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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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durchzulesen war, als würde man in einer riesigen Grube nach Gold graben. Jeden Moment konnte man auf ein Nugget stoßen - oder eben nicht.
    Auf der anderen Seite des Büros sprach Lambert leise in sein Handy, Philsiger blickte angestrengt auf ihren Bildschirm, und Murray lachte über eine Bemerkung von Strongy.
    Ella seufzte und wandte sich der nächsten Aussage zu. Jules Cartwright. Ach ja.
    Während sie die Zeilen überflog, erinnerte sie sich daran, wie sie auf dem Sofa der Frau gesessen hatte. Cartwright hatte beschrieben, wie Thomas Werner aufgetaucht war und erwartet hatte, bei ihr wohnen zu können, und wie sie ihn ein paar Nächte auf dem Sofa pennen ließ. Wir haben uns im Urlaub in Spanien kennengelernt , las sie.
    Spanien.
    Hm.
    »Murray!«
    Er kam zu ihr.
    Sie streckte ihm den Ordner mit dem Finger auf der entsprechenden Stelle entgegen.
    »Und?«
    »Sal Rios kommt aus Spanien.«
    »Sein Name kommt von dort her.«
    »Irgendwann muss seine Familie auch gekommen sein.« Der Gedanke kam ihr jetzt selbst absurd vor, aber sie verfolgte ihn unverdrossen weiter. »Vielleicht kennt ihn Werner von dort. Oder seine Familie.«
    »Deine Familie kommt aus Italien, aber kennst du deshalb alle anderen Italiener?«
    Sal hätte ihr im Hospiz beinahe etwas verraten; noch ein wenig gutes Zureden, und wer weiß, was er ausgespuckt hätte. Ella griff zum Telefon und hörte ihre Mailbox ab, dann rief sie die Telefonzentrale an, um sich versichern zu lassen, dass sie keine Anrufe verpasst hatte.
    »Er ist wahrscheinlich bei seinem Bruder«, sagte Murray.
    »Lass uns hinfahren und nachsehen.«
    »Jetzt sofort?«
    »Ja - das heißt, nein. Lass mich rasch etwas überprüfen.«
    Sie gab Sals Namen in die Datenbank ein und schaute nach, welche Autos auf ihn zugelassen waren. Er besaß einen weißen Honda Accord. Sie schrieb das Nummernschild auf und gab dann Nonas Namen ein. Ein goldener Toyota Avalon. Ella schrieb die Nummer ebenfalls auf. Eine Suche unter dem Namen ihres Vaters Guillermo förderte nichts zutage; in letzter Sekunde tippte sie noch Julio ein.
    »Ein blauer Ford Falcon« sagte sie. »Dasselbe Auto, das in der Nähe von meinem Haus war.«
    »Dasselbe Fabrikat«, sagte Murray.
    Ella schrieb die Nummer auf. Sie stimmte mit keinem der Kennzeichen überein, die von Zeugen ganz oder zum Teil erkannt worden waren, aber wenn Werner mit diesem Wagen häufig Zeug verschob, tauschte er die Nummernschilder vielleicht regelmäßig aus.
    Sie schaltete ihren Computer aus. »Fahren wir.«
     
 
    Murray trat ein Stück vom Haus der Rios zurück und schaute zu den geschlossenen Vorhängen im Obergeschoss hinauf. »Nichts.«
    Ella schlug erneut an die Tür. Sie widerstand dem Drang, das Ohr an den Türspalt zu pressen. »Und jetzt?«
    »Nicht mal ein Zucken.«
    Ella ging langsam die Einfahrt hinunter und sah sich von Zeit zu Zeit um. Sie hatte am Morgen das Gefühl gehabt, dass Sal im Haus gewesen war und ihre Drohung mit dem Durchsuchungsbefehl gehört hatte. Was bedeutete es nun, dass er sie nicht zurückrief? Vielleicht wusste er, dass sie nicht genügend Beweismaterial für einen Durchsuchungsbefehl hatten. Oder sie waren schlicht alle auf den Bruder konzentriert.
    Es herrschte kaum Verkehr, und sie erreichten das Hospiz nach kurzer Zeit. Sie teilten sich den Lift mit einer Nonne, die einen Stapel Zeitschriften trug, und stiegen im dritten Stock aus. Ella schaute auf das Kruzifix an der gegenüberliegenden Wand. Jawohl, ich wieder.
    »Welches Zimmer?«
    »Das dritte.«
    Sie spazierten langsam den Flur entlang und blickten beide im Vorbeigehen in Julios Zimmer. Ella sah flüchtig Julios eingesunkenes, fahles Gesicht, Guillermo, der wie ein großer Bär über seine Hand gebeugt saß, Nona, die am Fenster stand.
    Sie gingen in den Warteraum. »Und jetzt?«, fragte Murray.
    Ella überlegte kurz. »Überwachen wir sie eine Weile. Du bleibst hier, trinkst Tee und spähst in den Flur hinaus. Ich fahre zum Haus zurück und bleibe dort im Wagen sitzen. An dem einen oder dem anderen Ort muss er in Kürze auftauchen.«
    Murray schaute sich im Wartezimmer um. »Okay.«
    Ella machte einen Umweg über die Kapelle, wo aber nur eine alte Frau vor dem Altar kniete. Sie ging leise wieder hinaus und eilte zum Wagen.
     
 
    Sie parkte zwei Häuser weiter auf der anderen Straßenseite. Einige Azaleenbüsche ließen sie die Eingangsfront der Rios und das Garagentor sehen, während sie selbst von den meisten Fenstern aus nicht bemerkt werden konnte.

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