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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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besonderen Handy eine sichere Leitung an und verlangte Krause, indem er sagte: »Sechsviereinssechs.« Dann wartete er etwa dreißig Sekunden, während die Leitung komplett verwürfelt wurde.
    »Ich höre.«
    »Ich brauche Hilfe. Unser Mann schert aus.«
    »Was sagte er?«
    »Zwei Dinge. Amerikaner sickern in den Iran ein, und es ist Öl gefunden worden.«
    »Aber Sie denken, er schert aus. Kann es sein, dass Sie irgendwie verspannt waren?«
    »Negativ.«
    »Wollen Sie warten und erneut nachfragen?«
    »Negativ.«
    »Beurteilung der Informationen?«
    »Sehr dringend.«
    »Kommen Sie nach Hause.«
    Müller war erleichtert, er empfand diese Stadt zum ersten Mal als Bedrohung. Er wollte heim zu seinem Vater, und er fummelte an seinem Armkettchen herum und dachte an seine Tochter.
     
     
     
     
    Er bekam einen Flug nach Zürich, konnte in einen Flieger nach Berlin umsteigen und landete dort um 21.35 Uhr. Vom Flughafen fuhr er direkt ins Amt, ging in sein Büro und setzte sich an den Computer. Er schrieb seinen Treffbericht mit einer ausführlichen Schilderung der Unwägbarkeiten, die Achmeds Benehmen in ihm ausgelöst hatte, und druckte ihn aus.
    Dann brachte er ihn in Krauses Büro und war nicht sonderlich überrascht, dass Krause gedankenvoll hinter dem Schreibtisch hockte.
    »Hier ist der Bericht. Ich fahre jetzt ins Krankenhaus zu meinem Vater.«
    »Ja, tun Sie das«, murmelte Krause. »Haben Sie irgendeine Vorstellung, warum Achmed so war?«
    »Habe ich nicht. Ich war erstaunt, dass er plötzlich über Militärisches berichtete. Gewöhnlich stelle ich immer die Frage nach Hamah, weil die Syrer dort ihre Raketenwaffen entwickeln. Diesmal kam ich nicht dazu, zu fragen, diesmal kam er sofort auf Onkel Husseins Schilderungen von den Gruppen, die in den Iran sickern.«
    »Gut. Geht eine Kopie an Operative Sicherheit?«
    »Morgen früh.«
    »Machen Sie es jetzt. Sowinski ist noch am Tisch.«
    »Geht klar. Ich möchte eine Frage stellen. Haben wir eine Nachricht von Svenja aus Nordkorea?«
    Krause hob erst jetzt den Kopf und sah ihn an.
    »Sie mögen sie, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Es gibt, sagen wir mal, eine halbe Nachricht. Eine befreundete Station in Südkorea hat einen Funkspruch aufgefangen, wonach sich zwei Leute an die Ostküste durchzuschlagen versuchen. Wir nehmen an, das ist Svenja mit einem Mann, den sie treffen und herausholen sollte. Wahrscheinlich sind sie abgetaucht und stellen sich tot. Wenn sie es schaffen, sage ich es Ihnen sofort.«
    »Danke. Bis morgen also.« Müller hatte immer wieder von Svenja geträumt und davon, dass er sie vielleicht lieben könnte. Sie schien so etwas wie ein Ziel, das man nie erreichte. Er ging hinaus, druckte den Bericht ein zweites Mal aus und brachte ihn zu Sowinski, der genauso versunken und nachdenklich an seinem Schreibtisch hockte wie Krause. Aber Sowinski nickte nur und sagte kein einziges Wort.
     
    Müller brauchte gut dreißig Minuten bis zum Krankenhaus und wurde dort trotz der späten Zeit anstandslos zum Krankenzimmer seines Vaters gelotst. Erleichtert stellte er dort fest, dass seine Mutter schon nach Hause gegangen war. Er hätte nicht gewusst, wie er ihr hätte Trost und Mut spenden sollen. Stattdessen war gerade eine Krankenschwester im Zimmer.
    »Ich komme aus dem Ausland«, erklärte er. »Wie geht es meinem Vater? Und wie stehen seine Chancen?«
    Das Gesicht der Schwester wirkte erschöpft. Sie war um die fünfzig, dünn, hager fast, mit einem kantigen Kopf, auf dem das kurze, silbrige Haar wie aus Protest in alle Richtungen stand.
    »Wir liefern keine Wunder«, sagte sie. »Wir können nur sagen, dass sein Zustand stabil ist. Aber das heißt noch nicht, dass er überleben wird.« Sie sah ihn an und lächelte mitfühlend. »Kann ja auch sein, dass er nicht mehr will. Gehen Sie zu ihm, und halten Sie seine Hand. Wahrscheinlich spürt er das.«
    »Ja, danke«, murmelte Müller und schob den Vorhang vor dem Bett seines Vaters zur Seite.
    Da stand ein Stuhl, wahrscheinlich hatte seine Mutter darauf gesessen, Stunde um Stunde. Irgendwelche Skalen zeichneten Leben, Lichter blinkten in Grün, Rot und Gelb. Der Inhalt einer Infusionsflasche wurde Tropfen um Tropfen in den Kranken entleert. Er lag mit geschlossenen Augen da, das linke Augenlid flatterte heftig.
    »Ich bin es, der Karl«, sagte Müller und setzte sich. Er griff nach der linken Hand des Vaters, die ohne Infusionsnadel war. Am Zeigefinger ein Pulstastgerät. Aus dem linken Mundwinkel lief ein

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