Ein Grausames Versprechen
Stück für Stück vor und winkte Fahrzeuge zur Seite, sodass er den Rettungswagen zu einem Mann manövrieren konnte, der auf der mittleren Fahrspur herumbrüllte und mit den Armen fuchtelte.
Lauren griff nach dem Mikrofon. »Vierunddreißig ist vor Ort, von Polizei ist noch nichts zu sehen. Sieht aus, als würden wir sie brauchen.«
»Ich rufe sie noch einmal«, kam es aus der Zentrale.
»Ach du Scheiße«, sagte Joe.
Lauren war schon halb aus der Tür. »Was ist?«
»Es ist derselbe Typ.«
Lauren sah noch einmal hin, und ihr Mut sank.
Joe kam auf ihre Seite. »Er trägt sogar dieselben verdammten Klamotten.«
Die Fußballhose saß tief auf den Hüften des Mannes, und der Riss in seinem Nirvana-T-Shirt flatterte im Wind.
»Wieso ist der wieder draußen?«
»Die Psychiatriestationen müssen voll sein«, sagte Joe. »Wenn schlimmere Fälle hereinkommen, geht er raus.«
Lauren riss das Mikro aus der Halterung. »Vierunddreißig.«
»Sprechen Sie.«
»Es ist derselbe Patient, der uns beide vor fünf Tagen tätlich angegriffen hat, wobei er bewaffnet war. Erbitten Polizei so schnell wie möglich.«
»Verstanden Vierunddreißig. Haltet euch von ihm fern, wenn es geht.«
Der Mann hämmerte mit den Fäusten auf die Kühlerhaube eines Fahrzeugs. Lauren sah, wie Autofahrer die Türen verriegelten.
»Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Joe. Er stand nahe bei ihr in der offenen Tür. Sie hätte den Arm auf seine Schulter legen können, wenn sie gewollt hätte. »Diesmal wissen wir wenigstens, wie er drauf ist.«
Der Mann kletterte auf die Kühlerhaube und dann auf das Dach eines Wagens und sprang auf und nieder. Lauren spürte, wie die Leute sie ansahen, und rutschte widerwillig von ihrem Sitz. Weit, weit entfernt hörte sie eine Sirene. Vielleicht konnten sie ihn lange genug ablenken. Sie ging neben Joe. Der Schnitt in ihrem Rücken schmerzte. Es war heiß auf der Straße von all den Autoabgasen, und sie glaubte, den Körpergeruch des Mannes selbst darüber wahrzunehmen.
»Wir haben nie erfahren, wie er heißt«, sagte sie.
Joe ließ die Bündchen seiner Handschuhe schnalzen. »Scheiß drauf.«
Der Mann kletterte auf das nächste Fahrzeug, ließ sich auf Hände und Knie fallen und versuchte, die schreiende Frau darin durch das halb offene Sonnendach zu packen. Da er sie nicht erreichen konnte, begann er, mit seinem Kopf auf das Blech zu schlagen.
»Die Füße zuerst«, sagte Joe.
Lauren nickte.
Der Mann war barfuß, er hatte die Zehen an das Rückfenster gestützt, die Fußsohlen waren rissig und bluteten.
»Los!«
Lauren sauste zur Fahrerseite des Wagens, während Joe zur hinteren Tür auf der Beifahrerseite rannte. Sie packte einen Knöchel, Joe schnappte sich den andern, und sie zerrten den Mann vom Dach herunter und über das Heckfenster auf den Kofferraum. Er wand sich wie eine Schlange und drehte sich, um mit den Fäusten nach ihnen zu schlagen. Lauren hielt seinen Fuß mit beiden Händen fest und wich seinen Schlägen aus. Der Mann fauchte, seine Stirn war blau angelaufen und begann zu bluten, wo er sie gegen das Wagenblech geschlagen hatte.
Sie zerrten ihn noch weiter nach unten, bis auf die Straße, und Lauren spürte seinen Aufprall durch den Griff an seinem Bein.
Joe ließ den Fuß des Mannes los und sprang auf seinen Rücken. Lauren warf sich über den dürren Hintern und die Oberschenkel und drückte den Kopf gegen Joe, um dem Strampeln des Mannes auszuweichen. Er schrie und fluchte schwer atmend unter ihnen, und sie hatte alle Mühe, seine Beine am Boden festzuhalten. Sie spürte, wie die Wunde an ihrem Rücken aufging.
»Der Scheißer versucht, mich zu beißen«, knurrte Joe.
Lauren bemühte sich, den Schmerz in ihrem Rücken zu ignorieren und härter zu drücken. Wo blieb die Polizei? Über dem Radau des Mannes hörte sie jetzt keine Sirenen mehr. Jetzt hör schon auf, du verdammter Scheißkerl!
Ein Körper landete neben Lauren auf den Beinen des Mannes, und ein stämmiger junger Mann in schmutzigen Shorts und Arbeitsstiefeln lächelte ihr zu, während er die Beine des Mannes zu fassen versuchte.
»Danke«, keuchte sie. »Vorsicht wegen des Bluts.«
»Lieg still!«, rief Joe. Aber der Mann wehrte sich weiter. Er befreite die Arme aus Joes Griff und schlug um sich. Lauren blickte sich genau in dem Moment um, in dem Joe sich wegduckte, und stieß mit dem Mund an seinen Hinterkopf. Ihre Augen tränten von dem Schmerz, und sie fühlte ihre Lippe anschwellen. Sie hasste den Mann,
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