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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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werden, wie es nicht besser sein könnte.«
    Und er gähnte unverhohlen.
    »Aber mir geht es nicht um eine Schuld, überhaupt nicht, und ich beklage mich nicht über Touchard, glauben Sie mir!« rief ich, ein wenig unsicher geworden. »Und er hat mich ja auch nur höchstens zwei Monate geprügelt. Ich weiß noch, wie ich ihn immer wieder auf irgendeine Weise entwaffnen wollte, ich stürzte auf ihn zu, um ihm die Hände zu küssen, und ich küßte ihm die Hände unter bitteren, bitteren Tränen. Meine Kameraden lachten über mich und verachteten mich, weil Touchard mich zuweilen als einen Diener behandelte, ich mußte ihm seine Kleider reichen und ihm beim Ankleiden zur Hand gehen. Dabei kam mir meine Servilität instinktiv zustatten: Ich überschlug mich, um ihm gefällig zu sein, und war niemals gekränkt, weil ich damals noch völlig ahnungslos war, und ich wundere mich sogar heute noch, daß ich damals in meiner Naivität nicht begreifen konnte, warum ich mich mit keinem von ihnen vergleichen durfte. Stimmt, meine Kameraden haben mir auch schon damals das Nötige erklärt – die Schule war gut. Touchard zog es schließlich vor, mir mit dem Knie von hinten einen Stoß zu geben, statt mich ins Gesicht zu schlagen; und nach einem weiteren halben Jahr ließ er sich bisweilen zu einigen Freundlichkeiten herab; aber in unregelmäßigen Abständen, bestimmt einmal im Monat, prügelte er mich durch, gleichsam als Mahnung, damit ich nicht übermütig würde. Mit den Kindern durfte ich ebenfalls bald zusammensitzen und auch zusammen spielen, aber niemals, kein einziges Mal in diesen zweiundeinhalb Jahren, vergaß Touchard den Unterschied unserer sozialen Stellung, und er fuhr fort, zwar nicht übertrieben, aber immerhin häufig, mich als Bediensteten zu benutzen – vermutlich, um mich daran zu erinnern.
    Ich bin geflohen, das heißt, ich hatte vor zu fliehen, etwa fünf Monate nach diesen beiden ersten Monaten. Überhaupt, mein ganzes Leben war ich sehr schwerfällig, wenn es um einen Entschluß ging. Wenn ich im Bett lag und mich unter die Decke verkrochen hatte, begann ich sogleich, von Ihnen zu träumen, Andrej Petrowitsch, von Ihnen ganz allein; ich habe keine Ahnung, warum. Sie sind mir sogar auch im Traum erschienen. Vor allem habe ich mir immer wieder leidenschaftlich ausgemalt, Sie würden plötzlich eintreten, ich würde Ihnen entgegenstürzen, und Sie würden mich von diesem Ort wegführen und zu sich holen, in jenes Kabinett, und wir würden wieder ins Theater fahren und so weiter und so fort. Vor allem würden wir uns nie mehr trennen – vor allem das! Und wenn ich am Morgen aufwachen mußte, so regnete es plötzlich Hohn und Verachtung der Jungen; einer von ihnen begann mich zu prügeln und zwang mich, ihm in die Stiefel zu helfen; er belegte mich mit den allerübelsten Namen und war ganz besonders darauf versessen, mir meine Herkunft zu erklären, zur größten Gaudi seiner Zuhörer. Wenn schließlich Touchard persönlich erschien, dann ging in meiner Seele etwas Unerträgliches vor. Ich fühlte, daß ich hier keine Vergebung zu erwarten hätte – oh, ganz allmählich ging mir auf, was man mir eben nie vergeben würde und worin meine Schuld bestand! Und so beschloß ich endlich zu fliehen. Ich träumte davon, zwei ganze Monate lang Tag für Tag, und war dazu entschlossen; es war September. Ich wartete, bis alle Kameraden am Samstag über Sonntag nach Hause fuhren, und packte mir unterdessen heimlich und sorgfältig einiges Notwendige zu einem kleinen Bündel zusammen; an Geld besaß ich zwei Rubel. Ich wollte die Dämmerung abwarten: ‘Dann schleiche ich die Treppe hinunter’, dachte ich, ‘dann verlasse ich das Haus, und dann geht es los.’ Wohin? Ich wußte, daß Andronikow schon nach Petersburg versetzt war, und beschloß, das Haus der Fanariotowa auf dem Arbat zu suchen; ‘nachts werde ich auf den Beinen sein oder mich irgendwo hinkauern, und am Morgen werde ich auf dem Hof dieses Hauses jemand ausfragen: Wo hält sich jetzt Andrej Petrowitsch auf, und wenn nicht in Moskau, in welcher Stadt oder in welchem Land? Man wird es mir sicher sagen. Darauf werde ich weitergehen und mich dann, an einer anderen Stelle, irgendwo, bei irgend jemand erkundigen: Zu welchem Schlagbaum geht man, wenn man in die und die Stadt will, und dann werde ich hinausgehen und weiter und weiter gehen. Ich werde immer weitergehen; nächtigen werde ich irgendwo im Gebüsch, und essen werde ich nur Brot, und Brot für zwei

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