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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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das Gebäude der Kennedys. »Halt mal kurz an.«
    Joe fuhr an den Straßenrand.
    Lauren lehnte den Kopf ans Fenster und spähte nach oben. Alle Wohnungen waren dunkel. Sie fragte sich, welche die der Kennedys war, und ob seine Witwe dort oben auf und ab lief oder weinend auf dem Boden saß oder … Vielleicht trank sie abwechselnd aus einem Whiskyglas und einer Flasche mit Beruhigungsmittel.
    Sie konnte sich jetzt nicht vorstellen, ihr jemals gegenüberzutreten.
    Joe berührte sie am Rücken, und sie machte einen Ruck nach vorn und stieß sich das Kinn an der Scheibe an.
    »Herrje, tut mir leid.«
    »Schon gut.« Sie lehnte sich zurück und rieb sich das Kinn.
    Er schaltete die Innenraumbeleuchtung an. »Lass mich sehen.«
    Sie sah ihn nicht an.
    »Komm schon.«
    »Mir fehlt nichts.«
    »Hier wohnt der Typ, der niedergestochen wurde.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du weißt, wir haben alles richtig gemacht.«
    Richtig wäre es, die Polizeibeamtin anzurufen und ihr alles zu erzählen. Zu gestehen, dass sie Thomas Werner kannte, dass er sie in der Gasse angegriffen und bedroht hatte, dass er ihr praktisch gestanden hatte, Stewart Blake getötet zu haben. Dass Kennedy noch leben würde, wenn sie schlau genug gewesen wäre, damals von ihm wegzubleiben, oder wenn sie ihn länger hätte aufhalten können oder der Polizei sofort nach ihrem Eintreffen sogar von ihm erzählt hätte, damit sie nach ihm suchten.
    Vielleicht sollte sie es Joe zuerst sagen. Zur Probe gewissermaßen. Damit sie sich daran gewöhnte, wie es klang, was für ein Gefühl es war, zuzugeben, dass sie gelogen und unter Eid falsch ausgesagt hatte oder welchen Tatbestand es noch erfüllte. Sie sah zu ihm hinüber. Er lächelte sie an. Sie machte den Mund auf, brachte aber nichts heraus.
    Er löste seinen Sicherheitsgurt, beugte sich zu ihr hinüber und nahm sie in die Arme. »Es ist schwer, wenn sie deine Hand halten.«
    Ihr Gesicht brannte vor Scham über das, was sie getan hatte, und sie presste es an seine Schulter, atmete den Geruch seines Aftershaves und seines Schweißes ein. »Ich habe etwas Schlimmes getan.«
    Er machte Anstalten, sich von ihr zu lösen, aber sie verstärkte ihren Griff. Vielleicht konnte sie es sagen, wenn er sie nicht ansah.
    »Schlimm inwiefern?« Sie hörte das Lächeln aus seiner Stimme heraus. »Hast du gelogen, was die Wette angeht? Du willst mir doch keinen Kaffee spendieren?« Er versuchte erneut sich zurückzuziehen. Wieder hielt sie ihn fest. Sie blieben einen Moment so, ohne zu sprechen. »Lauren.«
    Sie drückte ihr Gesicht noch fester an ihn. Sie konnte es nicht. Die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Und wozu sollte es überhaupt gut sein, dachte sie nun. Sie wussten bereits, dass Thomas Werner Kennedy getötet hatte. Wenn sie ihn dafür erwischten, würde er für lange Zeit ins Gefängnis wandern, und welchen Unterschied machte es dann schon, ob man von dem Mord an Blake ebenfalls wusste? Wie sollten sie es außerdem so lange danach beweisen? Ihre Zeugenaussage konnte nicht mehr viel wert sein, nachdem sie so oft und anhaltend gelogen hatte. Dann wäre die Anklage im Fall Kennedy auch in Gefahr - für die Verteidigung wäre jede Aussage von ihr ein gefundenes Fressen, besonders, was Thomas betraf. Es würde darauf hinauslaufen, dass ihr Wort gegen seines stand, und inzwischen hätte man sie wahrscheinlich gefeuert, und wer würde jemanden einstellen, der einen Meineid geschworen hatte? Sie und Kristi würden die Miete nicht mehr zahlen können, sie würden das Haus verlieren, und Felise würde im nächsten Jahr nicht mit Tom in die große Schule gehen können … mit dem Leben, das sie kannten, wäre es vorbei. Lauren schluckte, es schmeckte nach Galle. Es war falsch, sie wusste, dass es total falsch war, aber sie würde alles für sich behalten.
    »Genau«, krächzte sie, »ich spendiere dir deinen verdammten Kaffee nicht.«
     
 
    Deborah Kennedy erklärte, sie sei in der Lage, ihre Aussage sofort abzugeben, wenn sie es wünschten. Sie brachten sie ins Revier von Paddington und suchten sich einen ruhigen Raum. Ein Stück weiter im Flur wurde ein Besprechungszimmer für das erste Briefing in dem Fall vorbereitet. Von morgen an würde er vom Büro der Mordkommission in Parramatta aus bearbeitet werden, aber für den Augenblick war es besser, nahe am Tatort zu sein.
    Tess saß dicht neben ihrer Mutter, hielt ihre Hand und sagte nichts. Ella bot ihnen mehr als einmal Kaffee, Tee, Wasser und

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