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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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vor
Aufregung. Seine Nerven schienen in Flammen zu stehen. Unruhig wanderte er
durch den Laden, griff nach Zetteln, legte sie wieder beiseite und hantierte
nervös mit Kugelschreibern.
    Eigentlich
sollte er Crowley Bescheid geben.
    Anders und
besser ausgedrückt: Er wollte Crowley benachrichtigen. Aber er sollte den Himmel verständigen.
    Immerhin
bin ich ein Engel. Ich stehe auf der Seite des Guten. Es bleibt mir auch gar
keine andere Wahl – das Positive gehört zu meinem Wesen. Es ist eingebaut. In
dem Punkt hat Crowley zweifellos recht. Oh, ich hätte mich sofort mit dem
Himmel in Verbindung setzen sollen.
    Aber er kannte den Dämon schon seit mehreren tausend Jahren. Sie
kamen gut miteinander aus. Manchmal verstanden sie sich sogar. Gelegentlich
argwöhnte Erziraphael, daß sie miteinander weitaus mehr gemeinsam hatten als
mit ihren jeweiligen Vorgesetzten. Zum Beispiel mochten sie die Welt und sahen
sie nicht nur als ein Brett für kosmische Schachpartien.
    Nun, eigentlich
lag die Lösung des Problems auf der Hand. Es entsprach sogar dem Geist seines Paktes mit Crowley, wenn er den Leuten Oben einen Tip gab. Dann
kann der Himmel alle notwendigen Maßnahmen gegen das Kind ergreifen, allerdings
keine allzu energischen, denn wenn man genauer darüber nachdenkt, sind wir alle
Gottes Geschöpfe, selbst Dämonen und der Antichrist, und dann wird die Welt
gerettet und vor dem Armageddon bewahrt, das ohnehin niemandem etwas nützte,
ich meine, wir wissen doch
alle, daß schließlich meine Seite gewinnt, ja, Crowley sieht das bestimmt ein.
    Ja. Und dann ist alles in
bester Ordnung.
    Zwar hing das ›Geschlossen‹-Schild im Fenster, aber trotzdem klopfte
jemand an die Tür. Erziraphael achtete nicht darauf.
    Dem Engel fiel
es weitaus schwerer als Menschen, einen Kontakt zum Himmel herzustellen. Die
Normalsterblichen beten einfach und erwarten in den meisten Fällen keine
Antwort. Wahrscheinlich wären sie sogar ziemlich überrascht, wenn jemand auf ihre
frommen Worte reagierte.
    Erziraphael
schob den mit Notizzetteln beladenen Tisch beiseite und rollte den dünnen
Teppich zusammen. Darunter kam ein mit Kreide auf die Dielen gemalter kleiner
Kreis zum Vorschein, umgeben von angemessenen kabbalistischen Symbolen. Der
Engel entzündete sieben Kerzen, die er an strategischen Stellen im Innern des
Kreises aufstellte. Anschließend verbrannte er ein wenig Weihrauch – in erster
Linie deshalb, weil er den Duft mochte.
    Er zögerte
kurz, gab sich einen inneren Ruck, trat in den Kreis und sagte Die
Worte.
    Nichts geschah.
    Er sprach Die
Worte noch einmal.
    Nach etwa
zwanzig Sekunden (selbst die himmlische Bürokratie braucht ihre Zeit) glänzte
blaues Licht von der Zimmerdecke herab und füllte den Kreis.
    »Nun?« fragte
eine kultiviert klingende Stimme.
    »Ich bin es,
Erziraphael.«
    »Das wissen
wir«, sagte die Stimme.
    »Ich habe gute
Nachrichten! Es ist mir gelungen, den Antichristen zu lokalisieren! Ich kann
Ihnen seine Adresse und sogar die Telefonnummer geben!«
    Stille folgte.
Das blaue Licht flackerte.
    »Ja?« ertönte
die Stimme.
    »Aber verstehen
Sie denn nicht? Sie können ihn nun … können die ganze Sache stoppen. Sie
brauchen dazu nur einen Augenblick. Und wir haben noch ein paar Stunden Zeit.
Sie können alles abblasen, der Krieg muß nicht stattfinden, und alle wären
gerettet.«
    Erziraphael
strahlte übers ganze Gesicht.
    »Ja?«
wiederholte die Stimme.
    »Ja. Er wohnt
in einem Ort namens Lower Tadfield, und die Adresse …«
    »Gute Arbeit«,
sagte die Stimme gleichgültig.
    »Es ist gar
nicht nötig, daß sich ein Drittel der Meere in Blut verwandelt und so«,
verkündete Erziraphael glücklich.
    Wieder
herrschte Stille, und schließlich räusperte sich die Stimme. Sie klang nun ein wenig
verärgert.
    »Warum nicht?«
fragte sie.
    Der Engel
spürte, wie sich eine dunkle Grube unter seiner Begeisterung öffnete, und er
versuchte verzweifelt, nicht in den Abgrund der Niedergeschlagenheit zu
stürzen.
    Er schluckte
mehrmals. »Nun, Sie brauchen nur dafür zu sorgen, daß der Antichrist …«
    »Wir werden gewinnen, Erziraphael.«
    »Ja, aber …«
    »Die Mächte der
Finsternis müssen besiegt werden. Um allen Mißverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht darum,
den Krieg gegen die Hölle zu vermeiden, sondern ihn zu gewinnen. Wir warten schon seit langer Zeit, Erziraphael.«
    Der Engel
fühlte, wie Kühle aus der Grube stieg und ihn umfaßte. Er wollte den Mund
öffnen und erwidern: »Was halten Sie

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