Ein Grausames Versprechen
log Ella.
»Ich habe Thomas in Spanien kennengelernt, weil er mit Ecstasy gehandelt hat, verstehen Sie. Deshalb habe ich mir vorgestellt, dass er hier wahrscheinlich das Gleiche machte und die Auseinandersetzung sich darum drehte.«
»Haben Sie je Hinweise darauf bemerkt, dass er hier mit dem Zeug gehandelt hat?«, fragte Murray.
»Sie meinen, ob er es im Wohnzimmer herumliegen ließ, oder ob ich welches gekauft habe? Nein.«
Natürlich nicht, dachte Ella.
Jules rutschte auf ihrem Sitz vor. »Darf ich fragen, ob Thomas derjenige ist, der tot ist, oder der, der’s getan hat.«
»Sein Name ist im Zuge unserer Ermittlungen aufgetaucht, das ist alles, was wir Ihnen sagen dürfen«, antwortete Murray.
»Würde Sie das eine oder andere überraschen?«, fragte Ella.
»Nicht sonderlich«, sagte sie. »Er ist ein netter Kerl, verstehen Sie mich nicht falsch …«
»Aber?«, sagte Ella.
»Aber er konnte so … oberflächlich sein. Als würde ihn nichts wirklich berühren. Wie ich schon sagte, als ich ihm eröffnet habe, dass ich schon mit jemandem zusammen wäre und er nicht lange bleiben könne, ich schwöre, da hat er nur so getan, als wäre er enttäuscht. Als glaubte er, das würde ihm etwas einbringen.« Sie drehte eine Haarlocke um den Finger. »Man kann sich leicht vorstellen, dass er mit dieser Drogengeschichte in Schwierigkeiten geraten ist, zum Beispiel, weil er im Revier von jemand anderem gedealt und sich nicht weiter darum geschert hat, weil er nicht versuchte, die Situation zu klären, bis er schließlich ausgeschaltet wurde.« Sie blickte von einem zum anderen. »Ich habe recht, oder? Er ist das Opfer?«
Ella stand auf. »Danke für Ihre Zeit.«
»Da kommen sie.«
Lauren blickte auf und sah die Taucher aus dem Wasser kommen. Hinter ihnen richtete das Polizeiboot die Nase in den Wellenschlag, den der Wind aufbaute. Einer der Taucher trug eine große Unterwasserkamera, die er jetzt einem Kollegen übergab. Ein zweiter gestikulierte zu einem Bergungsbeamten, der einen weißen Leichensack auf einer großen grünen Plane auf der Uferböschung entfaltete. Auf dem Uferweg hatten sich Schaulustige eingefunden, und die älteren Frauen in ihren Schwimmanzügen hatten sich in Badetücher gehüllt und näherten sich langsam über den Sand.
Die Taucher trugen die Leiche zu dem Sack und legten sie vorsichtig darauf ab. Der Tote kippte zur Seite, die Flasche auf seinem Rücken hielt ihn in einer schrägen Stellung. Er trug einen schwarzen Taucheranzug mit rotem Besatz. Um das Ventil der Flasche war ein triefendes braunes Seil gewickelt. Jemand schlang den Lungenautomaten hinter die Schulter des Toten, und die zivil gekleideten Beamten kauerten sich über den Mann.
»Wir sollten lieber nachschauen gehen«, sagte Lauren.
»Ich kann allein gehen.«
Sie schüttelte den Kopf und stieg aus dem Rettungswagen. Auf dem Weg zum Strand blieb Joe dicht hinter ihr; der Sand knirschte unter ihren Stiefeln.
Bei dem Toten handelte es sich um einen jungen Asiaten. Tropfen von Seewasser hingen an seinem kurzen schwarzen Haar und den Augenbrauen. Seine Haut war ein blasses Purpur. Lauren sah, dass Fische angefangen hatten, an seinen Lippen und der geschwollenen Zunge zu nagen. Er roch nach kaltem Fleisch.
»Das hier haben wir auch noch gefunden.« Einer der Taucher hielt ein Tauchmesser an einem Gummiband. Die Klinge war aus funkelndem Edelstahl, massiv, mit einer schiefen Spitze und einer Reihe tiefer Zähne nahe dem Heft. »Es lag etwa drei Meter von ihm entfernt, immer noch gut innerhalb der Reichweite, die ihm das Seil ließ.«
Eine leere Messerscheide war um den rechten Unterschenkel des Mannes gezurrt. Sein Tauchanzug ließ nur Gesicht und Hände frei. An den Füßen trug er Neopren-Stiefel.
»Vielleicht ist er in Panik geraten, als er hängen blieb, und konnte nicht mehr klar denken.« Der Mann, der die Leiche gemeldet hatte, war hinter ihnen. Ein uniformierter Beamter kam, um ihn wegzuführen.
»Nach der Obduktion werden wir mehr wissen.« Joes Polizeikumpel stand auf. »Könnt ihr beide ihn transportieren?«
»Wie bitte?«, fragte Lauren.
»Der Arzt kommt noch, um seinen Tod zu bestätigen, aber es gibt einen Engpass bei den Transportfahrzeugen. Sie können frühestens in einer Stunde hier sein. Wir sind in etwa fünfzehn Minuten fertig, und wir erregen bereits ziemlich viel Aufmerksamkeit.« Er nickte in Richtung der wachsenden Zuschauermenge. »Er müsste nur ins Leichenschauhaus verfrachtet werden, das
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