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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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wie lange der arme Tapley bereits tot war.
    Sie hasteten in Richtung Eingang, und ich hörte, wie Butcher sie begrüßte. Dann waren sie in der Eingangshalle.
    »Keine Sorge«, beruhigte ich Mrs. Jameson, die mich aus verängstigten Augen ansah. »Es sind die Beamten vom Scotland Yard.«

KAPITEL VIER
    Inspector Benjamin Ross
    Ich hatte das Haus nur ungern verlassen. Ich hielt Lizzie für klug genug, nicht nach oben zu gehen. Was Mrs. Jameson betraf, so verspürte sie vermutlich kein Verlangen, sich die Leiche noch einmal anzusehen. Alles in allem war ich zuversichtlich, dass die beiden Damen im Salon bleiben und die Tür verschlossen halten würden. Doch sie waren allein, und das war nicht wünschenswert angesichts eines Mörders auf freiem Fuß. Ich machte mich auf den Weg zur Waterloo Station, wo ich eine Kutsche zum Yard nehmen konnte. Es hatte zu regnen angefangen, ein stetiges Nieseln, das seinen Weg in meinen Nacken fand. Ich hatte meinen Hut zu Hause gelassen, doch nun war keine Zeit, um umzukehren und ihn zu holen. Ich stellte meinen Mantelkragen hoch und eilte durch die mittlerweile leeren Straßen, die im Licht der Gaslampen vor Nässe glänzten.
    Dann hatte ich ein wenig Glück. Ich kam um eine Ecke und erblickte die stattliche Gestalt eines Constables auf seiner Patrouille, der mir würdevoll entgegenkam. Er war mit seinem Regenumhang besser gegen das Wetter gewappnet als ich. Ich rief ihn an, und als Antwort drehte er seine Blendlaterne hoch und ließ ihren Lichtkegel über mich gleiten.
    »Sie sind Mr. Ross, wenn mich nicht alles täuscht, Sir!«, sagte er überrascht.
    »Sie täuschen Sich nicht, und nehmen Sie um Himmels willen die Lampe weg! Sie blenden mich!«
    Er tat wie geheißen und drehte die Lampe herunter. Ich betrachtete ihn eingehender und meinte einen Beamten zu erkennen, der regelmäßig in diesem Revier auf Streife war. »Sie sind Constable Butcher, richtig?«
    »Jawohl, Sir!« Er war erfreut, dass ich seinen Namen kannte. »Keine besonderen Vorkommnisse, Sir!«
    »Ich bin nicht hier, um Sie zu kontrollieren, Constable. Das überlasse ich Ihrem Vorgesetzten. Ich bin auf der Suche nach einer Droschke, die mich zum Scotland Yard bringt. Leider hat es nämlich doch ein Vorkommnis gegeben.«
    Rasch erklärte ich ihm die Lage und beauftragte ihn, sich unverzüglich zum Haus von Mrs. Jameson zu begeben und dort Wache zu halten.
    »Es ist eine üble Geschichte, und nun warten dort zwei hilflose Frauen mit einem Toten im Obergeschoss! Zufälligerweise ist eine der Ladies meine Gattin.«
    Butcher nahm Haltung an. »Wenn es in meinem Revier passiert ist, sehe ich selbstverständlich umgehend nach dem Rechten, Sir! Sie können sich auf mich verlassen!«
    Er entfernte sich in einem schwerfälligen Trott.
    Die Räder des Gesetzes bewegen sich manchmal langsam, doch meist effizient. Niemand würde an Butcher vorbeikommen, sobald er einmal Stellung im Haus bezogen hatte. Diese Sorge war ich los.
    Nach kurzer Zeit fand ich am Bahnhof eine Kutsche, doch es war trotzdem spät, als ich den Yard erreichte. Sergeant Morris hatte längst Feierabend und war zu Hause in Camberwell. Es war eine betriebsame Nacht, und ich musste mich mit Constable Biddle zufriedengeben. Ich hatte den Kutscher angewiesen zu warten, und nun stieg ich mit Biddle in das Gefährt und nannte dem Kutscher die Adresse des nächsten Polizeiarztes. Es dauerte eine Weile, bis wir den Arzt abgeholt hatten und auf dem Weg zurück über den Fluss waren. Die ganze Zeit über verspürte ich ein ständig wachsendes Unbehagen, doch schneller ging es einfach nicht. Der Arzt, Dr. Harper, war nicht besonders erfreut, dass wir ihn gerufen hatten – er hatte beim Abendessen gesessen. Biddle hingegen wirkte freudig erregt. Er war jung und begeisterungsfähig, beides gute Eigenschaften, doch ich hätte Morris an meiner Seite vorgezogen. Ich fragte mich, wie hoch die Rechnung für die Droschke ausfallen würde, und hoffte, dass mir die Spesen ersetzt wurden.
    Wir erreichten Mrs. Jamesons Haus, und ich war erleichtert, als Constable Butcher uns die Tür öffnete.
    »Alles ruhig hier, Sir«, meldete Butcher, sobald er mich erblickte. »Die Ladies sind im Salon. Zwei Mägde sitzen in der Küche. Eine der beiden arbeitet hier, und die andere arbeitet bei Ihnen, Mr. Ross, Sir. Sie trinken Tee und schwatzen ununterbrochen. Die eine schluchzt ständig. Sie waren noch nicht da, als ich hier ankam, und sind erst kurz darauf hier aufgetaucht. Ich habe die

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