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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Lebensart. Übrigens bemerkte Lambert sehr schnell, daß etwas Besonderes geschehen war, und geriet in höchstes Entzücken, mich endlich bei sich und ihm ausgeliefert zu sehen. Hatte er doch an nichts anderes gedacht, Tag für Tag, Tag und Nacht! Oh, wie nötig er mich hatte! Und nun, da seine ganze Hoffnung schon geschwunden war, erscheine ich plötzlich von selbst, und dann noch dazu beinahe rasend – eben in dem Zustand, in dem er mich brauchte.
    »Lambert, Wein her!« schrie ich. »Laß uns trinken, laß uns feiern! Alphonsina, wo ist Ihre Gitarre?«
    Die folgende Szene beschreibe ich nicht – es wäre überflüssig. Wir tranken, und ich habe ihm alles erzählt, alles. Er hörte mir gierig zu. Ich habe ihm klipp und klar, ich selbst, als erster, ein Komplott vorgeschlagen, eine Brandstiftung. Erstens müßten wir Katerina Nikolajewna durch einen Brief zu uns locken …
    »Das geht«, nickte Lambert nach jedem meiner Worte beifällig.
    Zweitens müßten wir, um überzeugender zu wirken, dem Brief die vollständige Kopie ihres »Dokuments« beilegen, damit ein Blick sie überzeugte, daß man sie nicht hinterginge.
    »Das ist richtig, das ist nötig!« nickte Lambert bestätigend, unaufhörlich mit Alphonsinka Blicke wechselnd.
    Drittens, die Einladung müßte von Lambert kommen, in der Rolle eines aus Moskau angereisten Unbekannten, und ich müßte mit Werssilow dazukommen …
    »Werssilow kann ohne weiteres dabeisein«, nickte Lambert bestätigend.
    »Er kann nicht, er muß dabeisein!« rief ich. »Unbedingt! Das alles geschieht um seinetwillen!« erklärte ich, wobei ich immer wieder an meinem Glas nippte. (Wir tranken alle drei, aber ich glaube, daß ich allein eine ganze Flasche Champagner leerte, während sie sich nur den Anschein gaben.) »Ich werde mit Werssilow im Nebenzimmer sitzen (Lambert, wir müssen ein zweites Zimmer haben!) und, wenn sie sich plötzlich mit allem einverstanden erklärt – mit dem Geld und dem anderen Kaufpreis, weil sie alle durch und durch verderbt sind, dann werde ich mit Werssilow erscheinen und sie ihrer Gemeinheit überführen, und wenn Werssilow mit eigenen Augen sieht, wie abscheulich sie ist, wird er mit einem Schlag geheilt sein und sie mit Fußtritten vor die Tür setzen. Aber wir brauchen auch noch Bjoring, damit auch der sieht, wie sie ist!« fügte ich nahezu rasend hinzu.
    »Nein, den Bjoring brauchen wir nicht«, widersprach Lambert.
    »Doch, doch!« brüllte ich wieder, »du hast keine Ahnung, Lambert, weil du dumm bist! Im Gegenteil, es soll doch einen Skandal in der großen Welt geben – das ist unsere Rache an der großen Welt und an ihr, sie muß bestraft werden! Lambert, du kriegst von ihr den Wechsel … Ich brauche kein Geld – ich spucke auf das Geld, du aber bückst dich, sammelst es ein und steckst es samt meiner Spucke in die Tasche, und ich werde sie dafür vernichten!«
    »Ja, ja«, Lambert nickte immer wieder bestätigend, »du bist es, der …« Immer wieder wechselte er Blicke mit Alphonsinka.
    »Lambert! Sie verehrt Werssilow über alles; ich habe mich gerade davon überzeugt«, lallte ich.
    »Sehr gut, daß du geschnüffelt hast: Ich habe nicht erwartet, daß du ein solcher Spion bist und so schlau!« sagte er, um sich bei mir einzuschmeicheln.
    »Du spinnst, Franzose, ich bin kein Spion, aber ich bin ein kluger Kopf! Und weißt du, Lambert, sie liebt ihn doch!« fuhr ich fort, verzweifelt bemüht, mich auszusprechen. »Aber sie wird ihn nicht heiraten, weil Bjoring ein Gardeoffizier ist, und Werssilow – nichts als ein großmütiger Mensch, ein Menschheitsfreund und nach deren Maßstab eine komische Figur und sonst nichts! Oh, sie schätzt diese Leidenschaft und genießt sie, sie kokettiert, sie lockt ihn, aber sie wird ihn nicht heiraten! Sie ist eine Frau – eine Schlange! Jede Frau ist – eine Schlange, und jede Schlange – eine Frau! Er muß geheilt werden; man muß ihm den Schleier von den Augen reißen: Er muß sehen, wie sie ist, und geheilt werden. Ich werde ihn zu dir bringen, Lambert!«
    »Richtig«, bestätigte Lambert einmal mehr, während er mir jede Minute das Glas nachfüllte.
    Vor allem gab er sich alle erdenkliche Mühe, mich ja nicht irgendwie zu verärgern, mir ja nicht zu widersprechen und mich vor allem zum Trinken zu animieren. Das war so plump und augenfällig, daß ich es sogar damals hätte bemerken müssen. Aber ich wäre damals von mir aus um keinen Preis gegangen; ich trank ununterbrochen und redete

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