Ein guter Mann: Roman (German Edition)
aber vermutlich erst morgen früh. Details unseres Fundes gehen nur an die Spitzen der beteiligten Behörden mit Hinweis auf absolute Vertraulichkeit. Kommst du mit uns zurück?«
»Ja, das ist am einfachsten.«
»In etwa einer Viertelstunde geht es los. Ich muss meine beiden Kollegen in den Schutzanzügen hier lassen. Wir können sie nicht mitnehmen, sie strahlen. Das ist vielleicht ein Scheißding.«
»Du sagst es.«
Müller entfernte sich ein paar Schritte, um Krause anzurufen, und er erreichte ihn direkt.
»Haben Sie ein paar Minuten?«
»Ja«, sagte Krause. »Kann ich auf Lautsprecher gehen? Herr Sowinski ist auch hier.«
»Selbstverständlich.« Müller berichtete schnell und konzentriert.
»Gut. Kommen Sie zurück und dann bitte direkt zu mir«, sagte Krause. »Ich habe ein paar Kleinigkeiten.«
Müller fühlte sich erschöpft durch die stundenlange Anspannung, er setzte sich auf einen Grasfleck.
Er ärgerte sich jetzt, dass er Karen auf dem Friedhof nicht angesprochen hatte. Er ärgerte sich, dass er sie nicht angerufen hatte, dass er sie nicht gebeten hatte, ein paar Tage länger in Berlin zu bleiben. Er fühlte sich einsam.
Sie fuhren ein paar Minuten später, und Schorsch beeilte sich, nach Berlin zu kommen. Sie setzten Müller beim BND ab, Schneider sagte: »Es war mir eine Ehre.«
Müller ging in sein Büro, zog sich um und stellte fest, dass er vergessen hatte, Schneider die P226 zurückzugeben. Er nahm sie in die Hand und betrachtete sie, als habe er eine solche Waffe noch nie gesehen. Er spürte eine tiefe Furcht, weil er mit einer solchen Waffe einen Menschen getötet hatte.
Krause war nicht allein, Sowinski saß mit am Tisch. Sie sahen ihm entgegen, und er hatte instinktiv das Gefühl, diese Situation schon einmal erlebt zu haben. Ihre Augen waren hart wie Stein.
»Setzen Sie sich. Mein Freund Uri ist in der Stadt, einer der Mossad-Häuptlinge. Wir verstehen uns seit zwanzig Jahren sehr gut. Er saß da, wo Sie gerade sitzen. Und natürlich will er den gesamten Hintergrund von mir haben, weil er nicht ganz zu Unrecht vermutet, dass man auch in Tel Aviv oder in Jerusalem eine schmutzige Bombe einsetzen könnte. Kennen Sie Uri?«
»Nein, nicht persönlich.«
»Aber er kennt Sie.« Krause warf ein Foto flach über den Tisch.
Das Foto zeigte Müller in Damaskus auf einer der schmalen Altstadtgassen mit den schönen Innenhöfen. Müller ging durch die Sonne und wirkte wie ein neugieriger Tourist.
Müller war augenblicklich wütend.
»Das trifft mich nicht sonderlich. Ich habe in Damaskus wiederholt Mitglieder befreundeter Dienste fotografiert. Präzise sechs Mal. Davon waren drei, zwei Männer und eine Frau, für den Mossad tätig, einer für die CIA, zwei konnten wir den Russen zuordnen. Die Fotografien sind aktenkundig. Außerdem will ich darauf aufmerksam machen, dass Damaskus ein Tummelplatz der Dienste ist. Ich würde an zwei guten Tagen allein von Seiten der Syrer zehn bis fünfzehn Agenten verifizieren können. Achmed hat sie mir gezeigt.«
»Stimmt«, nickte Sowinski.
»Gut«, murmelte Krause. »Gehen wir mal weiter.«
Das nächste Foto kam herangesegelt.
Es zeigte Müller mit Karen Swoboda in der Bar, vor ihnen ein Salat mit Geflügel. Ein weiteres folgte. Es zeigte dieselbe Szene, aber diesmal küsste Müller Karen.
»Noch nicht lange her«, murmelte Krause. »Wer ist die Frau?«
»Eine Frau aus der Werbebranche. Sie heißt Karen Swoboda, ist zu Hause in Frankfurt am Main. Gegenwärtig verhandelt sie mit den Freien Demokraten über eine Werbekampagne.«
Mein Gott, dachte Müller fiebrig, ich muss hier raus, ich kriege keine Luft mehr.
»Und diese Frau hat Sie angesprochen oder Sie diese Frau?«
»Die Frau mich. In der Bar, in der wir da sitzen und Salat essen. Sie wollte einfach Siebzehnundvier spielen.«
»Und Sie haben das geglaubt?« Krauses Fragen stachen wie scharfe Messer.
»Ja, ich habe das geglaubt. Und, ehrlich gestanden, glaube ich das immer noch.«
Er dachte verbissen, ich lasse mir das nicht nehmen.
»Kann es sein, dass diese Frau an Sie herangespielt wurde?« Krause schloss kurz die Augen.
»Darüber habe ich keine Sekunde nachgedacht, wenn ich ehrlich sein will. Das erscheint mir zu abwegig. Die erste Gegenfrage würde lauten: Warum sollte sie auf mich angesetzt werden? Und: Ich habe ihr nicht gesagt, wer ich bin, vor allem nicht, in welcher Arbeit ich stecke.«
»Aber Sie haben mit ihr geschlafen?«
»An der Stelle werde ich wütend, weil es um
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