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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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dich?«
    Christie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich gerade erst von meinem Freund getrennt, nach zwei Jahren. Er war Anwalt. Das ist einer der Gründe, warum ich für eine Weile von Kalifornien weg wollte.«
    »Gebrochenes Herz?«
    »Bei ihm mehr als bei mir, denke ich. Vermutlich wird er eine Zeit lang brauchen, bis die Wunde heilt.« Sie grinste Max an. »Wenn ich Glück habe, verzichtet er ja darauf, mich auf Schadenersatz zu verklagen.«
    Während Max nach dem Kellner Ausschau hielt, kam Fanny am Café vorbei. Sie war auf dem Weg zur Arbeit und hielt eine lange braune Papiertüte mit den überdimensionalen Broten für das Restaurant in der Hand. Als sie Max entdeckte, blieb sie sofort stehen, ließ sich zur Begrüßung von ihm küssen und machte großes Aufheben von seinem bandagierten Kopf. »Haben Sie Roussel gesehen?«, fragte sie. »Er scheint nach Ihnen zu suchen. Wegen irgendeiner geheimen Zusammenkunft in Ihrem Haus, heute Nachmittag. Eine Privatangelegenheit, meinte er.« Sie lächelte, und ihre dunklen Augen glänzten vor Neugierde. »Als ob es in diesem Dorf ein Privatleben gäbe.«
    »Chic«, sagte Max und musterte die verkürzte Baumwollweste und die Jeans, die erst auf der Hüfte begannen und den Blick auf eine Handbreit nackter brauner Haut in der Leibesmitte lenkten. »Vermutlich geht es um die Sickergrube. Wir haben da ein Problem.«
    »Merde.«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes. Leider.«
    Christie sah Fanny nach, als diese sich verabschiedete und sich einen Weg durch das Getümmel bahnte. »Man weiß auf Anhieb, was los ist, wenn man euch zwei zusammen sieht«, sagte sie. »Ihr solltet etwas dagegen tun. Findest du nicht? Zum Beispiel miteinander ausgehen.«
    Max legte die Hand aufs Herz und setzte eine trübselige Miene auf. »Ich kann nur eines tun: sie aus der Ferne bewundern. Das liegt an den unmöglichen Öffnungszeiten des Restaurants. Verflixt asozial. Ich könnte natürlich anbieten, ihr beim Abwaschen zur Hand zu gehen.« Er ließ ein wenig Kleingeld auf dem Tisch liegen, blickte auf seine Uhr und stand auf. »Komm. Ich dachte, wir kaufen auf dem Markt ein paar Sachen ein und essen daheim zu Mittag, für den Fall, dass der Önologe zeitig aufkreuzt.«
    Sie tauchten in die Menschenmenge ein, die sich langsam über den Marktplatz schob, und hielten am ersten Stand, der mit Wurstgirlanden und einer Theke versehen war, hinter der sich confits und pâtés auftürmten; Christie spähte über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg auf die kulinarischen Köstlichkeiten. »Darf ich wegen des Speiseplans eine Bitte äußern?«, fragte sie. »Nichts, was einen Schnabel hat, einverstanden?«
    Sie entschieden sich für eine grobe Landpastete und sahen zu, wie die geschickten Hände des Standbesitzers zwei dicke Scheiben abschnitten und sie in Wachspapier einwickelten. Er zählte das Wechselgeld mit Fingern ab, die so rosig wie gekochter Schinken waren, während er ihnen einen passenden Wein empfahl und sie auf die Notwendigkeit aufmerksam machte - eine zwingende Notwendigkeit -, cornichons zur Pastete zu kaufen. Danach ging es weiter zum Käsestand und einer Fachsimpelei über den Reifegrad der verschiedenen Sorten Schafskäse aus Banon; jede pralle Scheibe wurde in Kastanienblätter gewickelt, die in eau-de-vie eingeweicht worden waren, wie man ihnen versicherte. Als Nächstes kauften sie Salat und Obst, Brot, Öl und eine Flasche Balsamico-Essig, und zum Schluss erstanden sie am Blumenstand einen Strauß bunter Papageientulpen als Tischschmuck.
    Christie war fasziniert von all den neuen Eindrücken - von den redseligen Standbesitzern, dem Austausch von Höflichkeitsfloskeln, die jede geschäftliche Transaktion begleiteten, von der allgemeinen Atmosphäre, die von Entspanntheit und guter Laune zeugte, vom Fehlen jedweder Hast und Hektik.
    »Das ist tausendmal besser, als zu Hause einen Einkaufswagen durch den A&P-Supermarkt zu schieben«, befand sie. »Mit Sicherheit. Aber einen solchen Markt würde man bei uns gar nicht finden. Ich meine, überall sieht man hier Hunde und Raucher, und das Personal hinter den Verkaufstresen trägt nicht einmal Plastikhandschuhe! Die Hygienewächter von der Gesundheitsbehörde in Kalifornien hätten alle Hände voll zu tun. Sie würden vermutlich sämtliche Marktstände schließen.«
    »Und die Hunde wegen Landstreicherei einbuchten«, fügte Max hinzu. »Erstaunlich, dass wir nicht alle umfallen wie die Fliegen. Aber die Leute scheinen hier genauso lange zu leben wie

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