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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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wenn er in London weilte. Die
Betten waren immer gemacht. Der Kühlschrank enthielt immer besonders
schmackhafte Gourmet-Speisen, die nie verdarben – genau aus diesem Grund hatte
sich Crowley einen Kühlschrank angeschafft. Das Gerät brauchte nie abgetaut zu
werden, und es war nicht einmal nötig, den Stecker in die Steckdose zu
schieben.
    Zur Ausstattung
des Salons gehörten: ein großer Fernseher, ein weißes Ledersofa, ein
Videorecorder, ein CD-Gerät, zwei Telefone – das eine mit dem Anrufbeantworter
verbunden, das andere ein sehr privater Anschluß, dessen Nummer noch nicht von
den vielen auf telefonische Angebote spezialisierten Verkäufern entdeckt worden
war; andernfalls hätten sie Crowley vermutlich doppelt verglaste Fenster (die
er bereits hatte) oder Lebensversicherungen (die er nicht brauchte)
aufzuschwatzen versucht – und ein mattschwarzer Hi-Fi-Würfel, der eine so
komplexe Elektronik enthielt, daß er nur den üblichen Ein-Aus-Schalter und
einen Lautstärkeregler aufwies. Crowley hatte vergessen, Lautsprecher zu
kaufen, aber das spielte keine Rolle. An der Tonqualität gab es trotzdem nichts
auszusetzen.
    Hinzu kamen
eine Telefax-Maschine mit der Intelligenz eines Computers und ein Computer mit
der Intelligenz einer geistig zurückgebliebenen Ameise. Crowley ersetzte ihn in
regelmäßigen Abständen durch ein neues Modell, weil er glaubte, daß derartige
elektronische Instrumente seiner Rolle als weltmännischer Mensch gerecht
wurden. Das neueste Exemplar sah aus wie ein Porsche mit Monitor. Die
Gebrauchsanweisung* [* Zusammen mit
dem für Computer üblichen Garantie-Zertifikat, in dem sich folgender Hinweis
finden läßt: Wenn das Gerät 1) nicht funktioniert, 2) nicht das leistet, was
die teuren Werbeanzeigen behaupten, 3) die Nachbarn mit Stromschlägen tötet und
sich 4) überhaupt nicht in der aufwendigen Verpackung befindet, so ist völlig,
absolut und ganz und gar ausgeschlossen, daß der Hersteller dafür die
Verantwortung trägt. Der Käufer kann sich 5) glücklich schätzen, daß er sein
Geld dem Hersteller geben darf, und 6) jeder Versuch, das gerade erworbene und
bezahlte Produkt wie rechtmäßiges Eigentum zu behandeln, muß zwangsläufig dazu
führen, daß man Besuch von ernst dreinblickenden Herren mit bedrohlich wirkenden
Aktenkoffern und sehr dünnen Armbanduhren bekommt. Die von der
Computer-Industrie angebotenen Garantien hatten Crowley so sehr beeindruckt,
daß er mehrere Musterexemplare nach Unten schickte
(er adressierte sie an die Abteilung für Unsterbliche Seelen; Verträge und Lizenzen) und einen
gelben Merkzettel beifügte, dessen schlichte Aufschrift lautete. ›Nehmt euch
ein Beispiel daran, Jungs.‹] befand sich noch immer in der ungeöffneten
Klarsichttüte.
    Crowley widmete
seine Aufmerksamkeit in erster Linie den Pflanzen in seiner Londoner Wohnung.
Sie waren groß, grün und prächtig und hatten gesund glänzende Blätter.
    Dafür gab es
einen guten Grund: Einmal in der Woche nahm Crowley einen Zerstäuber, besprühte
die Blätter und sprach mit seinen Pflanzen.
    Er hatte
irgendwann in den siebziger Jahren während einer Radiosendung (›Wie man mit
einem Kaktus Freundschaft schließt‹) davon erfahren, wie nützlich es sei, mit
Pflanzen zu sprechen. Obgleich hier erwähnt werden muß, daß sich Crowley nicht
darauf beschränkte, mit seiner häuslichen Flora zu plaudern.
    Er zog es vor,
ihr einen gehörigen Schrecken einzujagen.
    Mit anderen
Worten: Er drohte seinen Pflanzen.
    Alle zwei
Monate wählte er eine aus, die zu langsam wuchs oder sich die Freiheit nahm,
langsam zu verwelken. Manchmal genügte es auch, daß sie nicht ganz so gut
aussah wie die anderen. Nun, er trug sie herum, zeigte sie den anderen Pflanzen
und sagte: »Verabschiedet euch von eurem Freund. Ihr wißt ja, daß ich keinen
Ungehorsam dulde …«
    Dann verließ er
die Wohnung mit dem aufsässigen Gewächs, kehrte eine halbe Stunde später zurück
und stellte einen leeren mahnenden Blumentopf ins Wohnzimmer.
    Crowleys
Pflanzen waren die grünsten und schönsten in ganz London. Und sie fürchteten
sich die ganze Zeit über.
    Das Licht im
Salon stammte von Spotlights und Neonröhren, für die sich bestimmt das
Elektrizitätswerk interessiert hätte: Sie brannten ohne Strom.
    Als einziger
Wandschmuck diente eine gerahmte Zeichnung: Leonardo da Vincis ursprünglicher
Entwurf für die Mona Lisa. Der Dämon hatte die Skizze an einem heißen
Nachmittag in Florenz vom Künstler

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