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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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ins
Getriebe der Schöpfung geriet. Übrigens stellten Engel in diesem Zusammenhang
nicht unbedingt ein Muster der Tugendhaftigkeit dar. Wenn es darum ging, der
Hölle eins auszuwischen, gaben sie sich weitaus mehr Mühe, als es die
Vorschriften verlangten. Eigentlich lief alles darauf hinaus, daß man nur seine
Arbeit erledigte.
    Andererseits:
Dämonen wie Hastur und Ligur fanden so großen Gefallen an Unerquicklichkeiten,
daß man sie fast mit Menschen verwechseln konnte.
    Crowley lehnte
sich im Ledersessel zurück und versuchte, sich zu entspannen. Es gelang ihm
nicht.
    »Ich bin hier,
Jungs«, sagte er.
    »Wir haben ein
Wörtchen mit dir zu reden«, erwiderte Ligur. Sein Tonfall vermittelte eine ganz
andere Botschaft. Sie lautete: Mann, ich
möchte jetzt wirklich nicht in deiner Haut stecken. Dich erwarten die
schrecklichsten aller Höllenqualen, und wir sehen dabei zu. Macht sicher eine
Menge Spaß.
    Der kleine, untersetzte Dämon kam herein.
    Der Eimer
wackelte und fiel genau auf Ligurs Kopf.
    Lassen Sie
einen Brocken Natrium ins Wasser fallen. Sehen Sie, wie er brennt, wie er hin
und her zuckt und alles zu brodeln beginnt? Nun, Ligur erging es ähnlich.
    Der Gesandte
des Teufels wirbelte wie ein Kreisel um die eigene Achse, flackerte und löste
sich allmählich auf. Fetter brauner Rauch stieg von ihm auf, und er schrie und
schrie und schrie. Satanische Haut blätterte von satanischen Knochen. Dann sank
Ligur in sich zusammen, und auf dem verbrannten Teppich blieb nur eine feucht
glänzende Masse zurück. Sie sah aus, als habe jemand einige Maden zertreten.
    »Hallo!« wandte
sich Crowley an Hastur, der auf Ligurs Reste hinabstarrte. Unglücklicherweise
hatte ihn kein einziger Spritzer getroffen.
    Dämonen sind
von Natur aus heimtückisch und gemein – ihre Gene lassen ihnen gar keine andere
Wahl. Aber es gibt heimtückische Gemeinheiten, die selbst unter Dämonen als
unvorstellbar gelten.
    »Weihwasser«,
brachte Hastur hervor. »Du Mistkerl. Du verdammter und dreimal verfluchter
Mistkerl. Er hat dir überhaupt nichts getan.«
    »Aber er trug
sich mit gewissen Absichten«, entgegnete Crowley. Jetzt standen seine Chancen
nicht mehr ganz so schlecht, und dadurch fühlte er sich etwas besser. Dennoch
blieb seine Lage ziemlich problematisch. Hastur bekleidete den Rang eines
Höllenfürsten, und Crowley hatte es noch nicht einmal zum Abgeordneten eines
höllischen Gemeinderates gebracht.
    »Mütter werden an
dunklen Orten von deinem Schicksal flüstern, um ihre Kinder zu erschrecken«,
begann Hastur und begriff sofort, daß sich die menschliche Sprache nicht
eignete, um den strafenden Zorn des Infernos zum Ausdruck zu bringen. »Du wirst
in den Latrinen der Hölle
enden, Bursche«, fügte er hinzu.
    Crowley griff
nach dem grünen Zerstäuber und hob ihn drohend. »Verschwinde!« knurrte er.
Irgendwo klingelte ein Telefon, und nach dem vierten Läuten reagierte der
Anrufbeantworter. Ein Teil von Crowleys Ich fragte sich müßig, wer da wohl
gerade versuchte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    »Du jagst mir
keine Angst ein«, erwiderte Hastur. Er beobachtete, wie ein Tropfen Wasser aus
der Öffnung des Ventils quoll, langsam am Kunststoff herabrann und sich
Crowleys Hand näherte.
    »Weißt du, was
das hier ist?« fragte der Dämon hinter dem Schreibtisch. »Ein Zerstäuber.
Ebenso billig wie wirkungsvoll. Man kann Pflanzen damit besprühen. Und auch andere Dinge. Muß ich dich darauf hinweisen, was er
enthält? Er kann dich in das dort
verwandeln.« Crowley deutete auf das formlose Etwas vor der Tür. »Geh jetzt!«
    Der Tropfen
erreichte den Zeigefinger Crowleys und verharrte dort.
    »Du bluffst«,
sagte Hastur.
    »Vielleicht«,
antwortete Crowley betont ernst, um zu verdeutlichen, daß ihm derzeit nichts
ferner lag, als irgend jemanden zu bluffen. »Vielleicht auch nicht. Wenn du
unbedingt alles auf eine Karte setzen willst …«
    Hastur winkte,
und ein leises Plopp erklang,
als der Zerstäuber aus dieser Welt verschwand. Das Wasser, von seiner
plötzlichen Freiheit verblüfft, strömte auf den Schreibtisch herab und tropfte
auch über Crowleys Anzug.
    »Ich glaube,
heute ist mein Glückstag«, sagte Hastur. Und er lächelte. Seine Zähne waren
lang und spitz, und zwischen ihnen bewegte sich eine dünne Zunge. »Kannst du
das auch von dir behaupten?«
    Crowley
schwieg. Plan A hatte funktioniert, im Gegensatz zu Plan B. Jetzt kam alles auf
Plan C an. Was gewisse Schwierigkeiten mit sich brachte: Plan C

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