Ein guter Mann: Roman (German Edition)
mein Privatleben geht.« Müller sah, dass Krause noch eine weitere Anlage vor sich liegen hatte, und er wusste, dass es noch nicht zu Ende war.
»Also, diese Karen Swoboda hat keine Ahnung von Achmed? Keine Ahnung von Damaskus? Keine Ahnung von Herrn Breidscheid? Und keine Ahnung von den möglichen Zusammenhängen?«
»Exakt«, sagte Müller.
»Seien Sie nicht so sicher«, bellte Krause. Er schob Müller einen Zeitungsausschnitt zu und blaffte: »Nur die Bildunterschrift, bitte!«
Da war Karen mit zwei Männern zu sehen. Alle drei hatten Sektgläser erhoben, alle drei strahlten. Die Bildunterschrift lautete: »Ein Prosit auf kommende gute Geschäfte. Die Werbefrau Karen Swoboda, der Stuttgarter Maschinenbauer Matthias Hechtsheim, der Generalvertreter Helmut Breidscheid.«
In Müllers Gesicht bewegte sich nichts, seine Augen waren hart wie Kiesel, seine Hände lagen ruhig auf der Tischplatte.
»Darf ich erfahren, wer das Foto mit mir und Frau Swoboda in der Bar gemacht hat?«
»Einer von Uris Leuten«, sagte Sowinski. »Das hat damit zu tun, dass Uris Truppe gut ist und Gott sei Dank zu unseren Freunden zählt. Wir sind aber nicht sicher, ob nicht auch Leute der CIA dort waren und Sie identifiziert haben. Oder die Russen, zum Beispiel, die ja auch nicht schlecht sind. Im Gewerbe geht seit Tagen das Gerücht, dass nur einer aus dem Metier eine brauchbare Szenerie für die schmutzige Bombe hat. Und dass wir die Hüter dieser brauchbaren Szenerie sind und Sie der Hauptdarsteller.«
»Uri weiß, dass Sie es sind«, setzte Krause leise und bekümmert hinzu. »Es bringt überhaupt nichts, ihm etwas anderes zu erzählen. Und es ist nicht zu vermeiden, dass alle anderen bald auf unserer Matte stehen.«
»Von wem ist der Zeitungsausschnitt?«
»Aus dem öffentlich zugänglichen Material, auf das sich Goldhändchen gestürzt hat«, sagte Krause. »Er hat erstaunliche Entdeckungen gemacht, die auch Sie sicherlich entzücken werden.«
»Sie war auch auf der Beerdigung«, murmelte Müller tonlos.
Er spürte seine Wut wie einen heißen Ball im Bauch, und er wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte, sich abzuschotten.
»Ohne dass Sie vorher davon wussten?«, fragte Sowinski schnell.
»Sie hat mir vorher nichts gesagt. Sie war einfach da.«
»Ein außergewöhnlicher Liebesbeweis«, sagte Krause höhnisch.
»Aber wer hat sie geschickt, verdammt noch mal?«, fragte Müller.
»Es klingt jedenfalls nach einer größeren Dimension«, sagte Sowinski.
Eine Weile herrschte Schweigen.
»Ich nehme Sie vollkommen raus«, sagte Krause. »Ich muss Sie rausnehmen. Es wird eine Untersuchung geben.«
»Moment«, schnappte Müller. »So einfach ist das alles nicht. Ich falle doch nicht wie ein heuriger Hase auf die erstbeste hübsche Frau rein.«
»Genau das ist aber passiert.« Sowinski war erbarmungslos. »Sie verlieren Ihre Familie, Ihre Frau, Ihren Vater, Sie sind angreifbar. Und da taucht wie aus dem Nichts eine gewisse Karen auf, mit der Sie ins Bett hüpfen, weil Sie doch ach so einsam sind. Und diese Frau hat mit Breidscheid, von dem wir noch nicht wissen, wie er da hineinpasst, Champagner getrunken auf irgendein Geschäftchen. Das sieht ziemlich beschissen aus, mein Lieber.«
Schweigen.
»Es geht noch weiter«, knurrte Krause. »Selbstverständlich haben wir den Zeitungsausschnitt gegengecheckt, und wir sind auf etwas Komisches gestoßen. Die Staatsanwaltschaft Wirtschaftsvergehen Stuttgart hat eine Ermittlung gegen diesen Maschinenbauer Hechtsheim und Breidscheid eingeleitet. Grund: Es bestand der dringende Verdacht, dass die beiden im Rahmen größerer Maschinenausfuhren drei Maschinen gebaut haben, die zusammengekoppelt ein wunderbares Gerät zur Herstellung von Gewehrmunition ergeben. Die Staatsanwaltschaft kam zu spät, die Maschinen waren raus. Und bis heute weiß niemand, wohin genau.«
»Scheiße!«, rief Müller. »Sie werden zwanzig, dreißig Firmen finden, für die Karen Swoboda gearbeitet hat. Ach was, fünfzig. Ich möchte die Chance haben, die Frau zu fragen.«
»Auf keinen Fall«, murmelte Krause kopfschüttelnd. »So läuft das nicht, mein Freund. Ich denke, es ist das Beste, Sie gehen heim und schlafen sich ein paar Tage aus.«
»Heißt das, ich bin suspendiert?«, fragte Müller entgeistert.
»Was denn sonst?«, bellte Sowinski. »Sollen wir jetzt auch noch Händchen halten und Taschentücher reichen?«
»Ich habe das eingebrockt, ich löffle das aus«, sagte Müller. »Wenn die Frau an mich
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