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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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in den Staaten, oder sogar länger. Du hast die einschlägigen Statistiken bestimmt gelesen.«
    »Klar. Wir werben ja selbst damit. Du weißt schon - das französische Geheimrezept: Jeden Tag eine Flasche Rebensaft verleiht rote Backen, Gesundheit und Kraft. Immer, wenn diese Zahlen veröffentlicht werden, schnellt der Absatz von Rotwein in Schwindel erregende Höhen. Amerikaner lieben einfache und schnelle Lösungen.«
    Mit Plastiktüten beladen, machten sie sich auf den Weg zum Wagen; als sie an der Dorfkirche vorüberkamen, blieb Max stehen, um einen Anschlag an der Tür zu überfliegen. Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Provenzalische Logik. Herrlich. Da steht: Achtung: Der Termin für die heute anberaumte Zusammenkunft wurde geändert. Sie hat gestern stattgefunden.«
    Im Landhaus fanden sie eine Nachricht von Madame Passepartout vor. Ein Monsieur Fitzgerald aus Bordeaux habe angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass er in den frühen Nachmittagsstunden eintreffen werde. Außerdem ermahnte diese Notiz Max, unter allen Umständen zu vermeiden, dass sein Kopf nass oder zu heiß würde; leider sehe sie sich wegen einer crise de chat außerstande, ihre Arbeit nach dem Mittagessen wieder aufzunehmen.
    »Ihre Katze ist krank geworden«, erklärte Max. »Sie hat eine uralte räudige Katze, die hin und wieder unter Verdauungsstörungen leidet, weil ihr beim Putzen so viel Fell ausgeht; das Fell bildet ein hartes Knäuel im Magen, das sich nur schwer herauswürgen lässt, und dann braucht sie jemanden, der ihr die Pfote hält. Eigentlich bin ich ganz froh, dass sie nicht hier sein wird. Sie würde dem oenologue mit Sicherheit vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat.«
    Sie packten die Lebensmittel aus; Max ging zum Spülbecken, um den Salat zu waschen, während sich Christie mit einem Glas Wein und einer Zigarette auf die Kante des Küchentisches hockte. »Das Leben hier unten kommt mir ganz unwirklich vor«, sagte sie. »Läuft das immer so ab? Auch im Winter?«
    Er breitete die gewaschenen Salatblätter auf einem Papiertuch zum Trocknen aus. »Im Winter war ich noch nie hier. Onkel Henry pflegte zu sagen, das sei die beste Jahreszeit für Schriftsteller und Alkoholiker - kalt, ruhig und jede Menge freie Zeit. Ich freue mich schon darauf.« Falls ich dann noch da bin, dachte er im Stillen, während er eine abgegriffene Salatschüssel aus Olivenholz oben aus dem Regal holte. Er schob den Gedanken energisch beiseite. »Aber jetzt. Das ist eine der wenigen Arbeiten in der Küche, die ich verrichten kann, ohne mir scheibenweise die Finger abzuhacken oder etwas zu zerbrechen: la sauce vinaigrette à ma façon. Pass genau auf.«
    Er gab schwarzen Pfeffer und zwei großzügig bemessene Prisen Meersalz in die Schüssel und »zermalmte« sie mit der Rückseite einer Gabel zu einem groben schwarz-weißen Pulver. Ein paar Tropfen Balsamico-Essig - von einem tiefen, satten Braun - kamen hinzu und zum Schluss ein langer Strahl Olivenöl, grünlich-gelb im Sonnenlicht. Ein Klecks Maille-Senf aus Dijon, scharf und in Kirschgröße, rundete das kulinarische Potpourri ab. Max nahm die Schüssel und presste sie gegen seinen Bauch, während er das Gemisch mit der Gabel schaumig schlug, wobei er zwei oder drei Mal die Konsistenz prüfte, bevor er zufrieden war. Er stellte die Schüssel wieder ab, brach ein Stück Baguette, tunkte es in die braune Brühe, die er mit solcher Sorgfalt zubereitet hatte, und reichte Christie das triefende Brot. »Manche Leute geben noch Zitronensaft hinzu«, sagte er. »Aber ich mag das Dressing lieber so. Wie findest du es?«
    Er sah zu, wie Christie das Brot entgegennahm und hineinbiss, sich mit dem Handrücken einen Tropfen vom Kinn wischte und ein paar Minuten schweigend kaute.
    »Na?«
    Christie blickte zur Decke und nickte. »Viel versprechendes Aroma«, sagte sie mit ihrer besten Weinverkoster-Stimme. »Entdecke ich da einen Hauch Hellmans-Majonäse?« Sie warf einen Blick auf Max' entgeistertes Gesicht. »Nein, nein, schmeckt phantastisch. Wenn du dein Dressing in Flaschen abfüllst, könntest du ein Vermögen damit verdienen.«
    »Aus der Flasche hätte es nicht mehr denselben Geschmack. Hier, nimm du das Tablett, ich bringe den Rest mit. Wir essen draußen.«
    * * *
    Sie saßen gerade bei den Überresten des Mittagessens und den letzten Tropfen Rosé am Steintisch, als sich die Ankunft von Roussels Lieferwagen ankündigte. Das Geratter und Getöse des an Materialermüdung leidenden Motors war

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