Ein Grausames Versprechen
ist alles.«
»Wir fragen in der Zentrale nach«, sagte Joe. Lauren ging mit ihm zum Rettungswagen zurück. »Ist doch in Ordnung, oder? Ein leichter Job. Ein Patient, mit dem wir nicht reden müssen.«
»Du weißt, wie diese Leichensäcke sind«, sagte sie. »Es wird überall heraustropfen.«
»Dann wische ich es auf.«
»Es wird riechen.«
»Wir haben Duftsprays.« Er beugte sich ins Führerhaus und griff nach dem Mikrofon. »Vierunddreißig.«
»Sprechen Sie, Vierunddreißig.«
»Danke. Die Polizei hat uns gebeten, den Transport von hier zu übernehmen.«
Es gab eine Pause. Lauren drückte die Daumen.
»Geht in Ordnung, Vierunddreißig. Gebt Bescheid, wenn ihr abfahrt.«
»Verstanden.« Joe hakte das Mikro ein und sah Lauren an. »Würdest du lieber einen richtigen Einsatz machen?«
Sie ging zurück in Richtung Polizei. Sie wollte heute keinen Toten im Wagen haben, und sie wollte nicht ins Leichenschauhaus fahren. Es war einfach noch zu früh.
Der Arzt war eingetroffen. Er plauderte mit der Polizei, während er ein Klemmbrett ins Gras legte und Handschuhe anzog. Er zog die Augenlider des Toten zurück und sah ihm in die Augen. Er legte den Handrücken an seine Wange. Dann nahm er ein Stethoskop und hielt es kurz über dem Taucheranzug auf die Brust. Schließlich zog er die Ohrstöpsel des Stethoskops heraus und ließ das Gerät baumeln, während er einen Stift zückte, den Totenschein unterschrieb und ihn Bradshaw gab.
Fünfzehn Minuten später schoben Lauren und Joe die beladene Bahre in den Krankenwagen. Der Tote trug immer noch die Taucherausrüstung, was eine merkwürdig unförmige Gestalt im Leichensack ergab.
Lauren stand in der Hecktür und betrachtete die stumme Form. »Hast du auch manchmal das Gefühl, dass die Welt nur aus Tod und schlechten Dingen besteht?«
Joe legte ihr den Arm um die Schulter. »Soll ich fahren?«
»Es geht schon.«
Sie stiegen ins Führerhaus, und Lauren ließ den Motor an.
»Wann ist dein nächster Urlaub?«, fragte Joe.
»Nicht vor März.«
»Vielleicht solltest du schauen, ob du früher welchen bekommen kannst. Tausch mit jemandem.«
»Ich brauche keinen Urlaub, und ich kann es mir sowieso nicht leisten, irgendwohin zu fliegen.«
Sie legte den Gang ein und steuerte langsam über das Gras. Ein städtischer Parkaufseher war gekommen und hatte die Sperrpfosten in der Zufahrt aufgeschlossen, und die Schaulustigen schlurften auseinander, um den Sanka durchzulassen. Lauren sah stur geradeaus, sie spürte die Blicke der Leute auf sich und erwiderte sie nicht.
Joe griff zum Mikrofon. »Vierunddreißig ist Code fünf.«
»Verstanden, Vierunddreißig.«
Lauren warf einen Blick in den Rückspiegel auf den festgeschnallten Leichensack. »Haben sie einen Ausweis bei ihm gefunden?«
»Nein.«
»Sah ziemlich jung aus.«
»Um die zwanzig, glauben sie.«
Lauren fuhr auf die Straße hinaus. »Und was werden sie jetzt unternehmen?«
»Simon sagte, sie werden auf den Parkplätzen nach einem Wagen Ausschau halten, der ihm gehören könnte, versuchen, jemanden zu finden, der ihn ins Wasser gehen sah oder ihn früher schon einmal gesehen hat. Die Vermisstenmeldungen durchgehen.«
Lauren dachte an die Familie, die sich fragen würde, wo ihr Bruder und Sohn blieb, warum er nicht anrief oder nach Hause kam. Sie fuhr über eine Schwelle und blickte wieder in den Spiegel. Der Tote hatte sich nicht bewegt.
Im Leichenschauhaus holte Lauren tief Luft, ehe sie durch die schwere Tür stießen. Der Totengeruch war nicht stark, aber selbst der leiseste Hauch konnte einem den ganzen Tag in der Kleidung hängen. Sie schob die Bahre durch den gefliesten Flur und fragte sich, ob ihr Brandopfer noch hier war.
Ich könnte jetzt ebenfalls hier sein. Ohne Weiteres. Auf einem Stahltisch liegen und darauf warten, dass man mich aufschneidet, Fotos von den Stichverletzungen macht, dass Hände in Gummihandschuhen meine Haut mit kaltem Wasser waschen.
Aber es war nicht so. Sie berührte den Peilsender in ihrer Tasche. Sie lebte, und sie würden den Schweinehund kriegen.
Sie musste fest daran glauben, wenn sie nicht verrückt werden wollte.
Sal Rios zwang sich, langsamer zu gehen. Harte Jungs hetzten nicht. Er schob die Hände in die Taschen und nickte wie zu einem Rap, den nur er hörte. Aber er spürte, wie sein Atem schneller ging, und während er hinter den dunklen Gläsern von einer Seite des geschäftigen Gewerbegebiets von Botany zur anderen schaute, fühlte er sich noch mehr
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