Ein Grausames Versprechen
Sal sah eine metallisch blaue Handfeuerwaffe aus dem Bund seiner Jeans ragen. Verdammt.
»Dieser kleine chinesische Scheißkerl.« Thomas hielt eine Ecke des Briefs in die Flamme eines Brenners.
Sal sah die Flammen zu seinen Fingern züngeln. Ist er tatsächlich verrückt?
Im letzten Moment ließ Thomas das Stück Papier jedoch auf den Boden fallen, wo es erlosch. »Jetzt bleibt nichts anderes mehr zu tun«, sagte er.
Erleichterung erfasste Sal.
»Ich muss diese Sanitäter töten.« Thomas zog die Waffe aus seiner Jeans.
Sal erstarrte. »Was?«
»Ich muss sie töten.«
»Nein«, sagte Sal.
Thomas ließ den Schlitten gewaltsam hin- und herfahren.
Das Geräusch fuhr Sal in die Eingeweide. »Nein, warte«, wiederholte er, während ihm vor Nervosität der Schweiß über den Rücken lief. »Wieso suchen wir uns nicht lieber jemanden, der weiß, wie man das Zeug kocht, und fügen den Schritt ein, den wir übersehen haben? Wir können immer noch Geld verdienen.«
»Das Zeug ist im Arsch.«
Thomas richtete die Waffe auf Sals Kopf. Sal brachte kein Wort heraus und war unfähig, sich zu rühren. Er dachte an seine Mutter, wie sie sich fühlen würde, zwei Söhne so kurz hintereinander zu verlieren, obwohl der Gedanke unsinnig war, denn sie war ja bereits tot.
Die Mündung der Waffe war so schwarz.
Thomas ließ die Pistole sinken und steckte sie wieder in seine Jeans. Er betrachtete das Chaos auf den Werkbänken.
Sal bewegte sich vorsichtig in Richtung Tür. »Julio … äh … ist im Krankenhaus.« Seine Stimme war hoch und dünn. »Nona wartet auf mich, darum sehe ich mal lieber zu, äh …« Er hatte den Türknauf hinter sich ertastet und zog die Tür auf. »Bis später dann«, krächzte er und beeilte sich hinauszukommen.
32
Lauren blieb bis Mittag im Bett, um vor ihrer Nachtschicht auf Vorrat zu schlafen, aber hauptsächlich dachte sie an Joe. Als sie schließlich aufstand und sich anzog, um etwas zu essen zu machen, stand ihr Entschluss fest: Heute Abend würde sie es ihm sagen.
Von der Küche aus hörte sie Kristi und Felise im Dachgeschoss reden. »Ich bin wach«, rief sie hinauf. »Wollt ihr etwas essen?«
»Wir haben schon«, antwortete Kristi.
Lauren machte sich ein Sandwich, setzte sich an den Tisch und überlegte, was sie sagen sollte. Joe, wir müssen reden. Das klang zu grimmig. Wie ein Trennungsgespräch.
Vielleicht: Joe, kannst du mir sagen, was du empfindest? Oder besser: Joe, ich möchte dir sagen, was ich empfinde.
Sie würde es sagen, wenn sie fuhren, sodass sie sich nicht ansehen mussten, bis sie dazu bereit waren. Es war schwer, sein Herz auszuschütten.
Kristi kam nach unten und machte sich an der Spüle zu schaffen.
»Hat Felise die Schaukel schon ausprobiert?«, fragte Lauren.
»Nein.«
»Joe meint, die Höhe müsste genau richtig sein.«
»Glaub ich auch.«
»Alles in Ordnung?«
»Sicher, warum nicht?«
»Ist das jetzt, weil Joe mir gestern geholfen hat, die Schaukel aufzuhängen, nachdem ich zu dir gesagt habe, dass ich keine Hilfe brauche?«
»Für wie kleinlich hältst du mich?«
Lauren legte ihr Sandwich weg. »Er war einfach da, okay? Ich habe ihn nicht darum gebeten, wir haben uns unterhalten, ich habe das Seil über den Ast geschlungen, und er hat den Reifen festgehalten.«
»Ich weiß.«
Lauren blickte auf ihren Teller hinunter. Dass wir sie nicht am Fenster gesehen haben, bedeutet nicht, dass sie nicht da war.
»Du weißt, dass er verlobt ist«, sagte Kristi.
»Ja.«
»Wieso küsst du ihn dann?«
»Er hat mich geküsst.« Er hat mich geküsst! Lauren konnte einen kleinen Schauder der Erregung nicht verhindern. Er hat mich tatsächlich geküsst!
»Ich finde es einfach unglaublich«, sagte Kristi, »dass du bei allem, was vor sich geht, so eine Geschichte anfängst.«
»Niemand hat etwas angefangen.« Lauren warf den Rest ihres Sandwichs in den Mülleimer. »Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Die ganze Zeit hier sitzen und besorgt sein? Mich so fürchten, dass ich das Haus nicht mehr verlassen kann?«
»Ich tue, was ich kann«, brauste Kristi auf.
»Das ging nicht gegen dich. Es war nur so gesagt.« Lauren stellte ihren Teller in die Spüle. »Manchmal passieren Dinge zu merkwürdigen Zeiten.« Du kannst dir nicht aussuchen, wann du dich verliebst.
»Versprich mir einfach, dass du alles klärst.«
»Mach ich.«
Heute Abend.
Ella saß mit einem gewaltigen Stapel Aussagen im Schoß an ihrem Schreibtisch. All das noch einmal
Weitere Kostenlose Bücher