagt?«
»Es klang ziemlich schlimm.«
»Es war schlimm«, sagte Lauren. »Allerdings weniger für Kristi als für den anderen Fahrer.«
Ziyad zupfte am Etikett seiner Flasche. »Du klingst wütend darüber.«
»Hat sie Tamsyn erzählt, dass der Mann gestorben ist?«
»Sie sprach wohl von einem tödlichen Unfall, ohne aber etwas Genaueres zu erzählen.«
Lauren drehte die Flasche in der Hand und dachte an den jungen Mann. Sie hörte das Blut wieder in seinen Lungen blubbern, sah, wie blass sein Gesicht im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Fahrzeuge war und wie rot im Gegensatz dazu das Blut, das er hustete. Der Blick durch die Windschutzscheibe des anderen Wagens, wo Kristi weinend hinter dem Steuer saß, die Arme um den schwangeren Bauch gelegt, betrunken, bekifft und unverletzt.
»Ich arbeitete allein, weil mein Partner krank geworden und nach Haus gefahren war.«
»Moment mal - du wurdest zu dem Unfall gerufen?«
Lauren nickte. »Ich erkannte Kristis Wagen sofort. Ich hielt und lief zuerst zu ihrem Wagen, weil er näher stand. Sie war nicht verletzt; sie weinte und versuchte, aus dem Wrack zu kommen. Sie war im achten Monat schwanger damals. Ich sagte zu ihr, sie soll sich stillhalten, während ich im anderen Wagen nachsah. Ich erkannte auf Anhieb, dass es schlimm um den Fahrer stand. Sein Blick klammerte sich sofort an mich, als ich näher kam. Er war eingeschlossen, das Lenkrad drückte an seine Brust. Ich schaffte es, seine Tür aufzubekommen und kauerte mich mit der Taschenlampe neben ihn, um zu sehen, wie stark er eingeklemmt war, was wir unternehmen mussten, um ihn herauszubekommen.«
Der junge Mann - der Junge, eigentlich war er noch ein Junge - hatte die Hand nach ihr ausgestreckt. Sie hatte sie genommen und die Lampe tiefer auf seinen Körper gerichtet. Sie konnte den Alkohol in seinem Blut riechen.
»Der Wagen war alt und die Front bis zu seinen Beinen eingedrückt. Die Lenksäule hatte sich in seine Brust und den Magen gebohrt, seine Jeans war blutgetränkt.«
Der Junge hatte geweint und ihre Hand gedrückt. Sie hatte seine Finger aufstemmen müssen, damit sie zum Rettungswagen zurückgehen, Bericht erstatten und Verstärkung anfordern konnte. Kristi war inzwischen aus ihrem Wagen gekrochen und hatte schluchzend ihren Namen gerufen. Lauren hatte sie angeschrien zu bleiben, wo sie war, sich keinen Millimeter zu rühren. Kristi hatte nicht auf sie gehört.
Sie blinzelte. »Ich bat dringend um eine Bergungsmannschaft und weitere Sanitäter. Wenn wir ihn nicht schnell aus dem Wagen brachten, würde er an Ort und Stelle sterben. Aber selbst wenn wir ihn herausbrachten - bei Eingeklemmten besteht die große Gefahr, dass ihr Blutdruck abstürzt, wenn man den Gegenstand entfernt, der sie festhält, und Giftstoffe aus beschädigten Muskeln strömen aus dem verletzten Teil in den Körper und können das Herz zum Stillstand bringen.«
»Du wusstest also schon, dass er sterben könnte?«
»Die Gefahr war groß.«
Ziyad blickte in den Garten. »Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie du dich dabei gefühlt haben musst.«
»Man denkt daran, wie man ihnen helfen kann, wie man sie behandeln wird und aus dem Wrack bekommt, aber da ist … so ein Gefühl von … Panik, tief in einem. Während man plant, was man tun wird, sieht man auch, was passieren wird, dass die Person blasser werden wird, der Schockzustand stärker, sie wird anfangen, das Bewusstsein zu verlieren, der Puls wird steigen und der Blutdruck fallen, egal wie schnell man Flüssigkeiten in sie pumpt, und man spürt, wie alle Sanitäter um einen herum noch schneller arbeiten, eine Spannung liegt in der Luft, und alle warten auf den Moment, in dem das Herz stehen bleibt. Du weißt, er
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