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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schiff zu kapern. Und machen wir uns nichts vor: Es ist allgemein bekannt und durch Satelliten bewiesen, dass Sie Mohn anbauen lassen, obwohl alle Welt weiß, dass Ihre eigene Bevölkerung hungert. Nun fragt sich diese interessierte Welt, wohin Sie Ihr Rohopium schaffen. Das heißt für mich: Ich muss sehr vorsichtig operieren. Es kommt hinzu, dass die Staatengemeinschaft Nordkorea und seine Aufrüstungsbestrebungen nicht gerade liebt. Sie können ganz sicher sein, Mister Kim, dass die Amerikaner ständig vom Himmel herab auf Ihr Land schauen. Mein Risiko ist also gewaltig. Sagen wir also die vier Millionen plus zwölf nach Singapur.«
    »Das sind vier Millionen zu wenig«, sagte Kim. Er sprach ein grauenhaftes Englisch, war aber immerhin verständlich.
    »Ich kann das Geschäft für zwanzig Millionen nicht machen«, stellte der Chef fest. Dann hob er leicht die Hand und deutete auf sein Wasserglas.
    Basie goss nach und wusste, was er zu tun hatte.
    Zwischen dem Kaminzimmer und dem Esszimmer gab es eine breite Durchreiche. Und gleich dahinter saßen wie auf einem Präsentierteller die drei Frauen, die Basie am frühen Abend aus München geholt hatte. Sie lachten miteinander, trugen unglaublich tiefe Ausschnitte und halfen nach, sie dauernd noch tiefer rutschen zu lassen.
    Basie öffnete die Durchreiche, nahm zwei silberne Schalen mit Käsegebäck und trug sie zu den kleinen Tischchen zwischen den Sesseln. Dann baute er sich dicht hinter dem Sekretär auf, was dem sichtlich unangenehm war.
    »Sie müssen mich verstehen, Mister Kim«, sagte der Chef. »Ich habe das durchkalkuliert. Und wir wissen beide, dass Sie außer mir keinen anderen Abnehmer haben. Ehe ich es vergesse: Ich brauche einen abgeschlossenen Vertrag mit Ihrer Regierung, damit mein Schiff zu Ihnen kommen kann. Verkaufen Sie mir eine satte Ladung Teakholz, wenn möglich. Aber vergessen Sie zwanzig Millionen. Seien Sie mit sechzehn zufrieden.«
    Basie bewegte sich nach vorn an dem Sekretär vorbei auf das Feuer zu. Er legte zwei Buchenscheite nach und sah, wie Kims Blick zu der Durchreiche glitt. Und er hörte, wie die Frauen leise lachten.
    »Aber vielleicht wäre es ratsam, wenn wir beide eine Weile pausieren«, sagte der Chef. »Etwas Entspannung vielleicht?«
    »Zwanzig Millionen«, wiederholte Kim stur und in sich gekehrt.
    »Sechzehn«, widersprach der Chef lächelnd. »Und ich kenne keinen Kaufmann auf dieser Welt, der Ihnen ein besseres Angebot macht. Wir können das gleich regeln, kein Problem. Sie können auch eine Anweisung über sechzehn Millionen direkt mitnehmen. Dann brauchen Sie das Bare nicht zu transportieren.«
    Genial, dachte Basie. Jetzt kriegt Kim Angst, dass ihm das Bare durch die Lappen geht.
    »Vier in bar«, sagte Kim. »Gut, ich überlege eine Weile. Geht vielleicht bei achtzehn?«
    Der Chef schüttelte lächelnd den Kopf. »Das geht nur bei sechzehn. Vier in bar, zwölf nach Singapur.« Dann lachte er plötzlich und fragte: »Was machen Sie eigentlich mit so viel Geld?«
    »Ich diene meinem Führer«, sagte Kim.
    »Ihr Chef hat einen sehr großen Hunger, denke ich. Na gut, wir reden später weiter.« Dann klatschte er in die Hände und rief: »Die Damen, bitte. Und, Basie, bitte, Champagner. Und den Koffer.«
    Basie sagte brav: »Jawohl, Sir«, und freute sich über das Geschäft. Kim würde sechzehn kriegen, nicht einen Cent mehr. Das war sicherlich nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, aber genauso wenig das letzte Geschäft mit Nordkorea.
    Die drei Frauen kamen in den Raum, und es war merkwürdig, zu erleben, wie Kim ein wenig zurückzuckte, als könne er mit diesem europäischen Angebot nicht umgehen. Dann stand er auf, reichte den Frauen nacheinander die Hand und verbeugte sich sehr förmlich. Er sagte irgendetwas auf Koreanisch, was niemand verstand.
    Zum ersten Mal klinkte sich der Sekretär ein. Er stand auf, stand stramm und sagte ohne eine Miene zu verziehen: »You are welcome!«
    »Das sind Jill, Mai Thai und Verena«, sagte der Chef. »Sie gehören gewissermaßen zu meinem Haus.«
    Basie ging zum Safe in das Büro und holte den Aluminiumkoffer mit dem Bargeld heraus. Er musste grinsen, weil der Chef schon vorher richtig kalkuliert hatte: Vier Millionen will er für sich, hatte er vorhergesagt. Dann ging Basie zurück in das Kaminzimmer und schenkte den Champagner aus.
    Kim konzentrierte sich auf die südostasiatische Mai Thai, hatte sich wahrscheinlich für die zwei üppigen langbeinigen Blondinen noch

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