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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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summte der Türöffner. Ella stieß die Tür auf, und sie traten in die Eingangshalle.
    Der Aufzug war langsam und träge. Als er oben zögernd stehen blieb, sagte Murray. »Du machst es.«
    Sie sah ihn an. »Dafür schuldest du mir aber etwas.«
    Die Aufzugtür öffnete sich. Eine Frau stand mit ängstlichem Gesicht im Flur. Sie war Ende vierzig, mit kurzem blondem Haar, der Figur einer Läuferin und einer Haut, die zu viel Sonne gesehen hatte. Sie trug einen dunkelblauen Trainingsanzug. Die Hände steckten tief in den Taschen der Jacke und waren wie zum Schutz an den Leib gepresst. Ella konnte sie verstehen. Es gab keine erfreulichen Gründe, wenn die Polizei spätabends bei jemandem auftauchte.
    Sie streckte der Frau ihren Ausweis entgegen. »Ich bin Detective Marconi, und das ist Detective Shakespeare. Dürfen wir hereinkommen?«
    Deborah Kennedy spähte auf den Ausweis und dann in ihr Gesicht. Nachdem sie dasselbe bei Murray getan hatte, hielt sie die Wohnungstür auf.
    Ella spürte den Blick der Frau auf sich, als sie an ihr vorbeiging. Der tiefe, beige Teppich des Wohnzimmers, die übergroßen Plüschsessel und die zugezogenen Samtvorhänge verliehen der Wohnung eine schalldichte, stille Atmosphäre. Ella war sich des Verbandspäckchens in ihrer Tasche bewusst, sie hörte es beim Gehen knistern. Auf dem Sideboard stand ein silberner Filigranschmetterling zwischen Familienfotos. Ella verglich im Geiste die Bilder des Mannes mit dem rundlichen Gesicht, dem dunkelgrauen Haar und den freundlichen braunen Augen seines Führerscheinfotos. Neben ihm lächelten Mrs. Kennedy und ein blondes Mädchen im Teenageralter aus den Rahmen.
    Ella drehte sich zu Mrs. Kennedy um, die leise die Tür schloss und in die Mitte des Raums trat. Sie forderte die Beamten mit einer vagen Geste auf, sich zu setzen, aber Ella stand immer, wenn sie schlechte Nachrichten überbrachte. Alles andere wirkte zu lässig.
    »Mrs. Kennedy, es tut mir sehr leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann James heute Abend tätlich angegriffen wurde.« Sie ließ den Satz einen Moment einwirken.
    Deborah Kennedy starrte sie an. Ella machte einen Schritt auf sie zu. »Er wurde eilig ins Krankenhaus gebracht, konnte aber leider nicht mehr gerettet werden.«
    Mrs. Kennedy schlug die Hände vors Gesicht.
    »Es tut mir sehr leid«, wiederholte Ella.
    Die Frau begann zu schluchzen. Ihre Arme zitterten. Ella legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Auf dem Kaffeetisch am anderen Ende des Raums stand eine Schachtel Papiertücher, und sie bedeutete Murray mit den Augen, sie zu holen.
    Als Deborah Kennedy aufblickte, hielt er ihr die Schachtel hin, aber sie beachtete sie nicht, sondern umklammerte stattdessen Ellas Hand. Ihre Fingernägel bohrten sich in Ellas Haut.
    »Wie ist es passiert?« Tränen strömten über das Gesicht der Frau. Sie sah plötzlich aus wie siebzig. »Wer war es?«
    »Könnten wir uns vielleicht setzen?«
    Sie setzten sich nebeneinander auf ein Sofa. Murray nahm in einem Sessel schräg zu ihnen Platz. Ellas Hände waren heiß im beidhändigen Griff der Frau. Alle paar Sekunden verstärkte sich dieser Griff, wie im Takt mit immer neuen Wellen von Schmerz, aber Ella zog ihre Hand nicht fort. Sie krümmte die Finger um die zitternden Finger der Frau und sah ihr in die Augen.
    »Der Vorfall ereignete sich auf der New South Head Road in Edgecliff«, sagte Ella. »Wissen Sie, warum Ihr Mann dort gewesen sein könnte?«
    »In der Nähe der Geschäfte?«
    Ella nickte.
    »Dort gibt es eine Bäckerei, die ein bestimmtes Roggenbrot herstellt, das er gern isst. Sie heben ihm immer einen Laib auf. Er holt es auf dem Heimweg von der Arbeit ab.«
    »Wo arbeitet er, Mrs. Kennedy?«
    »Er ist Kurierfahrer bei Quiksmart. Er stellt sein Fahrzeug um 18.00 Uhr im Depot in Leichhardt ab und fährt mit dem Motorrad nach Hause.« Sie schloss die Augen. »Aber heute ist es so spät geworden, und er ging nicht ans Telefon. Ich wusste, dass etwas passiert sein muss.«
    »Er war bestimmt mit dem Motorrad unterwegs?«
    »Ja. Es ist schneller als das Auto.«
    »Und er hörte immer um 18.00 Uhr auf?«
    »Sie genehmigen ungern Überstunden. Für gewöhnlich ist er um sieben zu Hause.« Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen waren immer noch geschlossen. »Wie ist es passiert?«
    »Er wurde mit einem Messer attackiert«, antwortete Ella leise. Niedergestochen klang so gewalttätig. »Er war sehr tapfer. Er konnte noch mit den Sanitätern sprechen und ihnen sagen, was

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