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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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sich zurück. »Natürlich.«
    »Und hast du nicht bemerkt, dass er im rechten Hauptast der Luftröhre steckte?«
    »Das dürfte passiert sein, als wir hier eintrafen«, sagte Joe hinter Claire. »Ich bin dagegen gestoßen, und wir hatten keine Zeit mehr, es zu kontrollieren.«
    Aber Claire nahm den Blick nicht von Lauren. »Es war dein Schlauch«, sagte sie.
    »Das stimmt«, sagte Lauren ruhig.
    »Du hast ihn gelegt, also hättest du ihn überprüfen müssen.«
    »Jetzt hör aber auf, Claire«, sagte Joe. »So läuft das nicht. Wir sind ein Team.«
    Claire starrte Lauren noch einen Moment lang an, dann ging sie zurück ins Gebäude.
    »Sie hat es nicht so gemeint«, sagte Joe. »Sie weiß so gut wie jeder andere, dass er schon tot war. Dass die Röhre im Bronchus steckte, hätte bei jemandem eine Rolle gespielt, der noch ein Chance hatte, aber wie du selbst gesagt hast, war der Mann schon hinüber.«
    Lauren riss das Einsatzformular vom Block. »Ich kann mir keine Beschwerde leisten.«
    »Sie wird sich nicht beschweren.«
    »Hat sie immer noch diese Freundin im Hauptquartier?«
    »Sie wird sich nicht beschweren«, wiederholte Joe. »Vertrau mir.«
    »Nach dem Unfall mit dem Bus letzten Monat könnte das dazu führen, dass ich überprüft werde«, sagte sie. »Sie können mich noch mal in einen Trainingskurs schicken. Oder mich von The Rocks verlegen.«
    »Hör auf, Unsinn zu verzapfen«, sagte Joe. »Ich gehe und rede mit ihr, okay?« Er ging durch die Schiebetür in die Notaufnahme.
    Lauren presste den Ordner an ihr Kinn. Bei dem Gedanken, zu einer anderen Rettungswache versetzt zu werden, weg von Joe, schnürte es ihr die Brust ein. Sie knallte den Ordner einmal hart auf das Armaturenbrett.
     
 
    Der Wiederbelebungsraum war leer bis auf die zugedeckte Leiche. Lauren legte die Kopie ihres Einsatzberichts auf die Patientenakte und ging wieder hinaus.
    Joe und Claire waren weder im Flur noch auf der Schwesternstation zu sehen, deshalb schlenderte sie wieder nach draußen und setzte sich in den Rettungswagen. Sie schaltete das Radio an, aber es ging ihr nur auf die Nerven, und sie saß lieber still in ihre Sorgen versunken.
    Joe kam nach zehn Minuten zurück und setzte sich hinter das Lenkrad. Er ließ den Motor an, fuhr aber nicht los.
    Lauren atmete sein Aftershave ein, vermischt mit Eisenbahnstaub und Schweiß. »Sie wird sich beschweren, oder?«
    »Ich weiß nicht, was sie tun wird.« Joe seufzte. »Ich rede morgen noch mal mit ihr.«
    Lauren musste nun eigentlich die Zentrale anrufen und melden, dass sie frei waren. »Fahren wir.«
    Aber Joe rührte sich nicht. »Es ist meine Schuld.«
    »Ich habe dich davon abgehalten, den Schlauch zu überprüfen«, sagte Lauren.
    »Darum geht es in Wirklichkeit gar nicht«, sagte er. »Claire hat mich heute Morgen erwischt, wie ich das Bild aus der Zeitung ausgeschnitten habe. Das Bild von uns beiden.«
    Hitze wallte in Lauren auf. Das Farbfoto von ihnen beiden, wie sie Arm in Arm inmitten der Rettungsfahrzeuge standen, war heute auf der Titelseite der Zeitung gewesen. Kristi hatte es ausgeschnitten und an den Kühlschrank geklebt, ehe es Felise für den Dachboden konfiszierte. Lauren war froh, es aus dem Blick zu haben. Es war ein komisches Gefühl, sie beide jedes Mal, wenn sie an den Kühlschrank ging, in dieser Umarmung zu sehen. Es ließ sie an ein Liebespaar denken - nicht dass sie verliebt gewesen wäre, natürlich nicht. Überlebensfreude war der Ausdruck, der ihr dafür eingefallen war. So wie sie dort zusammengeschnürt, Rücken an Rücken und ohne Hemden gesessen hatten, während der Verrückte wirres Zeug schwafelte und mit dem Messer fuchtelte - wer, bitte schön, hätte da nicht Joes breiten, warmen Rücken als die sicherste und kostbarste Sache der Welt empfunden. Wer hätte danach nicht ein Gefühl der Verbundenheit gehabt?
    »Wagen Vierunddreißig«, kam es aus der Zentrale. »Wagen Vierunddreißig, ich brauche euch für eine Messerstecherei.«
    Joe fuhr vom Krankenhausgelände, während Lauren nach dem Mikrofon griff und sich zu konzentrieren versuchte. »Vierunddreißig ist im St. Vincent fertig.«
    »Danke, Vierunddreißig. Ich habe einen Mann mit einer Stichwunde in der New South Head Road in Edgecliff, vor dem Einkaufszentrum. Passanten leisten Erste Hilfe. Polizei ist unterwegs.«
    Joe schaltete Blaulicht und Sirene ein und trat aufs Pedal. Lauren hängte das Mikrofon ein und stützte sich mit einer Hand am Armaturenbrett ab. Man warf ihr immer vor,

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