Ein Grausames Versprechen
hasste sein Benehmen und allen Ärger, den er ihnen gemacht hatte, jetzt und in seiner Wohnung, und sie rammte ihr Knie heftig in die Rückseite seines Oberschenkels. Es hatte keine Auswirkung. Sie tat es noch einmal. Sie wollte ihm wehtun. Sie hasste ihn. Sie hasste alle.
»Okay«, hörte sie jemanden sagen und sah ringsum blaue Uniformen. Zwei Beamte nahmen den Platz des stämmigen Mannes ein und hielten die Beine des schreienden Mannes fest, dann machten sich zwei andere bereit, sie zu ersetzen. »Fertig, und los.« Jemand riss sie nach oben und aus dem Weg, und die kräftigen Polizisten tauchten nach unten. Zwei weitere packten die Arme des Mannes und legten ihm Handschellen an, dann trugen sie ihn zu ihrem Gefangenentransporter.
Der Kampf hatte nicht lange gedauert, aber Lauren zitterte und war nass geschwitzt. Sie lehnte sich an den Wagen und holte tief Luft. Ihre Lippe pochte. Ihr Rücken brannte. Die Knie ihrer dunkelblauen Hose waren fleckig vom Schweiß des Mannes. Ihr Handrücken sah sauber aus, sie führte ihn an die Lippen, sah jedoch kein Blut. Sie drehte sich vorsichtig, um ihre Bluse zu betrachten, aber kein Blut drang durch den Verband auf das Gewebe.
Sie blickte in den Wagen. Die Frau saß über das Lenkrad gebeugt, ihre Schultern hoben und senkten sich. Ein Polizist kauerte in der offenen Tür und hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt.
Joe kam und lehnte sich neben Lauren an das Auto. »Von wegen stark.« Er machte große Augen, als er ihre Lippe sah. »Wann hat er das angerichtet?«
»Das warst du, nicht er.« Sie machte sich auf den Weg zurück zum Rettungswagen. Der Gefangenentransporter schaukelte, weil sich der Mann darin von einer Wand auf die andere warf.
»Mit diesen zarten Knöcheln?«, sagte Joe.
»Mit deinem steinharten Schädel.« Sie stieg in den Sanka und wollte die Tür schließen, aber er stand im Weg.
»Wirklich, das war ich?«
»Es geht schon«, sagte sie.
»Es tut mir sehr leid. Ich habe es nicht einmal gespürt.«
»Es ist nichts«, sagte sie. »Tut gar nicht weh.«
»Du lügst.«
Sie schlug sanft nach ihm. »Wirst du jetzt einsteigen und den Mund halten?«
Sobald er den Motor des Rettungswagens angelassen hatte, rief sie die Zentrale an. »Patient ist in Polizeigewahrsam, und wir sind frei.«
»Danke, Vierunddreißig, Sie können zur Station zurückkehren.«
»Vierunddreißig hat verstanden, danke.«
Doch Joe fuhr in die andere Richtung. Lauren sah ihn an. »Wohin fahren wir?«
»Du bist im Dienst verletzt worden. Du musst es untersuchen und einen entsprechenden Vermerk anfertigen lassen, für den Fall, dass Probleme auftreten. Und wie geht es überhaupt deinem Rücken?«
»Hey, ich fülle das Formular für die Versicherung in der Station aus, aber ich will nicht wegen einer geschwollenen Lippe zum Arzt gehen.«
»Trotzdem.« Er fuhr weiter.
Sie verdrehte die Augen und unterdrückte ein Grinsen. »Manche Leute können ganz schön diktatorisch sein.«
18
Das Bestattungsunternehmen lag an der Anzac Parade in Kensington. Eine Frau im hellblauen Kostüm blickte vom Empfangstisch auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
Ella zeigte ihren Ausweis und gab der Frau dann die Quittung.
»Ach, ja. Mr. Kennedy. Tragische Sache.«
»Wann findet die Beerdigung statt?«
Die Frau zog ihren Computer zurate. »Es ist noch gar kein Termin gebucht.«
»Wieso das?«
»Mrs. Kennedy bat darum, die Bestattung zu verschieben«, sagte die Frau. »Offenbar gibt es Verwandte in Übersee, die noch nicht wissen, wann sie kommen können.«
Murray runzelte die Stirn. »Wie verträgt die Leiche das?«
»Das ist überhaupt kein Problem«, erwiderte die Frau. »Kühllagerung, Einbalsamierung. Wir können sie monatelang in anständiger Verfassung halten.«
»Hatten Sie mit Mrs. Kennedy selbst zu tun?«
»Ja.«
»Welchen Eindruck hat sie gemacht?«
»In tiefster Trauer. Wie gesagt, es war tragisch.«
»Wo sagte sie, leben diese Verwandten?«
Die Frau überlegte kurz. »Sie hat sich nicht genauer geäußert. Und ich habe nicht nachgebohrt. Ich höre nur zu.«
»Wie hat sie bezahlt?«
»Mit Kreditkarte«, sagte die Frau. »Es steht auf der Quittung. Die meisten Leute zahlen erst nach der Bestattung, aber sie wollte unbedingt im Vorhinein zahlen.«
Ella fragte sich, ob Mrs. Kennedy bis zu ihrer Rückkehr eine gute Kühllagerung der sterblichen Überreste ihres Mannes gewährleisten wollte.
»Ist mit Mrs. Kennedy alles in Ordnung?«
Ella zückte ihre Karte. »Könnten Sie mir
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