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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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kommen letztendlich dafür auf.
     
    Das sie in dem Brief bezog sich auf die
Wettervorhersage im Radio.* [* R. P.
Tyler besaß keinen Fernseher. Seine Frau drückte es folgendermaßen aus: »Ronald
läßt es bestimmt nicht zu, daß so ein Ding ins Haus kommt, nicht wahr, Ronald?«
Er pflichtete ihr natürlich bei, obgleich er insgeheim mit dem Gedanken
spielte, sich irgendwann einmal ein Beispiel für den jugendgefährdenden Schund
anzusehen, gegen den die Nationale Vereinigung der Fernsehzuschauer und
Radiohörer immerzu protestierte. Selbstverständlich hatte er kein persönliches
Interesse daran. Er wollte nur wissen, wovor es die Jugend zu schützen galt.] R. P. Tyler machte sie für das Wetter
verantwortlich.
    Knuddel blieb
an einem Strauch stehen und hob das Bein.
    R. P.
Tyler wandte verlegen den Blick ab. Es mochte durchaus sein, daß sein
abendlicher Spaziergang in erster Linie dazu diente, dem Zwergpudel
Erleichterung zu verschaffen, aber er lehnte es strikt ab, das zuzugeben.
    Er beobachtete
die grauen und schwarzen Gewitterwolken. Sie bildeten seltsame Formen,
stapelten sich übereinander, wirkten fast wie himmlische Lawinen, die jeden
Augenblick herabstürzen konnten. Blitze zuckten darin (bestens geeignet für die
Anfangsszene eines Frankenstein-Films), aber ihr Flackern ließ sofort nach, als
R. P. Tyler den Rand von Lower Tadfield erreichte. Mitten in den dunklen
Wolkenmassiven gab es einen Fleck aus hellem Tageslicht, doch der
hindurchschimmernde Sonnenschein glühte in einem gelblichen Ton und wirkte wie
ein gezwungenes Lächeln.
    Stille
herrschte.
    Und dann
brummte etwas.
    Vier Motorräder
fuhren über die schmale Straße. Sie donnerten an R. P. Tyler vorbei und
erschreckten einen Fasan, der mit entsetztem Krächzen aufstieg und über die
Hecken hinwegflatterte.
    »Wandalen!«
schrie R. P. Tyler.
    Das ländliche
England war nicht für solche Leute geschaffen, sondern für aufrechte Bürger wie
ihn.
    Er zerrte an
Knuddels Leine und marschierte weiter.
    Fünf Minuten
später sah er drei der Motorradfahrer wieder. Sie standen an einem umgestürzten
Wegweiser, einem Opfer des Sturms. Der vierte, ein hochgewachsener Mann mit
spiegelndem Visier, hockte weiterhin auf seiner Maschine.
    R. P.
Tyler schätzte die Situation ein und gelangte mühelos zu einer Schlußfolgerung.
Die Wandalen – er glaubte seine Meinung bestätigt – waren nach Lower Tadfield
gekommen, um das Kriegerdenkmal mit Farbe zu besprühen und Wegweiser
umzustoßen.
    Er wollte
gerade eine strenge Miene aufsetzen und sie zur Rede stellen, als ihm einfiel,
daß er es mit vier Rowdies
zu tun hatte, während sein einziger Verbündeter Knuddel hieß. Sie schienen
wesentlich kräftiger zu sein als er, und außerdem handelte es sich zweifellos
um gewalttätige Psychopathen. In R. P. Tylers Welt genügte es, ein
Motorrad zu fahren, um sofort zu einem gewalttätigen Psychopathen zu werden.
    Er beschränkte
sich darauf, das spitze Kinn vorzuschieben und einfach an den Fremden
vorbeizugehen, ohne ihnen Beachtung zu schenken,* [* Allerdings
versuchte er als Mitglied (bzw. Gründer) des lokalen
Nachbarschafts-Selbstschutzvereins, sich die Kennzeichen der Motorräder zu
merken.] während er
gleichzeitig einen mentalen Brief aufsetzte: Sehr geehrte Herren, an diesem
Abend mußte ich mit großem Kummer zur Kenntnis nehmen, daß Unser Schönes Dorf
von vielen Hooligans heimgesucht wurde. Ich frage mich, warum unsere Regierung
nichts gegen diese Plage unternimmt und …
    »Hallo«, sagte
einer der Motorradfahrer und hob das Visier. Dahinter kam ein schmales Gesicht
mit schwarzem Bart zum Vorschein. »Ich glaube, wir haben uns verirrt.«
    »Ah«, erwiderte
R. P. Tyler mißbilligend.
    »Der Wegweiser
ist im Sturm umgestürzt.«
    »Ja, da haben
Sie vermutlich recht.« R. P. Tyler stellte erstaunt fest, daß sein Magen
knurrte.
    »Tja, äh, wenn
Sie uns den Weg nach Lower Tadfield zeigen könnten …«
    R. P.
Tyler hob eine offizielle Braue. »Sie sind Amerikaner. Vom
Luftwaffenstützpunkt, nehme ich an.« (Sehr geehrte Herren, als ich den
Wehrdienst leistete, konnte mein Land stolz auf mich sein. Ich muß entsetzt und
mit großem Kummer zur Kenntnis nehmen, daß Soldaten von der Militärbasis
Tadfields durch Unser Schönes Dorf fahren und dabei wie gewöhnliche Halunken
gekleidet sind. Nun, ich weiß natürlich zu schätzen, daß sie die Freiheit der
westlichen Welt verteidigen, aber …)
    Dann erwachte
R. P. Tylers Freude an

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