Ein Grausames Versprechen
erwiderte er. »Dennis sagt, Sie können mit zu ihm fahren.«
»Ich würde lieber bleiben.«
»Kommt nicht infrage.« Er blickte über die Rasenfläche, wo sich Bethany Mendelssohn und Bryan Greer über einem Notebook besprachen. »Haben die beiden schon mit Ihnen gesprochen?«
Sie nickte. »Sir, ich habe das Gefühl, wenn ich nicht bleibe, lasse ich ihn bestimmen, was passiert.«
»Er bestimmt es aber nicht, sondern ich.« Ein uniformierter Beamter kam die Straße entlanggeeilt. Kuiper entschuldigte sich bei Ella und ging ihm entgegen.
Ella sank gegen den Wagen und fühlte sich so nutzlos wie noch nie. Natürlich waren sie alle nur um ihre Sicherheit besorgt, aber sie war kein kleines Mädchen. Sie war eine Detective, Herrgott noch mal, und doch trauten sie ihr nicht zu, dass sie mit ein paar kräftigen Jungs auf einen Übeltäter wartete? Es war ihr Fall, ihr Täter. Es war nicht fair, wenn sie beim Showdown nicht mitmachen durfte, falls er tatsächlich wiederkam.
Was Mendelssohn und Greer anging, so hatten die beiden ihr erzählt, sie ermittelten gegen drei mögliche Maulwürfe, und sie gefragt, wie viel Kontakt sie zu Edwina Guilfoyle von der allgemeinen Verwaltung, Tracy Potter vom Personalmanagement und Tony Ansible von irgendeiner Computerfirma gehabt hatte. Mit Edwina hatte sie vielleicht ein einziges Mal gesprochen, Tracy hatte sie ziemlich häufig in der Dienststelle gesehen, aber geredet hatte sie nur ein paarmal mit ihr und mit diesem Tony nie. Sie konnte nicht einmal mehr ein Bild von ihm heraufbeschwören. Die Detectives hatten genickt und alles mitgeschrieben, und Ella fragte sich, wie viel ihnen das nun geholfen hatte.
Sie sah die beiden zu Kuiper und dem uniformierten Beamten gehen und fühlte sich bei ihrem eigenen Problem ausgeschlossen. Andere Leute entschieden, was sie tun sollte, und räumten ihr nicht einmal die Möglichkeit ein, ihre Meinung dazu zu äußern. Oder zumindest nicht mehr.
Als Kuiper zurückkam, hatte sie einen Entschluss gefasst. »Ich bleibe bei meinen Eltern.«
Er runzelte die Stirn.
»Woher soll er wissen, wo sie wohnen?«
»Wir wissen nicht, was er weiß.«
»Jedenfalls kann er keine Schlüssel haben. Ich bewahre sie ganz hinten in der Vorratskammer auf, zusammen mit einem Haufen anderer alter Schlüssel, alle unbeschriftet. Niemand könnte wissen, wofür sie sind.« Sie legte alles in ihren Blick, was sie hatte. »Ich werde zwei Handys mitnehmen und meine Waffe, und die Frau nebenan leidet an Schlaflosigkeit, wenn alles andere versagt, wird sie in der Sekunde, in der ich schreie, am Telefon sein.«
Kuiper kratzte sich im Nacken. »Wie wär’s, wenn wir erst einmal das Ergebnis der Befragung in der Nachbarschaft abwarten?«
Mehr würde sie im Moment nicht erreichen. »Was hat dieser Streifenbeamte herausgefunden?«, fragte sie und nickte in Richtung des Mannes, mit dem Kuiper gerade gesprochen hatte.
»Eine Frau vier Türen weiter hat vor zwei Tagen einen Mann langsam durch die Straße gehen sehen. Sie fand, er habe sich die Häuser ein bisschen zu genau angeschaut. Sie ist in ihren Garten hinausgeschlichen und hat ihn in diese Richtung weitergehen sehen. Sie ist sich sicher, dass er nicht hier hereingegangen ist, aber sie hat ihn heute wiedergesehen, um etwa zwei Uhr nachmittags. Diesmal stieg er in eine blaue Limousine. Sie konnte sich das Nummernschild notieren - wir prüfen es gerade.«
Der Beamte kam zu ihnen. »Das Kennzeichen wurde letzte Woche von einem Toyota in Alexandria gestohlen.«
»Konnte sie den Mann beschreiben?«, fragte Ella.
»Kurzes, dunkles Haar unter einer Mütze in den Farben der Broncos. Er war weiß, und sie glaubt, in den Dreißigern. Durchschnittliche Größe und Statur, trug Jeans und ein blaues T-Shirt. Sie war nicht nahe genug dran, um mehr zu sehen.«
»Ich komme und rede mit ihr«, sagte Kuiper. »Hoffentlich hat ihn noch jemand gesehen und war nahe genug dran, um ihn vielleicht auf unserem Flughafenfoto von Werner wiederzuerkennen.« Er sah Ella an. »Sie bleiben fürs Erste hier.«
Sie sah Kuiper und dem uniformierten Beamten nach. Sie bleiben hier? War sie ein Hündchen oder was? Anscheinend.
»Ich komme schon klar, ehrlich.«
Dennis stand auf der Veranda von Ellas Elternhaus und spähte auf die Straße hinaus. Baumfarne verstellten die Sicht auf ihre Autos. Die Veranda roch nach kaltem Beton und Mulch. Lily hielt sich immer noch in der Nähe des Zauns auf und tat, als würde sie im Dämmerlicht irgendwelche
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