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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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vor
dem Ende der Welt erreichen. Der Dämon warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Es
blieben ihm noch zwei Stunden, um nach Tadfield zu gelangen. Wobei es
allerdings zu berücksichtigen galt, daß sich das Phänomen namens Zeit auf
ebenso sonderbare Weise verändern konnte wie die Autobahn M25.
    Crowley legte
das Buch auf den Beifahrersitz. Verzweifelte Situationen erforderten
verzweifelte Maßnahmen. Er besaß den Bentley schon sechzig Jahre lang, und im
Lack zeigte sich kein einziger Kratzer.
    Zum Teufel
auch.
    Er setzte
entschlossen zurück, beschädigte die vordere Hälfte des Renault 5 hinter ihm
und fuhr auf den Bürgersteig.
    Er schaltete
das Scheinwerferlicht ein und betätigte die Hupe.
    Das sollte als
Warnung für jeden Fußgänger genügen, fand er. Und wenn sie ihm nicht auswichen …
Nun, in zwei Stunden spielte es – vielleicht, wahrscheinlich – ohnehin keine
Rolle mehr.
    »Los geht’s!«
brummte Anthony Crowley und gab Gas.
    Sechs Frauen und vier
Männer saßen an den Tischen. Sie alle hatten ein Telefon und Computerausdrucke,
die dicke Stapel bildeten. Auf jedem einzelnen Blatt standen Dutzende von Namen
und Telefonnummern. Neben jeder Nummer gab es handschriftliche Notizen. Sie
wiesen darauf hin, ob die angerufene Person zu Hause war oder nicht, ob der
Anschluß überhaupt noch existierte und – diesem Aspekt kam eine ganz besondere
Bedeutung zu – ob sich die potentiellen Käufer am anderen Ende der Leitung für
Schaumisolierung interessierten oder nicht.
    In den meisten
Fällen mußte die letzte Frage mit einem klaren Nein beantwortet werden.
    Die zehn
Angestellten verbrachten viele Stunden damit, bestimmte Waren zu preisen, auf
außerordentlich günstige Zahlungsbedingungen hinzuweisen oder ans menschliche
Mitgefühl zu appellieren. Zwischen den Anrufen kritzelten sie mit
Kugelschreibern auf die Listen, tranken Kaffee und beobachteten den Regen, der
an die Fenster prasselte. Sie hielten die Stellung wie das Orchester der Titanic. Wenn man bei einem solchen Wetter keine
Doppelverglasungen verkaufen konnte, so konnte man sie nie verkaufen.
    Lisa Morrow
sagte gerade: »… nun, wenn Sie bitte so nett wären, mich zu Wort kommen zu
lassen, Sir, ja, das verstehe ich durchaus, Sir, aber ich bitte Sie trotzdem …«
Und dann, als am anderen Ende aufgelegt wurde, fügte sie hinzu: »Verdammter
blöder Mistkerl.«
    Sie ließ den
Hörer sinken.
    »Noch ein Bad«,
teilte sie ihren Kollegen mit. Lisa Morrow hatte schon vor einigen Tagen die
Führung im Leute-aus-der-Badewanne-holen-Wettbewerb übernommen, und sie
brauchte nur noch zwei Punkte, um den wöchentlichen Coitus Interruptus-Preis zu
gewinnen.
    Sie wählte die
nächste Nummer auf der Liste.
    Nun, es sollte
hier erwähnt werden, daß Lisa nur durch Zufall telefonische Verkäuferin
geworden war. Eigentlich hatte sie sich eine Karriere als internationale
Jet-Setterin vorgestellt, doch leider fehlte ihr die mittlere Reife.
    Wenn sie die
Schule ernst genug genommen hätte, um schließlich internationale Jet-Setterin
oder Zahntechnikerin (ihre berufliche Alternative) zu werden, anstatt in diesem
besonderen Büro dieser besonderen Arbeit nachzugehen … Nun, dann wäre sie
vermutlich in der Lage gewesen, ein erfüllteres und vor allen Dingen längeres
Leben zu führen.
    Natürlich kein viel längeres – immerhin stand der Weltuntergang
bevor. Die Begünstigung beschränkte sich auf einige Stunden.
    Sie hätte
nichts weiter tun müssen, als die Nummer nicht anzurufen, die sie gerade gewählt hatte. Der Anschluß befand sich im
vornehmen Londoner Stadtteil Mayfair, und der Computerausdruck entsprach den
besten Traditionen unvollständiger, teilweise fehlerhafter Adressenlisten: Er
gab den Namen ›Mr. A. J. Cowlley‹ an.
    Es war bereits
zu spät. Lisa hatte gewählt und wartete, während es viermal läutete. Dann sagte
sie: »Oh, Mist, schon wieder ein Anrufbeantworter.« Und sie wollte auflegen.
    Es blieb bei
der Absicht.
    Etwas kroch aus dem Hörer. Etwas sehr Großes und
sehr Zorniges.
    Es sah aus wie
eine Made. Eine riesige, wütende Made, die aus Tausenden von kleinen Maden
bestand. Sie wanden sich hin und her. Und sie schrien. Millionen von winzigen Maden öffneten die winzigen Mäuler, und jedes
Maul gellte »Crowley!«
    Dann schwieg
das multiple Wesen. Der zuckende Leib schwang von einer Seite zur anderen, als
orientiere sich das Geschöpf. Unmittelbar darauf teilte es sich.
    Das Ding gab
Myriaden von Maden frei. Sie krochen über den

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