Ein Grausames Versprechen
Sicherheitsgurt straffer.
»Ich meine, glauben Sie, dass sie entführt wurde oder tot ist?«
»Er hat es wirklich nicht gesagt.«
Sie sah, wie sein Fuß auf der Suche nach einer nicht vorhandenen Bremse gegen das Bodenblech trat, lächelte in sich hinein und fuhr noch ein wenig schneller.
Es war ein komisches Gefühl für Ella, die Wohnung der Kennedys wieder zu betreten. Sie wirkte nun größer, aber das lag vielleicht daran, dass Mrs. Kennedy nicht da war, um sie mit ihrer Trauer zu füllen. Detective Rebecca Kanowski stand in der Mitte des Wohnzimmers im Gespräch mit Kuiper. »Hätte mich der Nachbar nicht an die Tür hämmern hören und einen Schlüssel gehabt, wäre ich gar nicht hineingekommen.« Sie schwitzte. »Ich dachte, die haben womöglich Selbstmord begangen.«
Ella lugte in die anderen Räume. Das Doppelbett war ordentlich gemacht, die Schranktüren geschlossen, das Bad sah sauber aus und roch auch so, ein Handtuch hing ordentlich auf dem Halter. Nichts war umgeworfen, nichts lag umher. Selbst im Wohnzimmer sah alles normal aus; die TV-Fernbedienung lag auf dem Kaffeetisch, die Blumen, die vermutlich nach Kennedys Tod eingetroffen waren, standen auf dem Sideboard aufgereiht. Der silberne Schmetterling war noch da.
»Dieser Nachbar hat sie nicht weggehen sehen«, fuhr Rebecca fort. »Wir haben einen Reserveschlüssel für die Garage gefunden und nachgesehen, aber der Wagen ist fort.«
Kuiper nickte. »Marconi, Shakespeare, befragen Sie die übrigen Nachbarn im Gebäude und die von den Häusern links und rechts und von der gegenüberliegenden Straßenseite. Fragen Sie, ob sie jemand hat fortgehen sehen, wenn ja, ob jemand bei ihnen war und so weiter.«
Ella und Murray teilten sich die Arbeit auf. Niemand, mit dem Ella sprach, hatte etwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört. Als sie zur Wohnung zurückkehrte, war Murray bereits da. Rebecca und die Detectives Matt Lyons und Prue Hoskins saßen auf dem Sofa und gingen Stapel von Papieren durch. Kuiper stand und hörte Murray zu.
»… in ihrem Wagen und definitiv nur Mrs. Kennedy und ihre Tochter«, schloss Murray gerade.
»Dann haben sie sich also aus dem Staub gemacht«, sagte Kuiper.
»Ich hab’s.« Rebecca hielt einen Bankauszug in die Höhe. »Das Konto läuft auf den Namen von beiden.«
Kuiper überflog den Auszug. »Gehen wir runter zur Bank, bevor sie schließt. Mal sehen, was sie vor uns verbergen wollte.«
»Ich war mir nicht sicher, dass sie das wollte«, sagte Rebecca.
»Wir werden es bald wissen.« Kuiper wandte sich Ella zu und gab ihr ein Blatt mit dem verschnörkelten Schriftzug Simply Sydney Funerals darauf. Es war eine Quittung für eine erfolgte Bezahlung. »Sausen Sie mal schnell rüber zu dem Laden, und finden Sie heraus, wann die Beerdigung angesetzt ist. Das Leichenschauhaus hat den Leichnam erst gestern freigegeben, mit ein wenig Glück könnte Mrs. Kennedy also noch in der Stadt sein.«
Ein Ruf zu einer zusammengebrochenen Person in King’s Cross stellte sich als ein Fall von Heroinüberdosis heraus. Lauren gab der Bewusstlosen eine Spritze Naloxon, und nachdem die Frau aufgewacht war, beschimpfte sie die Sanitäter wüst und verschwand die Darlinghurst Street hinauf in der Menge. »Ja, gern geschehen!«, rief ihr Lauren nach.
»Hey«, sagte Joe. »Es schauen Leute zu.«
Lauren warf die Ausrüstung in den Wagen. Wo immer Sanitäter waren, bei allem, was sie taten, schauten Leute zu. Lauren fühlte sich dadurch verletzlich, wie ein Ziel, vor allem in einer Menschenmenge wie hier, wo sich wer weiß wer einen Weg zu ihnen bahnen konnte. Sie stieg ins Führerhaus und schlug die Tür zu. »Können wir fahren?«
Sie kamen gerade am Museum vorbei, als die Zentrale sich meldete. »Vierunddreißig, ich habe einen Mann, der sich im Verkehr auf der Market Street merkwürdig benimmt. Die Querstraße soll entweder die Pitt oder die Castlereagh sein. Die Polizei ist ebenfalls unterwegs.«
»Vierunddreißig hat verstanden. Wir sind dran.«
Joe schaltete Blaulicht und Sirene ein. »Echt oder falsch?«
»Echt.« Lauren streifte Handschuhe über und zog ein Paar für Joe heraus, die sie ihm unter den Oberschenkel klemmte. »Drogenproblem.«
»Das ist fies«, sagte Joe. »Drogenproblem deckt tausend Dinge ab.«
Sie brachte ein Grinsen zustande. »Tja, Kumpel, da muss man eben schnell sein.«
Sie bogen rechts in die Elizabeth Street ab, dann links in die Market, wo der Verkehr praktisch stand. Joe schob sich
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