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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Draht führte hinaus, lief unten an der Scheibe entlang und verschwand im Raum. Einbruchsicherung, dachte er automatisch, zu riskant. Kann auch etwas anderes sein. Also nicht hier.
    Sie schlenderten weiter, hatten nicht mehr als zehn Schritte gemacht, als Achmed mit einem heiteren Unterton bemerkte: »Die neue Einbruchsicherung stört dich, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Müller nickte. »Komm, gehen wir zu Atta und essen einen Salat oder so was.« Achmed war tatsächlich ein idealer Spion.
    Das Atta war nur hundert Meter weiter, und sie fanden einen kleinen Tisch an der Hauswand im Schatten, weit genug von anderen Tischen entfernt, sodass sie gedämpft reden konnten.
    Sie setzten sich, ein junger Mann erschien und fragte nach ihren Wünschen. Sie bestellten Wasser und Tee und einen scharfen Salat mit einer Pfefferwurst und warteten, bis alles auf ihrem Tisch stand.
    »Wie geht es Onkel Hussein?«, fragte Müller.
    »An sich sehr gut, denke ich. Ich habe ihn vor drei Tagen getroffen. Aber er ist sehr aufgeregt, er kann keine Sekunde still sitzen. Und er redet über Sachen, über die er normalerweise niemals redet.« Dann starrte er unvermittelt in eine Ferne, von der Müller nichts wusste.
    »Heißt das, die Amerikaner, mit denen er zusammenarbeitet, haben etwas gefunden?«
    Ein ruckhaftes Bewegen des Kopfes, wieder auf der Erde. Achmeds Lächeln war geradezu strahlend. »Sie haben etwas gefunden.«
    »Reden wir von Erdöl?«
    »Aber ja!«, strahlte Achmed. Im gleichen Moment erlosch dann der Glanz in seinen Augen, sein Gesicht wurde wieder starr. Aber diesmal stand eine unruhige Frage darin.
    »Das freut mich aber«, sagte Müller. Er drehte sich nicht um, aber hinter ihm musste irgendetwas sein, was Achmed beunruhigte. Müller konnte drei besetzte kleine Tischchen sehen und den Eingang zu Attas Lokal. In seiner Erinnerung war hinter seinem Rücken nichts, kein Tisch, kein Stuhl, nur das alte Pflaster etwa eine Häuserbreite lang. Da war aber auch eine Haustür, in Braun oder Dunkelgrün. Dann hörte er das Knarren.
    »Lass uns bezahlen, wir gehen«, entschied er.
    Achmed nickte nur und ging zu Atta rein, um zu bezahlen. Dann schlenderten sie weiter.
    »Da war jemand an der Tür«, sagte Achmed. »Oder nein, jemand war hinter der Tür.«
    »Du hast alles gecheckt? Alles sauber? Weiß jemand von dem Treff?«
    »Niemand.«
    »Aber deine Frau?«
    »Sie weiß, dass du hier bist, aber nicht, wann wir uns treffen. Und sie weiß immer noch nichts von deinem Beruf.«
    »Wenn es uns betraf, wer könnte es sein? Was sagt man so?«
    »Na ja, die Israelis sind stark vertreten, aber das waren sie bekanntlich immer schon. Der neue Mann der Israelis heißt angeblich Zvi. Er baut ein neues Netz, heißt es. Ich weiß noch nicht, wie er aussieht und welchen Arbeitsnamen er führt, aber ich weiß sicher, dass sie drei Männer abgezogen und sechs dafür geschickt haben.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von meinen kleinen U-Booten. Sie sagen, dass eine Computerfirma in Latakia gegründet wurde. Von einem Mann, der aus Zypern kam und der Mustafa heißt. Die Firma heißt Compudicta. Und sie machten einen gewaltigen Fehler. Sie stellten einen Mitarbeiter ein, der vor vier Jahren in Kairo aufgeflogen ist. Für die Israelis. Also einen Bekannten. So etwas ist immer dumm.«
    »Heißt das, dass die Israelis hier aufrüsten?«
    »Frag mich etwas Leichteres. Könnte sein, dass sie für die Amis hier Rückendeckung aufbauen. Und die werden immer nervöser, und sie werden hier die nächste Sauerei anrichten. Und Onkel Hussein hat über all das geredet wie ein Springbrunnen. Onkel Hussein ist sauer auf die Scheißamerikaner.« Er lachte leise. »Das kannst du dir nicht vorstellen: Normalerweise muss ich so etwas immer mühsam aus ihm rauskitzeln, aber diesmal habe ich keine einzige Frage stellen müssen, er redet plötzlich wie ein Buch.«
    Dann wurde sein Blick unvermittelt wieder starr, und er war in einer Welt, die Müller verborgen blieb.
    »Du willst sagen, die Amis wollen in den Iran?«
    »Sie gehen rein, heißt das.« Achmed hatte Mühe, wieder auf den Teppich zu kommen, seine Lider flatterten.
    »Jetzt mal langsam. Sie sind im Irak, nicht im Iran.« Müller wurde konkreter. Er durfte Achmed nicht herumtänzeln lassen, und Achmed liebte das Herumtänzeln in vagen Andeutungen. Achmed war von irgendetwas erfüllt, über das er nicht sprechen wollte.
    »Ich würde lieber einen Tee trinken«, murmelte Achmed. Das war der Code, nichts mehr von

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