Ein gutes Omen
davon, die Letzte Schlacht nicht auf der
Erde, sondern vielleicht auf dem Mars stattfinden zu lassen?« Doch er überlegte
es sich anders und schwieg.
»Ich verstehe«,
sagte er nach einer Weile. Es kratzte an der Tür, aber Erziraphael drehte sich
nicht um. Deshalb entging seiner Aufmerksamkeit ein verbeulter Filzhut, der
hinter dem fächerförmigen Fenster erschien.
»Es liegt uns
fern, deine Leistungen zu schmälern«, fuhr die Stimme fort. »Du kannst mit
einer offiziellen Belobigung rechnen. Gut gemacht.«
»Danke«, sagte
Erziraphael. Sein bitterer Tonfall hätte Milch sauer werden lassen.
»Offensichtlich habe ich Seine Erhabenheit vergessen.«
»Das dachten
wir uns schon.«
»Darf ich
fragen, mit wem ich das Vergnügen hatte?« erkundigte sich der Engel.
»Du hast mit
dem Metatron gesprochen.«* [* Die Stimme
Gottes. Allerdings nicht die Stimme selbst, sondern eine eigenständige Entität.
Man denke in diesem Zusammenhang an den Sprecher eines Präsidenten.]
»Oh, ja.
Natürlich. Oh. Nun. Danke. Herzlichen Dank.«
Hinter
Erziraphael bewegte sich die Klappe des Briefkastenschlitzes, und zwei Augen
spähten in den Laden.
»Da wäre noch
etwas«, sagte die Stimme. »Du wirst dich doch unseren Kämpfern anschließen,
nicht wahr?«
»Nun, äh,
selbstverständlich«, antwortete Erziraphael unsicher. »Es ist eine Ewigkeit
her, seit ich zum letzten Mal ein Flammenschwert in der Hand hielt …«
»Ja, wir
erinnern uns«, sagte die Stimme. »Bald hast du ausreichend Gelegenheit, wieder
in Übung zu kommen.«
»Äh.«
Erziraphael überlegte verzweifelt. »Welches Ereignis leitet den Weltuntergang
ein?«
»Wir glauben,
ein globaler atomarer Schlagabtausch wäre ein guter Anfang.«
»Oh, ja, sehr
phantasievoll.« Die letzten Reste von Hoffnung verflüchtigten sich.
»Nun gut«,
verkündete die Stimme. »Wir nehmen an, du kehrst jetzt zu uns zurück, nicht
wahr?«
»Oh. Äh.«
Erziraphael suchte nach den richtigen Worten. »Wenn ich vorher noch einige
Dinge erledigen dürfte …«
»Das erscheint
uns kaum notwendig«, entgegnete die Stimme.
Der Engel holte
tief Luft. »Als ehrenhafter Geschäftsmann halte ich es für erforderlich, die
Gebote der Redlichkeit und moralischen Aufrichtigkeit zu achten, und daher …«
»Ja, ja«, sagte
Metatron mürrisch. »Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Nun, wir erwarten
dich, sobald du alle deine weltlichen Angelegenheiten geregelt hast.«
Das Licht
verblaßte, verschwand jedoch nicht ganz. Sie halten die
Leitung offen, dachte Erziraphael. Jetzt
sitze ich in der Falle.
»Hallo?« fragte er behutsam. »Hören Sie mich?« Er bekam keine
Antwort.
Vorsichtig trat
der Engel aus dem Kreis und schlich zum Telefon. Er schlug das Notizbuch auf,
nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.
Nach dem
vierten Klingelzeichen machte es Klick, und jemand hustete. Zwei oder drei Sekunden lang blieb alles still,
und dann erklang eine so müde Stimme, daß sogar Erziraphael Mühe hatte, wach zu
bleiben.
»Hallo. Hier
spricht Anthony Crowley. Äh. Ich …«
»Crowley!« Der
Engel versuchte, gleichzeitig zu flüstern und zu schreien. »Hör zu! Ich habe
nicht viel Zeit! Der …«
»… wohl
gerade nicht zu Hause oder mit irgendwelchen wichtigen Dingen beschäftigt.
Vielleicht schlafe ich auch, und wenn das der Fall ist, möchte ich nicht
gestört werden …«
»Sei still und
hör mir endlich zu! Der Antichrist ist in Tadfield! Es steht alles in dem Buch!
Du mußt …«
»… sprechen
Sie nach dem Tonsignal aufs Band. Ich rufe so bald wie möglich zurück. Tschau.«
»Ich will jetzt mit dir reden …«
PiieeIIEEP.
»Was sollen diese komischen Geräusche? Der Antichrist! Er ist in
Tadfield! Jetzt weiß ich auch, warum mir der Ort so seltsam erschien! Mach dich
sofort auf den Weg und …«
Erziraphael
ließ den Hörer sinken.
»Verdammter
Mist!« sagte er. Es war sein erster Fluch seit viertausend Jahren.
Einen
Augenblick! Der Dämon hatte noch einen zweiten Anschluß, nicht wahr? Typisch
für ihn. Erziraphael blätterte so nervös in dem Notizbuch, daß es fast zu Boden
gefallen wäre. Bestimmt dauerte es nicht mehr lange, bis die Leute Oben ungeduldig wurden.
Er fand die
andere Nummer und wählte sie. Jemand nahm sofort ab, und gleichzeitig läutete
leise die Glocke an der Ladentür.
Crowleys Stimme
wurde lauter, als sich sein Mund der Sprechmuschel näherte. »… meine es
ernst. Hallo?«
»Ich bin’s.«
»Ngh«, sagte
Crowley unverbindlich.
Weitere Kostenlose Bücher