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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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bekam. »Das hast du aber sonst nirgendwo.«
    »Sie hätte die Infektion gar nicht bekommen, wenn sie woanders gewesen wäre.« Ihre Tante streckte sich, um das Namensschild über dem Bett ihrer Mutter abzustauben.
    Die italienische Familie wurde immer lauter. Franco und Netta wechselten wieder Blicke. Ella seufzte. Der Streit drehte sich um nichts Aufregenderes als irgendein Schulzeugnis. Redet zu viel und könnte sich mehr anstrengen. In welchem Zeugnis steht nicht etwas in dieser Art?
    Ella schaltete ihr Handy an. Keine Nachrichten. Sie schaltete es wieder aus. Was war los mit den Bewohnern dieser Stadt, wieso weigerten sie sich so hartnäckig, einander umzubringen? Und der Ausschuss, der ihre tödlichen Schüsse untersuchte - wollte er, dass sie vor Spannung starb?
    »Der Doktor hat gesagt, ich kann morgen anfangen, ohne das Ding zu laufen«, sagte Netta und deutete auf die Gehhilfe. »Dann könnte ich Ende der Woche schon zu Hause sein.«
    »Ich dachte, du musst zur Reha, wenn du hier raus bist?«, sagte Adelina.
    »Ich kann daheim Reha machen.«
    »Sagt wer?«, fragte Ella.
    »Es dreht sich nur darum, dass man es langsam angehen lässt«, sagte Netta. »Ein paar kleine Übungen und vorsichtig sein. Nichts dabei.«
    »Was wenn du nicht mehr aus der Badewanne kommst?«, fragte Adelina. »Franco ist zu schwach, um dir zu helfen.«
    »Hey«, sagte Franco.
    »Ich kann zu Ella ziehen.«
    »Kannst du nicht«, sagte Ella. »Ich bin viel zu wenig zu Hause.«
    »Ich kann das Zeug hier nicht essen.«
    Adelina lachte. »Glaubst du, du kriegst bei Ella was Besseres?«
    »Ich kann es ihr beibringen«, sagte Netta. »Das wird bestimmt lustig.«
    »Es ist nicht so, als könnte ich nicht kochen«, sagte Ella. »Ich tu es nur nicht gern.«
    »Vielleicht könntest du dir ein wenig Urlaub nehmen«, schlug Adelina vor.
    Jetzt Urlaub nehmen, wo sie gerade einen Fuß in der Tür hatte? Wo jeden Moment ein großer Fall auftauchen konnte? Kam überhaupt nicht infrage. Ella tastete in ihrer Handtasche abermals nach dem Handy. »Ich dachte, der Doktor sagte, eine Woche Reha mindestens.«
    »Vielleicht danach dann?«, fragte Adelina.
    Alle sahen sie an. Ella wusste, sie würde die beiden im Paket bekommen - ihr Vater würde mitkommen, weil sie es hassten, getrennt zu sein, und Adelina machte die Fahrt von Sutherland herauf nicht gern öfter als ein paarmal die Woche.
    »Mein Haus ist eigentlich nicht geeignet …«, fing sie an.
    »Du kannst ja kommen und bei uns wohnen«, sagte Netta.
    »So wie früher«, sagte Franco.
    Ich habe ein Zuhause. Der Raum wurde immer kleiner und immer stickiger. Läute schon, verdammtes Telefon, läute!
    Ihre Mutter fasste sie am Arm. Ihre Handfläche war kühl. Ella sah auf den Infusionsschlauch, der an ihrem Handrücken befestigt war, auf die sonnenfleckige Haut, die Sehnen, die über den Knöcheln sichtbar waren. Die Hand einer alten Frau. Wann war das passiert?
    »Ist in Ordnung, wenn du nicht willst«, sagte Netta.
    Ella erinnerte sich, wie sie von der Schule heimkam und ihre Mutter in der Küche geschickt mit dem Messer ein Hähnchen zerteilte, wie diese Hände nach Zwiebel gerochen hatten und wie sie sich dann immer unter ihrer Berührung weggeduckt hatte.
    »Vielleicht könntest du einfach fragen, ob du überhaupt Urlaub bekommst«, sagte Franco. »Dann siehst du schon, was sie sagen.«
    »Kann ja nicht schaden«, warf Adelina ein.
    Ella hörte den Essenswagen kommen und stand auf. »Das Mittagessen kommt. Wir müssen gehen.«
    Ihre Mutter machte ein langes Gesicht.
    »Sie sollten die Besuchszeit erst nach dem Essen beenden«, sagte Adelina. »Wieso können wir nicht so lange bleiben?«
    »Sie wollen nicht, dass ihr seht, wie schlimm das Essen ist«, sagte Netta düster. Sie hielt immer noch Ellas Arm umfasst. »Wirst du wenigstens fragen, ob du freihaben könntest?«
    Das war ein weiterer Grund, warum sie wünschte, sie hätte einen Bruder. Oder eine Schwester, das spielte keine Rolle. Hauptsache, ihre Eltern wären nicht so auf sie allein fixiert. »Ich werde fragen.«
    Netta zog sie zu einer Umarmung nach unten. »Danke.« Aus der Nähe roch sie nach Krankenhausseife und Talkumpuder. Ihr Haar war verfilzt und gehörte gebürstet, und ihre Lippen waren weich auf Ellas Wange. »Kommst du morgen?«
    »Oder ich rufe an«, sagte Ella. »Das hängt von der Arbeit ab.«
    Franco wartete hinter ihr, um seine Frau zu umarmen. Ella stand in der Nähe und hörte ihre Verabschiedung mit an, dann verließ sie

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