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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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Mitfahrgelegenheit.«
    »Wenn ich dir das nächste Mal sage, du sollst weglaufen, dann tust du es gefälligst«, sagte er.
    »Damit ich den ganzen Spaß verpasse?«
    Er lächelte sie an. »Bis morgen Abend.«
    Sie richtete sich auf, und er fuhr davon. Auf dem Weg zur Haustür hielt sie inne und beobachtete, wie sein Wagen an der Einmündung zur Straße bremste und dann rechts abbog. Sie sah Joe den Kopf in ihre Richtung drehen, ehe das Auto hinter der Wand der Eisenbahnbrücke verschwand. Sie blieb noch einen Moment stehen, dann atmete sie tief durch.
    Joe und sie arbeiteten seit fast zwei Jahren zusammen und kannten sich so gut, dass sie während eines Einsatzes kaum ein Wort wechseln mussten. Egal wer von beiden am jeweiligen Tag die Patienten behandelte, der andere wusste immer, was er an Ausrüstung brauchte und wann er es holen musste. Sie waren außerdem wunderbare Freunde; beste Freunde aus ihrer Sicht. Sie konnte über alles mit ihm reden, und sie erinnerte sich an eine Nacht, als man sie als Bereitschaft zu einer ruhigeren Wache im Norden der Stadt geschickt hatte, und sie hatten die Gelegenheit ergriffen, sich im Mannschaftsraum ein wenig aufs Ohr zu legen. Lauren hatte dort im Dunkeln gelegen und gewusst, dass er im Bett gegenüberlag, dass sie die Hand ausstrecken und ihn berühren könnte, wenn sie es wollte. Sie hatten sich Gespenstergeschichten erzählt wie zwei Kinder, und als das Telefon läutete, war sie vor Lachen kaum in der Lage gewesen, zu sprechen.
    Sie war froh, dass er heute dabei gewesen war. Seine Versuche, sie loszuschneiden, hatten ihr geholfen, sich weniger als Opfer zu fühlen. Es war ein kindischer Wunsch, aber sie hoffte, sie würden für alle Zeit zusammenarbeiten können.
    Im Haus schaute sie noch einmal auf die Armbanduhr, dann lief sie die Treppe hinauf und stolperte im Flur beinahe über Felises einäugigen und größtenteils kahlen Stoffgorilla. Sie schnippte ihn mit dem Fuß in Kristis Zimmer, dann entledigte sie sich in ihrem eigenen Schlafzimmer der Uniform und zog eine Jeans und ein T-Shirt an. Sie schlüpfte barfuß in Turnschuhe, eilte wieder nach unten und verließ das Haus.
    Die Schulglocke läutete, als sie noch einen Block entfernt war, und sie ging schneller. Sie verlangsamte erst, als die Gruppe von Müttern und kleineren Kindern beim Tor in Sicht kam.
    Kristi unterhielt sich mit einer anderen jungen Mutter, und neben ihr hatte Felise die roten Turnschuhe in den Maschendrahtzaun gezwängt, hielt sich mit beiden Händen am oberen Ende eines Metallpfostens fest und spähte unverwandt zu der breiten Doppeltür, die in das Schulgebäude führte. Sie kam erst nächstes Jahr in die Schule, konnte es aber kaum erwarten und erzählte Kristi und Lauren regelmäßig, dass es so war. Montage waren Höhepunkte in ihrem Leben, weil sie dann zu den geheiligten Hallen kamen, um ihren sechsjährigen Nachbarn Tom Saleeba abzuholen. Als eine Schar Kinder aus der Schule strömte, stellte sie sich auf die Zehen und reckte den Hals. Die dünnen Arme ragten wie Stöcke aus den Ärmeln ihres rosafarbenen Hemds. Kristi legte ihrer Tochter die Hand in den Nacken und beugte sich hinunter, um mit ihr zu sprechen, und Lauren schnürte es die Kehle zu. In solchen Augenblicken stellte sie sich oft vor, wie es wäre, wenn ihr Bruder Brendan noch lebte, wie gern er mit Felise gespielt und mit welchem Stolz er sie hätte aufwachsen sehen.
    Sie hatte vor Gericht genau richtig gehandelt.
    Als Lauren die beiden erreichte, kam das Objekt von Felises angestrengtem Spähen gerade in Sicht. Mit seiner echten Schuluniform und Mütze, seiner Lunchbox und dem Rucksack stellte Tom alles dar, was für Felise als erwachsen und wichtig galt. Sie konnte ihre Aufregung nicht länger bezähmen, sprang von dem Zaun herunter und lief zum Tor. Kristi sah ihr lächelnd zu, und sie lächelte noch mehr, als sie Lauren erblickte.
    »Na, haben sie dich früher gehen lassen?«, sagte sie.
    »So was Ähnliches.«
    Kristi kam näher. »Hast du geweint?«
    Lauren zuckte die Achseln, lächelte und wandte den Blick in Richtung Felise, die Tom an der Hand genommen hatte und ihn zu ihnen zerrte. »Wir können jetzt gehen«, verkündete sie. »Hallo, Tante Lolly.«
    »Hallo, Floh.« Lauren strich Felise das feine Haar aus der Stirn. Das obere Ende der Narbe, die über ihre Brust verlief, war im offenen Kragen ihres rosa Hemds mit dem Pony darauf sichtbar.
    Sie machten sich auf den Heimweg. Die Glöckchen an Kristis bestickten

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