Ein Grausames Versprechen
Mobiltelefone draußen geblieben. Ella hatte einige Detectives, die ihr unbekannt waren, auf dem Stockwerk umherlaufen sehen. Niemand stellte sie vor. Sie nahm an, dass es die Beamten waren, die wegen der undichten Stelle ermittelten.
»Der Stand der Dinge ist folgender«, sagte Kuiper. »Es hat keine Drohanrufe auf Laurens Festnetz- oder Handynummer gegeben, kein Anzeichen für Probleme in der Umgebung des Hauses, niemand hat sich ihr genähert, während sie in der Arbeit war. Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Werner aufgrund der undichten Stelle von unserer Strategie weiß und gewarnt ist.«
Es war mehr als eine Möglichkeit, dachte Ella. Es war so gut wie sicher.
»Kann sein, dass er sich eine Woche oder so ruhig hält, in der Hoffnung, dass unsere Aufmerksamkeit nachlässt, und es dann wieder versucht. Oder er probiert es auf eine völlig andere Weise. Wir müssen wachsam sein. Und denken Sie daran: Überlegen Sie sich jedes Wort genau, das Sie sagen, bis wir den Maulwurf gefunden haben.
Ich habe mit den Detectives Kontakt aufgenommen, die den Mord an Blake untersucht haben, und sie von unseren Erkenntnissen unterrichtet«, fuhr er fort. »Fredriks sagte, er wird sich am Montag mit dem Büro des Coroners wegen einer Wiederaufnahme des Falls in Verbindung setzen, und wahrscheinlich mit einer erneuten Vernehmung von Lauren beginnen. Eine Anklage wegen Meineids ist wahrscheinlich.«
Damit hatte Ella nach Laurens Geständnis gerechnet. Beim Urteil und Strafmaß würde man ihre persönlichen Umstände natürlich berücksichtigen. Auf jeden Fall würde es ihre Stellung als Zeugin schwächen, wenn sie Werner schließlich wegen Kennedy anklagten. Es tat ihr leid für Lauren, und es tat ihr leid für den Fall. Sie hatte das Gefühl am Anfang so gemocht, den Gedanken an Kennedys letzte Worte und was sie bedeuteten, diese pure und unverfälschte Gerechtigkeit , die darin lag, dass Kennedy persönlich durch Lauren als Zeuge gegen seinen Mörder aussagte. Jetzt würde die Verteidigung die Sanitäterin bei jeder Gelegenheit abwatschen.
»Gehen wir weiter.« Kuiper sah Detective Rebecca Kanowski an. »Wo stehen wir mit Deborah Kennedy?«
»Wir sind keinen Schritt weiter, was ihren Aufenthaltsort betrifft«, sagte Rebecca. »Ihr Wagen ist zur Fahndung ausgeschrieben, und wir lassen ihre Kreditkarten und Bankkonten überwachen. Zu besagten Konten haben wir uns Zugang verschafft und ein paar interessante Dinge herausgefunden.« Sie ließ kopierte Seiten herumgehen. »Im Lauf der drei Tage seit Kennedys Ermordung wurden die beiden Konten, die sie gemeinsam unterhielten, ein Giro- und ein Sparkonto, so gut wie leer geräumt.«
Ella nahm sich eine Kopie und reichte den Rest weiter.
»Wie man sieht, beläuft sich die gesamte Summe, die abgehoben wurde, auf rund zweihunderttausend Dollar«, fuhr Rebecca fort. »Weitere Überprüfungen ergaben, dass während der letzten drei Jahre regelmäßig alle paar Monate größere Bareinzahlungen gemacht wurden, zwischen acht- und fünfzehntausend Dollar jeweils. Die Gesamtsumme dieser Einzahlungen beträgt ungefähr einhunderttausend Dollar.«
Ella bezweifelte, dass Kennedy so viel an den Computerlieferungen für Benson Drysdale verdient hatte.
»Es ist zugegebenermaßen nicht viel im Vergleich zu Summen, die man sonst manchmal sieht«, sagte Rebecca. »Aber wir haben außerdem festgestellt, dass Kennedys gesamte wöchentliche Lohnzahlungen auf dieses Konto gingen und dann nie angerührt wurden, und das lässt uns annehmen, dass die Kennedys von Bargeld lebten, das sie von diesen Einzahlungen zurückbehielten.«
»Hat Mrs. Kennedy gearbeitet?«, fragte Murray.
»Soweit wir wissen, nicht«, sagte Rebecca. »Wir versuchen jetzt, mehr über diese Einzahlungen herauszufinden. Bei einer Durchsuchung der Wohnung ergaben sich keine Anzeichen, dass die Kennedys einen Steuerberater hatten, aber wir warten noch auf Unterlagen des Finanzamts.«
Kuiper war wieder an der Tafel. Der Platz darauf wurde langsam knapp. »Marconi?«
Ella öffnete ihr Notizbuch und strich die Seite glatt. »Mrs. Kennedy hat darum gebeten, das Begräbnis auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Sie gab an, Verwandte aus Übersee könnten noch nicht anreisen.«
»Wir haben keine Hinweise auf irgendwelche Angehörigen in Übersee gefunden«, sagte Kuiper zur Gruppe.
»Sie hat im Voraus bezahlt«, fuhr Ella fort. »Laut Bestattungsinstitut nicht das übliche Vorgehen, aber man hat ihr den Wunsch gern
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