Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
Vom Netzwerk:
mit ihrem Vater und ihrer Tante die Station.
    Sie verabschiedeten sich am Aufzug. Mit Francos Behindertenausweis durfte Adelina auf dem Krankenhausgelände parken. »Kommt gut nach Hause«, sagte Ella.
    Franco ließ seine Gehhilfe los, um sie zu umarmen. » Ciao, carina. Stai bene .«
    » Si, papa , du auch. Ciao.«
    Draußen wurde es allmählich heiß. Sie ging durch die Straßen zu ihrem Wagen und fühlte sich schuldig, weil sie nicht bei ihren Eltern wohnen wollte. Es war nicht so, dass sie sie nicht liebte, es war nur eine ungünstige Zeit. Jetzt hatte sie die Chance, im Morddezernat zu landen - vielleicht ihre einzige -, und sie musste notfalls vierundzwanzig Stunden am Tag für die Arbeit frei sein.
    Vorausgesetzt natürlich, es tat sich etwas Besseres auf als Telefonlisten durchsehen.
     

4
    Lauren lag auf dem Bauch, Kopf an Kopf mit dem Toten, und spähte im Dämmerlicht in seinen weit geöffneten Mund. Sie befanden sich in einem flachen Durchlass an einer der Eisenbahnstrecken, gleich außerhalb der Central Station. Sie hatte sich Mulden für die Ellenbogen zwischen die Steine gearbeitet, aber mit dem übrigen Körper spürte sie jede scharfe Kante.
    Der Mann musste in den Fünfzigern sein, aber das war wegen der schweren Verletzungen an Stirn und Wangen nicht leicht festzustellen. In seiner Schädelhaut waren weitere Schnitte. Seine Nase war zertrümmert und von Blut verkrustet, und im Innern von Mund und Rachen zeigte sich das verblasste Rosa der frisch Verstorbenen. Lauren hob die Zunge mit dem Kehlkopfspiegel an und suchte mit dem Licht nach dem weißen Fleisch der Stimmbänder und dem dunklen Raum dazwischen.
    Joe kauerte neben ihr über dem Arzneikasten und zog seinen Kragen vom Verband an seinem Hals fort. Der jüngere Partner einer Mannschaft aus Paddington machte Herzkompressionen, er verzog das Gesicht, als er seine Knie auf dem Schotter in eine neue Position brachte, während der ältere mit zusammengekniffenen Augen nach einer Ader in den Armen des Mannes suchte. Es roch nach heißem Staub und Öl und dem Metallgetriebe des Zugs, der nicht weit entfernt im Leerlauf stand. Zwei uniformierte Polizisten standen neben dem Zug und unterhielten sich ängstlich, die staubigen Knie ihrer Hosen zeugten von ihren ersten, verzweifelten Wiederbelebungsversuchen.
    Lauren sah die Stimmbänder. Sie nahm den Luftröhrenschlauch aus Joes Händen und schob ihn in den Rachen und in den dunklen Raum, blies die Manschette auf, damit der Schlauch an Ort und Stelle blieb, und schloss den Beatmungsbeutel an, den sie dann drückte, um Luft in die Lungen des Mannes zu pumpen. Joe steckte sich die Stöpsel seines Stethoskops in die Ohren und legte dessen Ende auf die linke und rechte Brustseite des Mannes und dann über den Magen, um sich zu vergewissern, dass die Luft in die Lungen ging und nicht in den Bauch. Er nickte. Lauren reichte ihm den Beutel und schob das weiße Gewebeband unter den Nacken des Mannes, dann schlang sie es in einer Schleife um die Röhre.
    Joe drückte den Beatmungsbeutel schnell und hart. Der Sanitäter aus Paddington sagte: »Ich bin drin«, und Lauren begann, Adrenalinfläschchen für ihn vorzubereiten, die er durch die Kanüle in die Vene spritzen würde.
    Ein älterer Polizist kam stolpernd und fluchend am Bahngleis entlang. Er spähte zu dem Toten, dann sah er seine jüngeren Kollegen an. »Was ist passiert?«
    »Wir haben ihn an den Straßenrand gewunken, weil er in Redfern bei Rot über eine Kreuzung gefahren ist«, sagte der erste Beamte. »Er wirkte sehr nervös, als wir mit ihm sprachen, und als wir dann seinen Führerschein überprüften, rannte er plötzlich davon. Wir haben ihn bis zum Bahnhof in Redfern verfolgt, und er ist in den Zug gesprungen. Wir sind ihm nach und hatten ihn beinahe, aber er ist aus der Tür zwischen zwei Waggons geschlüpft und hat versucht, aufs Dach zu klettern. Dann ist er abgestürzt.«
    »Was habt ihr über Funk erfahren?«
    »Er heißt Adrian Nolan, nicht zur Fahndung ausgeschrieben, keine Vorstrafen. Er fuhr einen Mietwagen.«
    Der Mann war nicht unter die Räder des Zugs geraten, aber Lauren nahm an, dass er auf dem Gesicht gelandet und sein Gehirn wohl nur noch Brei war. Unter solchen Umständen konnte man nicht mehr viel tun, aber da die Polizei Wiederbelebungsversuche unternommen hatte, und vor allem, da es eine Untersuchung über ihren Einsatz geben würde, war es am besten, die Bemühungen fortzusetzen und die Sache mit dem weißen Laken von den

Weitere Kostenlose Bücher